Die Gemeinde informiert
Öffentliche Sitzung des Gemeinderates am 14. Oktober 2024
[Online seit 22.10.2024]
Die Sicherheit der Stromversorgung, der weiter beunruhigende Zustand des Gemeindewaldes und die Integration von Geflüchteten waren die beherrschenden Themen der jüngsten öffentlichen Sitzung des Gemeinderates am Montagabend in der Aula der Schillerschule.
Netze BW sieht Gemeinde bei der Stromversorgung gut aufgestellt
Als größtes Netzunternehmen für Strom, Gas und Wasser in Baden-Württemberg steht die Netze BW GmbH für eine sichere und effiziente Versorgung. Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten mit der Gemeinde über einen Konzessionsvertrag eng verbunden. Im Rahmen eines vereinbarten Netzdialogs erhielt der Gemeinderat von Regionalmanager Willi Parstorfer und Kommunalberater Ralf Strohecker einen informativen Einblick in die aktuelle Lage der kommunalen Stromversorgung.
Wie Parstorfer ausführte, ist die Netze BW mit 92 Standorten im Land vertreten, betreibt ein Stromnetz von 96.300 Kilometer, über das rund 2,33 Millionen Kunden versorgt werden. Bei der Netze BW sind etwa 5.400 Mitarbeitende und rund 600 Auszubildende beschäftigt. In Reilingen hat das Stromnetz eine Länge von 126,1 Kilometer, wovon auf das Mittelspannungsnetz knapp 30 Kilometer und 96 Kilometer auf das Niederspannungsnetz entfallen, über das die elektrische Energie an den größten Teil der Endverbraucher verteilt wird. 44 Ortsnetzstationen sind über das Gemeindegebiet verteilt. Aktuell gibt es in Reilingen 2.493 Hausanschlüsse, 43 mehr als noch vor zwei Jahren. 2023 wurden von der Netze BW rund 24 Millionen Kilowattstunden Strom für 4.540 Verbrauchsstellen bereitgestellt. Und das bei einer sehr geringen, unterdurchschnittlichen Ausfallzeit von aktuell 3,3 Minuten. Im bundesweiten Vergleich betrug die Ausfallzeit 12,2 Minuten (2022), in Frankreich 56 Minuten (2021) und in den USA gar 119 Minuten (2020).
In den vergangenen fünf Jahren hat Netze BW rund 840.000 Euro in die Zukunft der Stromnetze investiert, Nieder- und Mittelspannung erneuert, Freileitungen abgebaut, neue Umspannstationen aufgestellt und Baugebiete erschlossen. Ein relativ geringer Betrag, so der Regionalmanager, der sich durch den sehr guten Netzzustand erkläre. Künftig ständen ein bedarfsorientierter Netzausbau und die Integration erneuerbarer Energien im Fokus. In Reilingen werden derzeit 622 Photovoltaikanlagen betrieben, ein Plus von knapp 61 Prozent gegenüber 2020. Zugleich stieg die installierte Leistung von 5,3 auf 8,4 Megawatt. 18 Prozent des Stromverbrauchs werden mittlerweile von PV-Anlagen erzeugt. Am Wärmemarkt sind zunehmend Wärmepumpen eingesetzt. In Reilingen sind es bislang 155 Anlagen. 48,3 Prozent der Wohnungen werden mit Gas beheizt.
Auf Krisensituationen bestmöglich vorbereitet
„Die Entwicklung der Energiewende findet im Verteilnetz statt“, verdeutlichte Parstorfer anhand statistischer Werte zur Elektromobilität. 76 Prozent aller Ladepunkte im Netze BW-Gebiet seien in privater Hand, die verbleibenden 24 Prozent befänden sich im öffentlichen Bereich. In Reilingen sind aktuell 150 Ladestationen mit 152 Ladepunkten und einer installierten Gesamtleistung von 1.864 Kilowatt gemeldet. Im Fahrzeugbestand der Gemeindebewohner befinden sich 216 elektrifizierte Fahrzeuge, 144 Elektroautos und 72 Plug-in-Hybridfahrzeuge. Die Elektrifizierungsquote des Gesamtfahrzeugbestands von 5013 in Reilingen zugelassenen PKW liegt damit bei lediglich 4,3 Prozent.
Wie sich der Netzversorger auf mögliche Krisenszenarien eingestellt habe, wollte Peter Geng (Freie Wähler) wissen. Grundsätzlich sei im Bereich der Sicherheit seit Beginn des Ukraine-Kriegs viel unternommen und das Krisenmanagement verstärkt worden, so Parstorfer. Und die HoRAN-Gemeinden hätten ein entsprechendes Krisenhandbuch mit Handlungsempfehlungen erhalten, merkte Strohecker an. Eine 100prozentige Sicherheit gebe es nicht, waren sich die beiden Experten einig, doch seien alle Systeme der Netzbetreiber redundant ausgelegt, um das Risiko von Sabotage oder Systemausfällen möglichst gering zu halten. „Wir tun alles dafür, einen Blackout zu verhindern“, so Parstorfer. Weitere Anfragen aus dem Ratsgremium befassten sich mit dem Anteil an fossilen und erneuerbaren Energien (Jochen Lochner, Linke), der Strompreisgestaltung (Michael Lauer, Freie Wähler), der Absicherung gegen Cyberangriffe (Barbara Vogel, CDU) und dem bedarfsorientierten Netzausbau, der mit dem Ausbau von PV-Anlagen Schritt halten muss (Dr. Stefan Reschke, FDP).
„Grünes Herz“ gerät aus dem Takt
Bei der vor wenigen Tagen in Berlin vorgestellten Bundeswaldinventur war Beunruhigendes zu vernehmen. Von einem neuen Waldsterben war die Rede, dass der Wald seine Funktion als Klimaschützer nicht mehr so erfülle, wie früher, und weniger Kohlenstoff binde. „Das grüne Herz unseres Landes gerät aus dem Takt“, sagte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir. Doch wie sieht es konkret vor Ort im 140 Hektar Fläche umfassenden Gemeindewald aus?
Einen anschaulichen Überblick erhielt das Ratsgremium von Forstbezirksleiter Philipp Schweigler bei der Vorstellung des Betriebsplanes für den Gemeindewald im Forstwirtschaftsjahr 2025. Das feuchte Jahr, ohne längere Dürreperioden, habe den jungen Bäumen und Kulturen gutgetan, so seine erfreuliche Feststellung. Aber in Altbeständen setze sich der Absterbeprozess ungebremst fort. 2024 sei zudem ein nicht erwartetes Maikäferflugjahr gewesen, womit eine hohe Eiablage im Boden und damit ein neues Engerling-Problem einhergehe. Das bleibe nicht ohne Folgen. Der Schadholzanteil am Gesamtholzeinschlag liege seit 2017 regelmäßig bei 100 Prozent. Im aktuellen Forstwirtschaftsjahr belaufe sich der Einschlag an Schadholz auf über 1.300 Festmeter. Noch vor dem Jahresende erfolge ein Harvestereinsatz in Abteilung 9 bei der Bürgerbegegnungsstätte. 2025 sei ein Holzeinschlag von bislang 650 Festmetern geplant, was sich jedoch mit Blick auf die Schadholzentfernung schnell ändern könne.
Hoffnungsträger im Klimawandel sei die Eiche, die am besten mit den letzten trocken-heißen Jahren ausgekommen sei, führte Schweigler weiter aus. Der Forst setze dabei auf die tierische Hilfe der Eichelhäher und versuche so, die stark geschädigten Kiefernwälder im Gemeindewald mit Eiche anzureichern. Gegenüber der Bürgerbegegnungsstätte sei ein Hähertisch aufgestellt, wo gesammelte Eicheln deponiert werden können. Daneben greife der Forst auch auf das Mittel der Aussaat. Traubenkirsche und starke Vergrasung hätten in der Saatfläche der Abteilung 4 unter Einsatz der Forstfräse zurück gedrängt werden können. Mit Hordengattern werde der Anwuchs gegen Wildverbiss geschützt.
Im Gemeindeforst wird kein Geld mehr verdient
Revierförster Achim Freund stellte die wesentlichen Planzahlen für den Gemeindewald im kommenden Forstwirtschaftsjahr vor. Den geplanten Einnahmen von 48.000 Euro stehen Ausgaben von 56.850 Euro gegenüber. 31.000 Euro werden aus dem Verkauf von Forsterzeugnissen erwartet. 22.500 Euro beanspruchen die Aufarbeitungskosten. 7.100 Euro sind für das Anlegen und Pflegen neuer Kulturen, sowie 5.000 Euro für die Wegesanierung eingestellt. Für die Bekämpfung der Kermesbeere werden 2.000 Euro benötigt. Das klimaangepasste Waldmanagement wird mit 12.000 Euro bezuschusst. Der Betriebsplan beinhaltet weiter noch Ansätze für die Erholungsfürsorge Gemeinkosten des Forstbetriebes und Verwaltungsgemeinkosten.
„Die Zeiten, wo der Wald noch die Spardose der Gemeinde war, sind vorbei“, stellte Bürgermeister Stefan Weisbrod mit Blick auf das erwartete, von der Gemeinde zu übernehmende Defizit von 8.850 Euro fest. Und als ergänzende Information fügte er noch an, dass im Reilinger Eck ein Bewässerungsbrunnen niedergebracht werde, mit dem das Wachstum von Neukulturen optimaler gestaltet werden können. Peter Geng (Freie Wähler) wollte wissen, ob denn die Bodenqualität verbessert werden könne. „Wir müssen die Flächen so nehmen, wie sie sind“, stellte Revierförster Freund fest. Im Wald gebe es keine Möglichkeit, wie in der Landwirtschaft die Böden „vorzubereiten“. Jochen Lochner (Linke) regte an, das Schadholz im Wald zu belassen und diesem eine Schonzeit zu gönnen. Das geschehe bereits in Form von Bannwäldern bestätigte ihm Forstbezirksleiter Schweigler. Simon Schell (Grüne) zeigte sich betroffen über die Nachricht, dass der Wald zunehmend seine Funktion als CO2-Speicher verliere. Im Land treffe dies nicht überall zu, so Schweigler, im Hardtwald aber auf jeden Fall, denn dort seien die Schäden am größten. Dieter Rösch (SPD) machte auf ein kostenloses Erwerbsangebot von Bäumen aus dem Luisenpark Mannheim aufmerksam.
Ein informeller Hinweis von Revierförster Freund galt den Interessenten für Brennholz, die ihren Bedarf am 23. Oktober und 20. November in der Zeit von 16.00 bis 18.00 Uhr im Walldorfer Rathaus, Zimmer 132 anmelden können. Pro Haushalt sei die Abgabemenge auf jeweils fünf Festmeter Laub- und fünf Festmeter Nadelholz begrenzt. Je nach Holzart liege der Verkaufspreis zwischen 55 und 80 Euro.
Mit einem einstimmigen Votum verabschiedete das Ratsgremium schließlich den Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2025.
Integration von Geflüchteten bleibt eine Aufgabe der HoRAN-Gemeinden
Innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft arbeiten die Kommunen Altlußheim, Neulußheim, Hockenheim und Reilingen gemeinsam daran, Geflüchtete aus der Anschlussunterbringung möglichst zeitnah in den Alltag zu integrieren. Bis zum Jahresende ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) als Dienstleister beauftragt, die soziale und administrative Unterstützung dieser Personenkreise sicher zu stellen. Reilingen ist mit 0,4 Stellenanteilen an der Arbeitsleistung einer Integrationsmanagerin beteiligt. Sie ist in Reilingen aktuell für die Betreuung von 136 Ukrainern und 18 sonstige Asylbewerbern verantwortlich.
Zum 1. Januar übernimmt die Große Kreisstadt Hockenheim anstelle des DRK die Koordination und Durchführung des Integrationsmanagements. Die bisher für Reilingen zuständige Integrationsmanagerin wird übernommen. Der auf Reilingen entfallende Kostenaufwand liegt bei jährlich knapp 32.000 Euro, abzüglich einem Landeszuschuss von 18.950 Euro.
Gegen diesen Vorschlag gab es keine Einwände. Er wurde einstimmig gebilligt.
Elf weitere Einzelspenden
Die Annahme von elf weiteren Einzelspenden mit einer ansehnlichen Summe von 2.150 Euro bestätigte der Gemeinderat auf Basis der schon vor 15 Jahren erlassenen Richtlinien. Über die höchste Spendensumme von insgesamt 1.950 Euro kann die Freiwillige Feuerwehr verfügen. 50 Euro sind für die Ukraine-Hilfe und 75 Euro für die Flüchtlingshilfe bestimmt. Für soziale Zwecke wurden 75 Euro gespendet.
Sanierung der Landesstraße 546 ab Martini
Eine ab 11. November anstehende Deckensanierung der zwischen St. Leon-Rot und Neulußheim verlaufenden Landesstraße 546 kündigte Bürgermeister Stefan Weisbrod an. Betroffen ist der Streckenabschnitt nahe dem Abzweig L 556 (Steinallee) und der Gemeinde Neulußheim. Die in sieben Abschnitte unterteilten Tiefbauarbeiten sollen sich auf einen vier- bis fünfwöchigen Zeitraum erstrecken und bis voraussichtlich Mitte Dezember andauern. Im Bauverlauf sei mit starken Beeinträchtigungen des Verkehrs am südlichen Ortseingang zu rechnen, erwartet Weisbrod. Auch der öffentliche Nahverkehr sei hiervon betroffen. Das Regierungspräsidium werde hierzu noch eine detaillierte Pressemeldung herausgeben.
Anfragen der Ratsmitglieder
Peter Künzler (Freie Wähler) sah die Verkehrssicherheit gefährdet, wenn Linienbusse an den Haltestellen der Hauptverkehrsachsen überholt werden.
Jochen Lochner (Linke) regte an, die Fahrradständer am Rathaus und dem Rewe-Parkplatz zu überdachen.
Dr. Stefan Reschke (FDP) begegnete den rückläufigen Verkehrszahlen einer kürzlich vorgenommenen Verkehrszählung mit großer Skepsis. Bürgermeister Stefan Weisbrod kündigte eine weitere Erhebung mit dem Ziel repräsentativer Ergebnisse an.
Heinrich Dorn (SPD) warnte davor, im Zuge der Landesstraßensanierung den landwirtschaftlichen „Rote-Heckweg“ vorübergehend für den allgemeinen Verkehr zu öffnen.
Klaus Schröder (Freie Wähler) erkundigte sich nach dem angekündigten Bau eines Ärztehauses. Bürgermeister Stefan Weisbrod verwies in seiner kurzen Antwort auf laufende Gespräche über denkbare Alternativen. (jd)
Fotos: jd (3), ForstBW (2)
Informationen zur Grundsteuerreform
Die Grundsteuer muss wegen eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts bundesweit reformiert werden. Deshalb wird das Finanzamt die Grundstücke neu bewerten. Maßgebend hierfür sind die Verhältnisse zum 01. Januar 2022. Der ermittelte Grundsteuerwert wird ab dem 01. Januar 2025 verwendet, um die Grundsteuer neu zu bemessen.
Das Ministerium für Finanzen Baden-Württemberg hat die Grundstückseigentümer zur Abgabe einer sogenannten Feststellungserklärung bis zum 31. Oktober 2022 aufgefordert.
Mit nachstehend zum Download bereitgestellten Dokumenten informieren wir Sie über die Reform und das vorgesehene Verfahren.
Weitere Informationen zur Grundsteuerreform finden Sie unter
Reilinger Flüchtlingshilfe
Auch in unserem Dorf wollen wir den Geflüchteten eine sichere Unterkunft anbieten. Damit diese Hilfe auch genau dort ankommt, wo sie tatsächlich gebraucht wird, wurde eine separate Homepage erstellt.
Alle Reilinger Bürgerinnen, Bürger und Firmen können sich hier über die Maßnahmen zur Unterstützung ukrainischer Flüchtlinge in unserer Gemeinde informieren.
Bitte helfen Sie mit !
Alle Informationen finden Sie unter:
http://ukraine.reilingen.net/