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Eine Freundschaft, die Grenzen und Distanz überwindet |
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"Das Gewöhnliche gibt der Welt ihren Bestand, das Außergewöhnliche ihren Wert." Dieser Gedanken des Engländers Oscar Wilde hat sicherlich von seiner Bedeutung wenig verloren. Internationale und weltweite Zusammenarbeit auf wirtschaftlichem und technologischem Sektor sind längst zur Alltäglichkeit geworden. Die intensive Begegnung von Menschen untereinander, die enge und herzliche persönliche Freundschaft über Ländergrenzen hinweg sind nach wie vor außergewöhnlich und damit auch beispielhaft. Vera Bobanovacki ist gerade 17 Jahre alt, stammt aus Serbien und fühlt sich seit über zwei Wochen in der Kurpfalz wohl, hat hier zusammen mit ihrer Freundin Alena Mahler aus Hockenheim nicht nur schöne Tage verbracht, sondern auch viele junge Menschen kennen gelernt. Und alle haben sich prächtig verstanden. Diese Geschichte ist allerdings viel mehr als eine Jugendbegegnung oder ein Austausch. Sie hat tiefere Wurzeln. Der Anstoß kam von Andrea Ballreich, in Reilingen als Ansprechpartnerin im Sekretaria des Bürgermeisters bekannt und geschätzt. Viele wissen auch, dass Andrea Ballreich, die väterlicherseits jugoslawiendeutscher Abstammung ist, sich viel mit der Vergangenheit und der Geschichte ihrer Vorfahren beschäftigt. Etwa um 1790 hatten sich die Vorfahren von der Pfalz aus in das heutige Serbien begeben, um dort Land urbar zu machen. Andrea Ballreichs Vorfahren lebten in der damals kleinen Gemeinde Katsch in der Nähe von Novi Sad. Andrea Ballreich schlug ihrer damals im Jahre 2001 gerade elf Jahre alten Nichte Alena vor, doch einmal einen Brief in die Heimat der Eltern zu senden, weil dort Briefkontakte gesucht wurden. Alena schrieb einen Brief und stellte sich und ihre Familie und ihre Interessen und Hobbies vor. Und der Brief gelang an die gleichaltrige Vera aus Katsch, der Gemeinde, in der Alenas Großvater geboren wurde. Ein reger Briefwechsel begann, man hatte gleich viele Gemeinsamkeiten, man war neugierig aufeinander. Für die junge Serbin Vera war dies auch ein Anlass, ihre Deutschkenntnisse zu vertiefen. Zum einen in der Schule als zweite Fremdsprache und zum andern hatte Vera das Glück, dass auch ihre Mutter ganz gut deutsch verstand und sprach. Und bald gingen die Briefe nicht mehr in englisch, sondern in deutsch hin und her. Im September 2002 kam eine Folkloregruppe aus Katsch nach Oftersheim zur "Katscher Kerweih" und Vera war dabei. Die beiden Mädchen waren gespannt aufeinander und verstanden sich prächtig. Im Oktober des Jahres 2003 war Alena erstmals in Katsch, im Jahr 2005 verbrachte sie einen Teil der Ferien dort und auch in den Pfingstferien des vergangenen Jahres war Alena bei Vera. "Jetzt wird es aber Zeit, dass du mal wieder mich besuchst", hatte Alena beim letzten Abschied ihrer serbischen Freundin zugerufen. Und nach einer Vielzahl von Formalien auf beiden Seiten kam dann endlich wenige Tage vor Weihnachten der erlösende Bescheid: Visum liegt vor. Vera darf nach Deutschland. So kam Vera am 23. Dezember in Stuttgart an und die beiden Freundinnen lagen sich freudestrahlend in den Armen. Über zwei Wochen waren sie jetzt zusammen. "Wir haben einfach alles gemacht, was jungen Mädchen Spaß und Freude macht", lachen die beiden jungen Damen beim Gespräch in der Redaktion unserer Zeitung. "Vera ist unwahrscheinlich ehrgeizig, was die deutsche Sprache anbetrifft", lobt Alena ihre serbische Freundin. "Und zwei Wochen unter jungen Menschen, die alle deutsch reden, da habe ich ich mich sehr anstrengen müssen, aber es ist großartig", blickte Vera am Tag vor ihrer Abreise zurück. Immerhin hatte sie ja bereits mit einem Aufsatz in deutscher Sprache über ihre Freundschaft mit einer jungen Deutschen einen europäischen Preis erhalten, der ihr in Graz überreicht worden war. Festgestellt haben die beiden Mächen eines: Jugend hat keine Vorurteile, weder in Deutschland noch in Serbien. Skepsis zeigen die älteren Generationen den anderen gegenüber. "Aber wir Jüngeren sollten deshalb durch unser Vorbild der Freundschaft den Älteren zeigen, was der bessere Weg für die Zukunft ist", sind sich Alena und Vera einig. Vera hatte in ihrer Heimatgemeinde Katsch, das zwischenzeitlich etwa 13 000 Einwohner hat, ihrer Freundin Alena bei deren früheren Besuchen nicht nur den ganzen Ort gezeigt, sondern sie hatten auch das Haus ausfindig gemacht, das Alenas Großvater vor der Vertreibung aus der alten Heimat gehörte. Und wie wird es weitergehen? "Vielleicht klappt es und wir können mit einem Onkel von Vera im Sommer am Meer Urlaub machen", strahlen Alena und Vera in Vorfreude. Wenn Vera im nächsten Jahr das Abitur ablegt, will sie studieren. "Architektur wäre schon interessant", blickt die junge Serbin in die Zukunft. "Da kannst du ja dann ein oder zwei Semester in Karlsruhe studieren", wirft Alena gleich ein. Der Abschied fiel dann gestern nicht leicht. Kein Wunder, dass beide Tränen in ihren gleichfarbenen, tief dunkelbraunen Augen hatten. "Wir sehen uns bald wieder, wir hören voneinander, wir schreiben uns. . .", der Abschiedsschmerz muss überwunden werden. Die Freundschaft bleibt, die Freundschaft zwischen zwei jungen Menschen gleicher Herkunft und doch verschiedener Wurzeln. Die Freundschaft zwischen jungen Menschen verschiedener Nationen als Grundpfeiler einer friedlichen Zukunft. ba aus SZ, Foto Ballreich |
( 15.01.2007 - 14:05) |
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