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Atomrechtliche Nutzung des Zwischenlagers ist noch nicht abgesegnet

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Während auf der Rheinschanzinsel nach wie vor von einem Betonlaster nach dem anderen Tatsachen geschaffen werden, ist die atomrechtliche Nutzung des geplanten und derzeit im Bau befindlichen Zwischenlagers noch immer nicht von den zuständigen Gerichten abgesegnet. "Wir haben gerade die Klageerwiderung des Kraftwerksbetreibers erhalten", erklärt Ingrid Klumpp von der Bürgerinitiative Philippsburg, die gegen die Einrichtung des standortnahen Zwischenlagers vor Gericht gezogen ist.

In ihrer Klage vor dem Bundesverwaltungsgericht in Mannheim hatten die Gegner des Zwischenlagers wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung betonen, zahlreiche Argumente gegen die Einrichtung dieser Anlage vorgebracht, in der immerhin über 40 Jahre Atommüll in Castor-Behältern deponiert werden soll.

Ihre gutachterlich belegten Argumente über eine, wie sie betonen, unzumutbare Strahlenerhöhung, den fehlenden Schutz gegen terroristische Angriffe etwa mit voll betankten Passagiermaschinen und fehlende Erkenntnisse über die Castoren, wurde vom Kraftwerksbetreiber, der EnBW, in der Klageerwiderung samt und sonders als längst in der Anhörung vor wenigen Jahren geklärte Punkte abgetan. "Wir prüfen zurzeit, wie wir weiter gegen die atomrechtliche Nutzung dieser Anlage vorgehen können", erklärt Klumpp auf Nachfrage.

Vom Kraftwerksbetreiber waren indessen keine Informationen zu erhalten, selbst ein lange Zeit zuvor ursprünglich zugesagter Besuch der Baustelle auf dem Gelände des Kernkraftwerkes in Philippsburg wurde von einem Sprecher des Unternehmens kurzfristig abgesagt. Die offizielle Begründung an die Presse lautete, dass "es die Leser Ihrer Zeitung nur langweilen wird, weil es nichts zu sehen gibt" und dass es "kein betriebliches Interesse an einer Berichterstattung gibt". Dennoch beruft sich das Kernkraftwerk nach wie vor darauf, eine transparente Informationspolitik zu betreiben, man wolle, so der Sprecher weiter, "nur keinen Baustellentourismus ins Leben rufen".

Den Bürgermeister der Region - im Zehn-Kilometer-Radius rund um die Rheinschanzinsel leben rund 200 000 Menschen - wurde indessen vor den Sommerferien Näheres über das Zwischenlager mitgeteilt. So zeigte sich Kraftwerksleiter Dr. Josef Zimmer gegenüber den Verwaltungschefs von links und rechts des Rheines überzeugt, dass dieses Zwischenlager, an dem bereits trotz der Klage seit einiger Zeit intensiv gebaut wird, im Frühsommer 2006, also bereits in wenigen Monaten, in Betrieb gehen werde.

Auf der Baustelle wurde inzwischen das Fundament für die Halle des Zwischenlagers gegossen, die immerhin knapp 100 Meter lang und 37 Meter breit werden soll - das ist immerhin fast die Größe eines halben Fußballfeldes. Der Lagerbereich eins soll laut Antrag der EnBW Platz für rund 72 Stellplätze bieten, Lagerbereich zwei soll 80 Castoren aufnehmen können. Damit summiert sich die Gesamtkapazität des Zwischenlagers auf 152 Castoren.

Die Brennelemente, die nach dem Wunsch der EnBW ab Sommer 2006 dort eingelagert werden sollen, erzeugen, so räumt der Betreiber im Antrag ein, eine so genannte Nachzerfallswärme, die sich laut Kurzbeschreibung des Unternehmens auch auf die bereits gegossene Bodenplatte unter den Behältern auswirkt. Die Gutachter des Unternehmens haben die Hitze im Antrag auf 120 Grad Celsius beziffert.

Der Philippsburger Gemeinderat hat sich nun in seiner nächste Woche mit einem geothermische Gutachten zu befassen, bei dem es um die Auswirkung dieser enormen Strahlungswärme auf den Untergrund und das Areal rund um das Kernkraftwerk geht. Der dabei zustande kommende Entschluss der kommunalen Bürgervertretung dürfte aber wohl, so vermuten Verwaltungsexperten, keinen wirklichen Ausschlag mehr auf das Genehmigungsverfahren haben.

"Bereits heute ist die Bedeutung der Zwischenlager für die Reduzierung der Transporte abgebrannter Brennelemente ins Ausland unübersehbar", freut sich das Bundesamt für Strahlenschutz in einer Broschüre über die Standortzwischenlager, wie es in Philippsburg geplant ist. Während 2002 noch 43 Transporte mit Atommüll in die ausländischen Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague und Sellafield stattfanden, 2004 elf und in den ersten sechs Monaten dieses Jahres noch zwei, wurden sie nach den Vorgaben des Atomgesetzes seit dem 1. Juli völlig eingestellt.

Im Kernkraftwerk Philippsburg fallen jährlich im Mittel etwa 48 bestrahlte Brennelemente in Block II und etwa 100 in Block I an, fasst die EnBW zusammen. Dieser Atommüll soll nach den Vorstellungen des Unternehmens bis zur Stilllegung der Anlage immer wieder in den kommenden Jahren im Zwischenlager auf der Rheinschanzinsel untergebracht werden und dort auf einen möglichen Abtransport ins Zwischenlager warten- das könnte allerdings mindestens 40 Jahre dauern. ch aus SZ
( 26.09.2005 - 13:51)

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