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Einziges „Doping“: ab und zu ein Gläschen Rotwein |
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Zugegeben: Ein bisschen verrückt ist es schon, was sich fünf Reilinger jedes Jahr in einer Woche der Sommerferien zumuten auf einer Radtour durch Frankreich. Und das nun schon seit 18 Jahren. Rund 9000 Kilometer haben sie dabei insgesamt schon zurückgelegt. Während andere sich an den Badestränden in der Sonne aalen und die schönste Zeit des Jahres genießen, legen die fünf Männer während dieser Woche täglich Etappen von etwa 100 Kilometer zurück. „Und das aus purem Spaß, ohne Doping, höchstens mal mit einem Gläschen Rotwein“, betonen die Herren augenzwinkernd in Anspielung auf die vor kurzem zu Ende gegangene „Skandal“-Tour de France. Ursprünglich war ja nur eine einmalige Tour in die Partnergemeinde Jargeau geplant gewesen, „aber das hat uns einen so großen Spaß gemacht, dass wir das jedes Jahr machen wollten, immer in eine andere Region“, sagt Peter Hancke, Initiator des Ganzen. „Die eine Tour ist noch nicht zu Ende gefahren, da hab ich schon die nächste Route im Kopf“, lacht er, und man merkt, welche Freude ihm allein die Planung macht. Bevor es jedoch richtig losgehen kann, ist eine gute Vorbereitung notwendig. Jeden Sonntag treffen sich die fünf und radeln gute zwei Stunden. Kurz vor der Tour legen die fünf Männer auch schon mal 100-Kilometer-Etappen zurück. „Es will sich ja keiner blamieren“, grinst Hancke, „manche machen deshalb auch ein Extra-Training, so ganz heimlich, damit die anderen staunen können“. Richtig professionell ausgestattet, von der detaillierten Routenbeschreibung für jeden bis zum Begleitfahrzeug mit Ersatzteilen, haben die Hobbyradsportler an alles gedacht, bevor sie ihre Tour starten. Diesmal in die Provence In diesem Jahr hatten sie sich den Süden Frankreichs, die Provence, vorgenommen. Schnell wurde man bei der Suche im Internet nach einer geeigneten Unterkunft für die Woche fündig. In einem idyllischen kleinen Ort in der Nähe von Aix-en-Provence mieteten sich die Männer ein Häuschen und unternahmen von dort aus ihre täglichen Touren. Bei durchweg gutem Wetter radelten die Reilinger unter anderem auch durch die Schlucht von Verdon, dem größten Canyon Mitteleuropas, und kamen durch viele malerische Dörfer wie Gordes, das sogar auf der Liste der „schönsten Dörfer Frankreichs“ steht. Als besondere Herausforderung wollte man den Mont Ventoux, den „windigen Berg“ oder „Giganten der Provence“, wie der 1912 Meter hohe Berg auch genannt wird, bezwingen. Dass der „schlimmste Berg der Tour“, wie Radprofis sagen, seinem Namen alle Ehre macht, können die Männer nun bestätigen. „21 Kilometer lang geht es nur bergauf, und das bei einer Steigung bis zu zehn Prozent“, erinnert sich Peter Hancke. „So schlimm hatten wir uns das nicht vorgestellt, da brauchst du deine ganze Überzeugungskraft, um da hochzufahren“. Haben es denn alle geschafft? „Nein“, antwortet Hancke, „nur zwei waren ganz oben“. Die Anstrengung, die notwendig ist, um das zu schaffen, kann man sich lebhaft vorstellen, wenn man Peter Hancke erzählen hört. „Auf den letzten sechs Kilometern ist nichts mehr bewaldet“, meint er, „so dass es auch keine schattigen Abschnitte mehr gibt, die hellen Steine am Wegesrand reflektieren die Hitze, und kräftige Windböen, die das Rad manchmal um einen halben Meter versetzen, machen schwer zu schaffen.“ „Da muss man selbst bei der Abfahrt schauen, dass man nicht vom Rad geweht wird“. Ausschließlich selbst verpflegt Nach einem anstrengenden Tag schmeckte dann am Abend das Essen umso besser. „Aber nicht im Restaurant – wir haben uns selbst verpflegt, jeden Tag war ein anderer mit dem Kochen dran“, erklärt Peter Hancke stolz. Und es kamen keine Fertiggerichte auf den Tisch, alles wurde frisch vor Ort eingekauft. Natürlich hat man zu Hause unter der Anleitung der Ehefrau erstmal probegekocht. „Schließlich muss man ja wissen, ob das überhaupt schmeckt.“ Und dass dem so war, belegt die Tatsache, dass die Herren bei besonders schmackhaften Gerichten sogar die jeweiligen Kochrezepte untereinander ausgetauscht haben. Hausmusik mit Einheimischen Besonders genossen hat das Quintett die Abende vorm Haus. Auf dem Gässchen saß man in fröhlicher Runde bei dem einen oder anderen Gläschen „Vin rouge“ zusammen, und Charly Weibel spielte Gitarre. Die musikalischen Klänge blieben auch bei den einheimischen Nachbarn nicht ungehört. „Ein Dorfbewohner, der im Haus nebenan wohnt, kam mit seiner Gitarre herüber und setzte sich zu uns. Und dann haben die Deutschen und die Franzosen – als wäre es immer schon so gewesen – zusammen musiziert“, erzählt Peter Hancke, „und beim Abschied hat er gemeint, dass er jetzt immer an uns denken würde, wenn er Gitarre spielt“. Musik ist eben doch die einfachste Form der Völkerverständigung, da braucht man nicht einmal Sprachkenntnisse … Andrea Ballreich aus SZ |
( 20.08.2007 - 11:00) |
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