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Umgang mit Demenz - Wege aus der Krise sind möglich

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Die Pflege eines Demenzkranken erfordert viel. Spätestens dann, wenn sie zur Aufopferung, die alltäglichen und psychischen Belastungen für den oder die betroffenen Angehörigen zu groß werden, tut Hilfe not. Der im März vergangenen Jahres gegründete Verein "Vita vitalis", der sich für die Interessen von Demenzkranken einsetzt, möchte deshalb ab Mitte Mai eine "Angehörigengruppe" ins Leben rufen. Wir sprachen mit der Sozialpädagogin Kirsten Becker-Bikowski und Beate Bikowski, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes der Sozialstation, die die Leitung des Einführungsseminares übernehmen werden.

Wie hat sich der Gedanke entwickelt, eine "Angehörigengruppe" zu gründen, die speziell auf Demenzkranke zugeschnitten ist?

KIRSTEN BECKER-BIKOWSKI: Ich leite bereits den von der AOK in der Sozialstation angebotenen "Gesprächskreis für pflegende Angehörige". Meiner Erfahrung nach treten bei Demenz ganz spezifische Probleme auf, die sich von dem, was Angehörige älterer Menschen mit rein körperlichen Gebrechen zu beklagen haben, erheblich unterscheiden. Deshalb schien es uns angebracht, hier ein ganz eigenes Forum zu schaffen.

Was soll die "Angehörigengruppe" leisten?

BEATE BIKOWSKI: Zunächst einmal sollen Angehörige von Demenzkranken entlastet werden, sprich Gleichgesinnte treffen, mit denen sie sich gegenseitig austauschen können. Manchmal kann es schon helfen, wenn das Gefühl da ist, mit den eigenen Problemen nicht allein zu sein oder der Hilflosigkeit ein Gesicht zu geben. Wir helfen bei rechtlichen und finanziellen Fragen, es geht aber auch und vor allem um Themen wie symbiotische Beziehung, Abgrenzung und den Mut, eigene Freiräume durchzusetzen.

Tun sich damit Pflegende in der Regel schwer?

BECKER-BIKOWSKI: In sehr vielen Fällen. Erkrankt ein Familienangehöriger an Demenz, so bedeutet das für den Pflegenden nicht selten, aus seinem früheren, sozialen Umfeld herausgerissen zu werden. Ihm fehlt jeglicher Ausgleich, es scheint keine Möglichkeit mehr für ihn zu geben, etwas für sich zu tun. Die Folge sind oft starke, bis hin zu symbiotischen Bindungen. Vor allem Töchter können schwer loslassen.

Demenz kann so sehr verändern, dass der Erkrankte für seine Angehörige zu einem ganz anderen Menschen wird. Wie gehen die Betroffenen mit dieser Erkenntnis um?

BIKOWSKI: Das ist nicht einfach. Im Grunde genommen geht es um ein allmähliches Abschied nehmen, um einen Trauerprozess, dass der geliebte Mensch nie wieder so sein wird, wie er einmal war. Kann ein Angehöriger vom Demenzkranken diese Trauer nicht zulassen, schlägt sie mitunter auch in Aggression um, weil einem so viel genommen wurde. Diese Trauer ist übrigens auch bei den Demenzkranken selbst da, weshalb viele alles daran setzen, ihre Krankheit so lange wie möglich zu verheimlichen.

Gibt es überhaupt einen Weg aus der Krise?

BECKER-BIKOWSKI: Die Beziehung zwischen pflegendem Angehörigen und Demenzkranken birgt immer auch eine Chance. Gelingt es, ein gesundes Maß an Nähe und Distanz zu schaffen, für den anderen als auch für sich selbst gut zu sorgen, so kann eine solche Beziehung eine ganz neue Intensität - nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Demenzkranke in verstärktem Maße auf Emotionen reagieren - entwickeln.

"Vita vitalis" plant in Zusammenarbeit mit der Sozialstation die Einrichtung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft für demente Menschen in Hockenheim. Hoffen Sie auch, dass sich die Mitglieder der "Angehörigengruppe" in diesem Bereich engagieren?

BIKOWSKI: Auch wenn das keinesfalls zwingend ist, wäre es natürlich schön. Gerade den Angehörigen soll ja im Rahmen einer solchen Wohngemeinschaft ein hohes Maß an eigenen Gestaltungsmöglichkeiten zugebilligt werden.

Sie wollen auch ein Seminar zum Thema "Umgang mit Demenz" anbieten?

BECKER-BIKOWSKI: An diesem Seminar, das an sieben Abenden jeweils einmal pro Woche in den Räumen der Sozialstation stattfinden wird, können alle Interessierten, ob sie der "Angehörigengruppe" angehören möchten oder nicht, teilnehmen. Wir werden grundsätzliches Wissen über Demenz vermitteln, Fragen nach Definition, Entstehung, Erkennen bis hin zum Umgang mit dieser Krankheit nachgehen. Außerdem geht es darum, Angehörigen einen Zugang in die Welt von Demenzkranken zu vermitteln.

Weitere Informationen über das Seminar und die "Angehörigengruppe" sind unter Telefon 06205/94 33 18 erhältlich.
Elke Seiler aus SZ
( 09.05.2005 - 14:48)

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