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Folgenschwere Kostümwechsel

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Was passiert, wenn ein Macho wie aus dem Bilderbuch ("Gott gab den Menschen Intelligenz, die Ausnahmen bekamen die Regel") in eine WG ziehen muss, in der ausschließlich scheinbar überzeugte Single-Frauen leben ("Männer sind Schweine")? Die Antwort gaben am Wochenende die Mitglieder des Schweigerstadels in drei Vorstellungen im Reilinger Lutherhaus. Vor ausverkauften Reihen - es hat sich herumgesprochen, dass das Ensemble amüsante Unterhaltung auf hohem Niveau bietet - führten die 14 Hobby-Schauspieler das Lustspiel "Macho auf Stöckelschuhen" auf.

Georg Pauli (überzeugend verkörpert von "Chef" Klaus Schweiger) ist Schriftsteller - und eben Macho. Sein neues Buch stößt bei seinen Verlegern (Barbara Zirker und Uwe Arnold) auf wenig Gegenliebe. Sie befürchten die Rache aller Emanzen, Frauenverbänden und nicht zuletzt von Alice Schwarzer persönlich. Aber sie machen ihrem "Starautor" ein Angebot: Er solle einfach in die Frauen-WG einziehen und über seine Erfahrungen ein Buch schreiben - verkleidet natürlich als Frau!

Georg Pauli, der sich als "Geschenk Gottes an alle Frauen" sieht, sträubt sich zunächst mit Händen und Füßen, hat aber schließlich keine Wahl. Und schwört, er werde nach drei Monaten zum "Frauenversteher" mutiert sein.

Respekt für Absatzhöhe
Nach einigen Schminktipps seiner Verlegerin betritt Georg Pauli, von nun an Paula Georgi, als imposante Dame mit schriller Stimme und Stöckelschuhen, deren Höhe selbst den Damen im Publikum einigen Respekt abnötigten, unter brüllendem Gelächter die Bühne. "Sie hätten mal die Peinlichkeit erleben müssen, als wir in Schuhgeschäfte gegangen sind und nach Pumps für meinen Mann gefragt haben", verriet Annette Schweiger, im wirklichen Leben die Frau des Schauspielers, den amüsierten Besuchern.

Nacheinander lernt "Paula" ihre Vermieterin Anna alias Vera Strittmatter (resolut, aber warmherzig) sowie ihre Mitbewohnerinnen kennen: Isolde (Nina Schweiger, die 15-Jährige, die ihren ersten Auftritt im Schweigerstadel hatte, lieferte eine überzeugende Leistung ab und bewies, dass sie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten kann), Annas Nichte und ein rotzfrecher Teenie, Stephanie (Nanette Frey), aufgrund schlechter Erfahrungen scheinbar eine Männerhasserin, Vivian (Myriam Schuster), mehr an ihrem Studium denn an Männern interessiert und Lydia (Andrea Rösch), 24 Stunden am Tag auf der Suche nach einem Millionär.

Alltag mit Ebbe in der Kasse
Zunächst geht alles gut, der Alltag nimmt seinen Lauf, und der ist vorwiegend bestimmt von der chronischen Ebbe, die in Annas Kasse herrscht. So stehen nacheinander der fiese Vermieter (Daniel Braun) und der Geldeintreiber eines Kredithais (Fabian Beisel) auf der Matte, um wahlweise unmoralische Angebote zu unterbreiten oder Angst und Schrecken zu verbreiten.

Nachbar mit speziellen Interessen
Aber es gibt ja auch noch den netten, aber etwas unbeholfenen Nachbarn Hans (Bernd Borowitz) und seinen Sohn Martin (Özer Dogan), die den Damen helfen, wo immer sie nur können. Nicht ganz uneigennützig, wie sich bald herausstellen wird: Der Vater hat sich ausgerechnet in Stephanie ("Schokolade ist besser als jeder Mann, die befRiedigt auch in weichem Zustand") verguckt, sein Junge hat es auf Vivian abgesehen.

Jetzt erst gehen die Verwechslungen, Turbulenzen und das Chaos erst richtig los, und zu allem Überfluss taucht auch noch Annas Schwester, die Opernsängerin Bettina (Annette Schweiger), auf, die alle Protagonisten auf Tournee in New York wähnten.

Doch Ende gut, alles gut: Paula, nun wieder zu Georg geworden, hat sein Versprechen gehalten: Er hat angefangen, die Frauen zu respektieren und verblüfft nicht nur seine Verleger mit einem Geständnis: "Ich habe mich in Anna verliebt!" Doch nicht nur die beiden fallen sich glücklich in die Arme, auch Hans und Stephanie sowie Martin und Vivian schweben im siebten Himmel. Aber auch Lydia bleibt nicht auf der Strecke, sie kriegt endlich ihren reichen Mann: den Verleger Thomas.

Tosender Schlussapplaus
Tosender Applaus belohnte die Schauspieler nach dem letzten Vorhang, alle - natürlich auch die kaum benötigte Souffleuse Elvira Pfisterer - betraten die Bühne zusammen.

Doch trotz aller Heiterkeit der vergangenen zweieinhalb Stunden wurde es dann sehr still im Raum, als Klaus Schweiger mit belegter Stimme sprach: "Ich bin dankbar, dass ich so ein Super-Publikum habe. Aber heute haben wir zu Ehren meiner Nichte gespielt, die einen Verkehrsunfall hatte."
Anette Zietsch aus SZ
( 02.10.2008 - 16:41)

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