Was sonst interessiert

Und dann ging die "Adelheid" mit recht viel Qualm in Flammen auf
Abschied nehmen von der Kerweschlumpel

Zurück zur Startseite - Zur Kategorie-Übersicht


Selbst die Kartoffelkönigin Eileen wollte sich das heiter-makabre Spektakel zum Ende der Kerwetage nicht entgehen lassen / Tränende Augen und volle Gläser

Nach sonnigem Kerwewochenende hieß es am Dienstag Abschied nehmen von der Kerweschlumpel "Adelheid". Vier Tage lang hatte sie hoch über dem Eingang des Landgasthofs "Zum Engel" thronend, das Geschehen im Dorf beobachtet. Doch das Leben einer Kerweschlumpel ist kurz, auch sie musste, wie ihre vielen Vorgängerinnen den Flammen übergeben werden.

Zahlreiche Zuschauer hatten sich bei fast sommerlichen Temperaturen gegen 20 Uhr vor dem "Engel" eingefunden, um dem Spektakel aus nächster Nähe beizuwohnen. Die Musikfreunde unter Thomas Sturm unterhielten mit flotten Weisen, währenddessen die Kerweborscht des Männergesangvereins 1902 mit Kerwepfarrer Ludwig Wörner auf dem Podest der Eingangstreppe zum Gasthof Aufstellung genommen hatten.

Und da auch die Kartoffeln einiges mit der Kerwe zu tun haben, hatte auch die Kartoffelkönigin, die amerikanische "Potatoe Queen" Eileen aus Oftersheim, die Einladung zur Schlumpelverbrennung mit Freuden angenommen und bildete in ihrem herbstlich bunten Outfit mit großem Strohhut einen angenehmen Kontrast zum einheitlichen Schwarz der Kerweborscht.

"Ach Adelheid, du Schlumpel hold, ball werscht du herrunner g'holt. Dann werre laut die Borschte klage, wenn du liegscht uff deiner Trage. Komm holt sie vun dem Fenschter runner, vorbei isch Kerwe, isch ko Wunner. Borschte zeigt nochmal Kurasch, Musik auf zum Abhängmarsch", so rezitierte der Kerwepfarrer zu Beginn der Zeremonie.

Unter den Klängen eines Trauermarsches und dem Heulen der Umstehenden glitt Adelheid hinunter auf die Bahre zu ihrem letzten Gang, der sie im Geleit der Kerweborscht im Kerzenschein um die Verkehrsinsel am Rathaus führte. Im Hof des "Engel" nahm die "Briemuld" die Schlumpel auf und Kerwepfarrer Wörner hielt die gereimte Trauerrede. "Männa, Kinner un aach Fraue, unner Träne jetzt glei schaue uff'd Adelheid en letzschder Blick."

Auch die Kartoffelkönigin hatte eine kleine Rede vorbereitet. Für ihre Landsleute, die sie begleiteten, zuerst auf Englisch, dann für die Reilinger in Deutsch. Mit lustigem Akzent bedankte sie sich für die Einladung und "ich hoffe, dass es gibt immer genug auf eure Teller und eure Gläser sind immer voll." Viel Beifall gab es für diesen gelungenen Gag. "Und jetzt", kommandierte der Kerwepfarrer, "Adelheid, dein Leib aus Stroh, lodre hoch, Borscht brenn' sie oo!" Mit Trauermusik und greinenden Zuschauern loderten bald die Flammen in den nächtlichen Himmel.

Nachdem sich die Qualmwolken verzogen hatten und die traurigen, glimmenden Reste von der Feuerwehr gelöscht waren, versammelte sich die "Trauergemeinde" im Gasthaus, ließ die Kerwe noch einmal hochleben und freute sich bei Rippchen und Sauerkraut auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr.

svs
( 28.10.2005 - 11:19)

Zurück zur Startseite - Zur Kategorie-Übersicht

Das Verbrennen der KerwerschlumpelDas Verbrennen der Kerwerschlumpel
Kerweborscht vor dem Gasthaus \Kerweborscht vor dem Gasthaus \"Zum Engel\"

© Gemeinde Reilingen 2005