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Fünf Reilinger auf den Spuren der „Tour de France“ |
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Dass die Reilinger ein gewisses Faible für das Besondere haben, ist nichts Neues. Das fängt schon beim Gemeindewappen an – schließlich ist der dort abgebildete Hasenkopf nur noch auf dem Wappen einer weiteren Gemeinde zu sehen. Die Mundart wird in Reilingen gepflegt wie sonst nirgends und wo der der beste Käsekuchen gebacken wird, weiß in der Region sowieso jedes Kind. Weniger bekannt allerdings ist, dass es eine „Reilinger Tour de France“ gibt. Und das schon seit 1989. In jenem Jahr wurde die Partnerschaft mit Jargeau besiegelt, und in gewisser Weise fängt hier auch die Geschichte der „Reilinger Tour de France an. Im Dorfgemeinschaftshaus „Zum Löwen“ wurde damals ein Diavortrag von Josef Walch und Walter Brandenburger geboten, die anlässlich des 200-jährigen Bestehens der französischen Republik nach Jargeau geradelt waren. Auch die Reilinger Peter Hancke und Friedrich Feth saßen im Publikum und waren von dem Vortrag so begeistert, dass sie spontan beschlossen „das machen wir auch!“ In den „Reilinger Nachrichten“ wurde über eine Anzeige nach Mitradlern gesucht, und zu fünft wollte man dann im Jahr darauf mit dem Fahrrad in die Partnerstadt fahren. Zwei Wochen vor der geplanten Abfahrt aus Reilingen verunglückte die Frau von Friedrich Feth jedoch schwer und dieser konnte nicht mitfahren. Ihm zuliebe wollte man 1992 deshalb die Fahrt, die ursprünglich einmalig sein sollte, noch einmal machen. Und so fuhren die sportlichen Jungs, diesmal zu sechst, wieder nach Jargeau, wo sie vom damaligen Bürgermeister François Landré empfangen wurden. „Wir waren alle so begeistert von dieser Tour, dass wir beschlossen, jedes Jahr nach Frankreich zu radeln, aber immer in eine andere Region“, erzählt Peter Hancke, der die Fahrten schon von Anfang an plant. Während der ganzen Zeit haben die Männer nun schon viel vom Nachbarland Frankreich gesehen. So wurde beispielsweise die Strecke von Bordeaux bis Marseille gefahren, durch das Loiretal und die Bretagne geradelt, und auch durch die Normandie und die malerische Seineschleife entlang bis zur Mündung. Die „Côte d’Azur“ kennt Hancke wie seine Westentasche, dort verbringt er schon seit vielen Jahren in den Pfingstferien mit der Familie seinen Urlaub. Und dass er auch in Paris jeden Schlupfwinkel kennt, hat sich in Reilingen längst herumgesprochen, ganz unabhängig von der Radtour. „Wir sind schon ein richtiges Tourismusbüro für Frankreich geworden“, lacht Hanckes Frau Reni, „wann immer jemand eine Reise nach Frankreich plant, werden wir gefragt, denn bei uns gibt es immer einen guten Insider - Tipp“. 8778 km in 80 Etappen haben die Radler in den vergangenen 17 Jahren schon zurückgelegt. Das jährliche Pensum schafft man natürlich nur mit einer guten Vorbereitung. Ab März wird deshalb jeden Sonntag gute 2 Stunden trainiert, „manche trainieren auch heimlich“ meint Hancke mit einem breiten Grinsen. Überhaupt scheint ihm das Planen der jährlichen Radtouren riesigen Spaß zu bereiten. So hat er über jede Fahrt eine 80 bis 100 Seiten starke Broschüre gefertigt, in der jeder Tag von der Abfahrt bis zur Rückkehr dokumentiert ist. Die darin enthaltenen Fotos, die jeder in der Gruppe mal beiträgt, und auch die Anekdoten, die festgehalten werden, machen jedem, der das Büchlein durchblättert, regelrecht „Appetit“ auf Frankreich. Apropos Appetit – da sich die Radler immer in Ferienhäusern einmieten, wo man sich selbst verpflegen muss, ist auch jeder mal mit dem Kochen dran. Wer aber jetzt denkt, dass es bei dieser Männerwirtschaft bestimmt nur Dosenfutter oder Tütensuppe gibt, der hat sich kräftig geschnitten. Von „Lammkeule Provençal“ über marinierten und gegrillten Fisch bis hin zu einem köstlichen Dessert reicht der Küchenzettel, und so manche daheim gebliebene Ehefrau hat den Gatten am heimischen Herd wohl so noch nie erlebt. Ab und zu gönnen sich die Herren aber auch einen Restaurantbesuch, und dort ist es schon mal vorgekommen, dass sogar der Frankreichexperte Peter Hancke einen Begriff auf der Speisekarte verwechselt hat. „Einmal stand auf der Karte „Roignons“ und ich dachte, das hieße „Rotaugen“, verrät Hancke. „Alle bestellten daraufhin die Fische, aber wir bekamen saure Nieren serviert“, erinnert er sich. Kein Wunder, schließlich hätte bei Rotaugen „Rouget“ auf der Speisekarte stehen müssen. „Über die Geschichte lachen wir heute noch, denn wir haben alle ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut“. Im nächsten Jahr soll es nach Südfrankreich, in die Provençe gehen, wo man sich, vorbei an den blühenden Lavendelfeldern, diesmal an den legendären „Mont Ventoux“, den 1912 m hohen „windigen Berg“ wagen will. Traurige Berühmtheit hat der Berg im Jahr 1967 erlangt, als der Radprofi Tom Simpson, der fünf Jahre zuvor als erster Brite das Gelbe Trikot trug, dort verunglückte. Bei unserem Gespräch ist die Gruppe gerade erst mal zwei Tage von der diesjährigen Fahrt, die durchs Burgund führte, zurückgekehrt. Deshalb gilt es jetzt erst einmal, das umfangreiche Film- und Bildmaterial, das die fünf Radler mitgebracht haben, zu sichten. Daraus wird dann sicher wieder eine wunderschöne „Tour-Broschüre“ entstehen, die sich vor keinem Reiseführer dieser Welt verstecken muss. AB |
( 21.08.2006 - 11:27) |
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