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Lieb gewonnene Rituale verleihen Weihnachtsfest traditionelle Würde

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Alles Hoffen, Flehen, Beten und Wünschen hatte in der Region um Hockenheim in diesem Jahr nicht geholfen, endlich wieder einmal eine weiße Weihnacht zu erleben. Als am zweiten Weihnachtsfeiertag um die Mittagszeit doch noch Schneefall einsetzte, schien sich wenigstens die Hoffung vieler großer und kleiner Kinder zu erfüllen, doch noch den neuen Rodel, den das Christkind am Heiligen Abend unter den beleuchteten Tannenbaum gelegt hatte, auch ausprobieren zu können.
Da das Weihnachtsfest dieses Mal auf ein Wochenende fiel, schien dem hohen Fest zunächst noch die sonst üblichen hektischen Stunden zu fehlen. In den Geschäften und Supermärkten ging alles seinen gewohnten Gang, nur das Angebot war abwechslungsreicher und ein Tick außergewöhnlicher als an sonstigen Wochenenden.
Dass kurz vor Ladenschluss dann doch noch hie und da Hektik zu verspüren war, lag meist allein an den Menschen, die meinten, ihre Einkäufe "auf den letzten Drücker" vornehmen zu müssen. Da waren natürlich die Frischprodukte in den Kühltheken längst ausverkauft und das stressige Suchen begann. Für all die, die sich rechtzeitig auf die Festtage vorbereitet hatten, begann es zu diesem Zeitpunkt bereits Weihnachten zu werden.
Der seit Generationen übliche Gräberbesuch führte auch in Reilingen, wo der Sängerbund zusammen mit den Musikfreunden das beliebte Weihnachtsspielen gestalteten, viele Familien auf den Gottesacker. Die Gräber waren liebevoll geschmückt, Lichter wurden entzündet oder gar kleine Weihnachtsbäume aufgestellt. Es war schön zu erleben, wie vielerorts die Erinnerung an verstorbene Familienmitglieder und Freunde in das weihnachtliche Fest mit einbezogen wurde.
Und nichts passte wohl besser zu diesem Nachmittag als die musikalische Einstimmung auf drei Tage voller Besinnung und Freude. Gerne sang man das eine oder Lied mit und stimmte sich so nach den hektischen Tagen der Vorweihnachtszeit auf das höchste Fest des Jahres ein.
Für viele Familien war auch in diesem Jahr der Besuch der Gottesdienste einer der Höhepunkte von Weihnachten. Alle Kirchen der christlichen Konfessionen waren außergewöhnlich gut besucht und die ständigen Kirchgänger hatten nicht selten Probleme, beim frühen Andrang der "Tagesbesucher” einen Platz zu finden. Während die einen mit dem Besuch der Christmette oder des Festgottesdienstes ihrem Glauben Ausdruck verliehen, nutzten doch viele Gottesdienstbesucher auch die weihnachtliche Gelegenheit, den gerade als Geschenk erhaltenen Schmuck oder die neue Kleidung zu präsentieren.
Egal, ob nun so oder so: die besondere Stimmung in den Kirchen berührte jeden auf seine Art. Der Auftakt zum Weihnachtsfest in der Reilinger Wendelinuskirche stand ganz im Zeichen der Kinder, die mit einer stimmungsvollen Krippenfeier die Bedeutung von Jesus Geburt für die Menschen verdeutlichten. Dabei wurde einem, wie bei den Krippenspielen generell, wieder einmal bewusst, dass die Weihnachtsgeschichte eine Geschichte in Bildern sein soll. Dass bei dieser Feier keiner der derzeit drei Pfarrer in der Seelsorgeeinheit Hockenheim anwesend war, sorgte bei den vielen Gottesdienstbesuchern doch für Verwunderung.
Nach der traditionell gut besuchten Christmette wurde in der Wendelinskirche zudem noch ein Festgottesdienst gefeiert, der vom Kirchenchor "Cäcilia” besonders stilvoll umrahmt wurde.
Etwas für alle Altersgruppen bot auch die evangelische Kirchengemeinde in Reilingen. Zunächst gab es eine Krabbelgottesdienst, der entsprechend für Kleinkinder gestaltet wurde. Ein Krippenspiel und der erhebende Gesang des Kirchenchores standen im Mittelpunkt einer Christvesper am frühen Abend, während ein Bläserquartett die nächtliche Christmette in der vollbesetzten Weinbrennerkirche mitgestaltete. Höhepunkt aber war der Festgottesdienst mit Abendmahlsfeier am ersten Weihnachtsfeiertag, umrahmt vom Kirchenchor und Flötenkreis.
Auch in diesem Jahr zeigte sich wieder, dass Weihnachten ein Fest der Kinder und Familien ist. Nach den Festmenüs im Kreise der Familie, egal ob nun Zuhause oder in den Restaurants und Gasthäusern, zog es nur wenige Menschen hinaus in die ungemütliche, nasskalte Landschaft. Und wer unterwegs war, der besuchte meist Verwandte und Freunde, um mit ihnen die Weihnachtsfreude zu teilen.
Aber bei allen Außerhausaktivitäten war man dann doch nach einigen Stunden wieder froh, wieder daheim in der eigenen warmen Stuben zu sein. Die Kerzen an den Tannenbäumen wurden wieder entzündet und zu einem duftenden Glühwein oder Gewürztee schmeckten die Weihnachtsgutsel ganz besonders. Zeit auch für die Kinder, sich jetzt mit den vielen Geschenken zu beschäftigen - schließlich hatte der kurze Schneeschauer am gestrigen zweiten Weihnachtsfeiertag doch nicht zur erhofften weißen Pracht geführt.
Otmar A. Geiger aus SZ
( 28.12.2005 - 09:56)

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