Aus dem Rathaus

Einkaufen im Ort soll weiter möglich sein
Einkaufen im Ort soll weiter möglich sein

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Die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes zur innerörtlichen, wohnungsnahen Versorgung beschäftigt die Entscheidungsträger der Gemeinde schon seit 2001. Nach schwierigen und komplexen Verhandlungen ist es jetzt gelungen, die alles entscheidende Grundstücks- und Standortfrage zu klären. Damit ist der Weg frei für den Bau eines neuen Lebensmittelmarktes im Ortskern, der an Stelle des jetzigen, vor 25 Jahren errichteten HL-Marktes errichtet werden soll.

„Wir brauchen nicht fort- wir habens am Ort“. So vielfältige Einkaufsmöglichkeiten, wie sie sich hinter diesem Slogan verbergen, wünschen sich sicher alle Verbraucher, besonderes aber diejenigen, die ihren Einkauf nicht mit dem Auto erledigen können, wie z.B. alte oder gehbehinderte Menschen.
Die Realität sieht jedoch leider vielfach anders aus. In immer mehr Gemeinden im Lande ist die Situation unbefriedigend. Dies gilt vor allem auch für den sensiblen Bereich der Nahversorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs. Nicht nur „Tante-Emma-Läden“, sondern auch größere Geschäfte schließen für immer ihre Pforten.

Das Ergebnis einer Umfrage des Einzelhandelsverbandes Baden-Württemberg belegt, dass heute schon jede zehnte der 1.111 Gemeinden in Baden-Württemberg über zu wenig Lebensmittelgeschäfte klagt. Sollte der Trend zu großflächigen Einzelhandelsbetrieben „auf der grünen Wiese“ andauern, werden aller Voraussicht nach in relativ kurzer Zeit mehr als die Hälfte der Gemeinden mit weniger als 5.000 Einwohnern keinen Lebensmittelladen mehr im Ortskern haben, erwarten Experten.
Dieser Trend hat verschiedene Ursachen: Der knallharte, teils ruinöse Preiswettbewerb, der europaweit eingeschlagene Weg hin zu Discountern und großflächigen Betriebsformen, ein Wandel des Verbraucherverhaltens (Stichwort: „billige Lebensmittel, Erlebniskonsum“) und schließlich die Konkurrenz unter den Kommunen um die Ansiedlung von Großmärkten auf der eigenen Gemarkung.

Diese Entwicklung ist insofern problematisch, als sie längst kein Einzelfall mehr ist und immer auch mit einem Verlust an Lebens- und Servicequalität einhergeht.

Betroffen von dieser Entwicklung ist auch die Gemeinde Reilingen.
Auf Reilinger Gemarkung befinden sich derzeit zwei Lebensmittelmärkte, ein Penny-Markt, der kein Vollsortimenter ist und sich im Gewerbegebiet befindet, sowie ein HL-Markt als Vollsortimenter im Ortskern. Ein Lidl-Markt, der sich in der Hauptstraße 79 befand, ist insbesondere wegen unzureichendem Stellplatzangebot schon 2001 nach Altlußheim umgesiedelt. Dem HL-Markt hat die Unternehmensleitung nur dann eine Überlebenschance gegeben, wenn ausreichende Erweiterungsflächen zur Verfügung gestellt werden und die Nutzungsfläche auf über 800 qm angehoben werden kann.

Was also tun? Dem Drängen gleich mehrerer Investoren und potentieller Handelsketten nachgeben und am südlichen oder nördlichen Ortsrand einen neuen Lebensmittelmarkt zuzulassen, der gleichzeitig das Aus für eine innerörtliche Versorgung bedeutet hätte?
„Wir haben uns stattdessen für den schwierigeren Weg entschieden und für uns die Frage nach der Notwendigkeit einer innerörtlichen Nahversorgung mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet“, macht Bürgermeister Walter Klein die Position der Gemeinde deutlich. Sie sei auch Leitlinie für die sich über mehrere Jahre hinziehenden Verhandlungen und Gespräche gewesen, die man jetzt doch noch zu einem positiven Abschluss hätte bringen können.

„Die Gemeinde konnte sich alle erforderlichen Flächen und den Gebäudebestand sichern, um die Erweiterung oder sogar Neubau eines Lebensmittelmarktes in der Hauptstraße 105 möglich werden zu lassen“, stellt Bürgermeister Klein erleichtert fest. Zur weiteren Vorgehensweise erklärt er: „Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft wird auf dem Gelände eine Einkaufsstätte mit rund 1.200 qm für einen Vollsortimenter errichten“.

Wer den neuen Einkaufsmarkt betreibe, sei noch offen. Mit dem bisherigen Betreiber des HL-Marktes, der REWE-Handelskette, als auch mit anderen Unternehmen führe man derzeit entsprechende Verhandlungen. Sie haben eine langfristige Vertragsbindung und damit letztendlich eine dauerhafte wohnortnahe Vollversorgung zum Ziel.

„Eine gute Nahversorgung bildet ein wichtiges Stück unserer Lebensqualität. Sie zu sichern muss – auch vor dem Hintergrund einer steigenden Lebenserwartung – für alle Beteiligten eine zentrale Aufgabe sein“, fasst der Bürgermeister die Intention der Gemeinde zusammen. „Mit unserem Konzept haben wir für Reilingen eine tragfähige Lösung gefunden, die den spezifischen örtlichen Bedingungen und Möglichkeiten gerecht wird, die ein Einkaufen im Ort auch weiterhin möglich werden lässt“.

Vollsortimenter: Lebensmittelmarkt, der im Gegensatz zum Discounter ein breiteres Warenangebot mit Frischetheken und Drogerieartikeln hat und daher für die Nahversorgung von Bedeutung ist. Sein Flächenbedarf liegt mit mindestens 1.200 bis 1.500 qm Verkaufsfläche im Bereich der Großflächigkeit.

Foto: svs
( 20.01.2006 - 10:51)

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