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Mit Hoffnungen und guten Vorsätzen ins neue Jahr |
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Gehen wir einfach davon aus, dass es kein "verflixtes siebtes Jahr" im neuen Jahrtausend wird. 2007 also. Millennium längst vergessen. Ereignisreiche zwölf Monate liegen hinter Reilingen. In der Kurpfalz ist man eben aktiv. In jeder Beziehung. Und als in der Neujahrsnacht die Glocken der Reilinger Wendelinskirche sowie der historischen evangelischen Kirche das neue Jahr einläuteten, wurden viele guten Wünsche ausgesprochen und so manche Vorsätze gefasst. Und wie gerne würde man in die Zukunft schauen. Steht alles in den Sternen? Lügen die Sterne? Pardon, sie machen etwas ganz anderes: sie schweigen. In der Silvesterausgabe der "Financial Times" wird über ein unter Astrologieforschern legendäres Experiment hingewiesen: Man legte ein paar Dutzend Probanden ein Horoskop vor, das angeblich für jeden persönlich erstellt worden war. Die Mehrheit sah sich perfekt getroffen. Allerdings hatten die Forscher allen Probanden den gleichen Text gegeben. Und das war das persönlich ausgestellte Horoskop für einen Schwerverbrecher. Vielleicht ist da halt mit Sprachtricks und der Ichbezogenheit der Menschen einiges zu machen. Aber lassen wir die Sterne in Ruhe, die sind schließlich weit weg. Und den Mond wollen wir da erst gar nicht ins Spiel bringen. Der Mond mag zwar riesige Wassermassen im Rhythmus von Ebbe und Flut bewegen, auf winzige Objekt wie den menschlichen Körper übt er nur wenig physikalische Anziehungskraft aus. In kleinen Wasserpfützen gibt es auch keine Gezeiten. Und ob wir beim Bleigießen in die Zukunft sehen, das ist ungewisser denn je. Schließlich hat Blei ja seine frühere große Bedeutung längst verloren. Ganz früher, da hat man mit Blei Kriege gewonnen. Und ohne Blei wäre der Buchdruck undenkbar gewesen. Heutzutage? Das Benzin ist längst bleifrei. Und der "Bleistift" heißt schließlich nur so, er besteht aus Graphit. Und doch haben einige in der Silvesternacht noch Blei gegossen. Aber da ist das mit dem "Blei" auch so eine spezielle Angelegenheit. Fragen wir den Physiker, so sagt der uns, dass der Schmelzpunkt des Bleis bei 327,5 Grad Celsius liegt. Ganz schön heiß für das Wohnzimmer in der allerletzten Nacht des Jahres. Ob da wirklich ein Teelicht ausreicht? Nun ja, das "Blei", das uns für den Silvesterabend angeboten wird, setzt sich aus verschiedenen Metalllegierungen zusammen. Blei hat da nicht mal ein Fünftel Anteil. Aber Bleigießen klingt halt so schön traditionell. Und die Fantasiefiguren, die entstehen, die wehren sich auch gegen überhaupt gar nichts, was man in sie hineininterpretiert. Handfester ist da schon der Euro. Der Euro war sicherlich auch bei vielen Silvesterfeiern ein wahrlich vielseitiger Gesprächsstoff. Schließlich haben wir ihn seit genau fünf Jahren. Auch schon wieder. Trauern wir noch der "guten alten D-Mark" nach? Oder vermittelt uns der Euro, dass wir jetzt in Besitz einer "Weltwährung" sind, einem Pendant zum Dollar? War die D-Mark ein Zeichen des Selbstwertgefühls der Deutschen? Oder ist der Euro einfach unheimlich praktisch bei Auslandsreisen? Oder verspüren wir noch das anfängliche "Teuro-Gefühl". Konsumpsychologen sind der Meinung, dass die Statistiker anfangs einen allzu abstrakten Warenkorb zusammen gestellt hatten, um festzustellen, "unterm Strich" hätte es keine Verteuerung gegeben. In der Gastronomie gab es Aufschläge bis zu 30 Prozent, es war aber billiger geworden, ein Parkett legen zu lassen. Das mag zwar 150-Mal Kaffee trinken wettmachen, aber das, was man häufiger erlebt, das prägt sich halt mehr ein. Und wie oft lässt man schon ein Parkett legen. Unser speziell deutsches Problem in Sachen Euro war (und ist) die einfache Umrechnung. Halbieren, verdoppeln, ganz einfach, kann man alles im Kopf. Und dann entsteht leicht ein paralleles Denken im Kopf. Man rechnet um - oder doch nicht um - und addiert. Und denkt vielleicht, das ist ja gar nicht so teuer und bezahlt. Und stellt auf dem Nachhauseweg fest: Moment, das sind ja Euro, mal zwei, dann habe ich die D-Mark Rechnung. Zu spät. Mein Gott, wem ist das nicht schon mal in einer Bäckerei beispielsweise so gegangen. Oder man stellt flüchtig und in Hektik fest: Das ist ja eigentlich gar nicht teurer geworden - und erst später wird es einem bewusst: Nur die Zahlen sind ähnlich, jetzt sind es aber Euro. Gut, gehen wir trotzdem optimistisch in das sechste Euro-Jahr, auch wenn vielen allein schon die Euro-Scheine nicht gefallen. Wir hatten den guten Dürer, den Gauß oder die Droste-Hülshoff auf den D-Mark-Scheinen. Brücken und Bauwerke auf den Euro-Scheinen, das ist etwas Statisches. Der Dürer auf dem D-Mark-Schein hat uns eher fragend angeschaut: Willst Du mich wirklich ausgeben. Aber bitte, wenn man das Geld ausgibt, ist es ja nicht weg. Es ist nur woanders. Und dann ist uns in der Neujahrsnacht wohl auch bewusst geworden, dass wir im nun beginnenden Jahr ja auch wieder älter werden. Das kann man aber insofern positiv sehen, denn die Zeit ist die einzige Gerechtigkeit auf der Welt. Die Uhr tickt für jeden gleich. Aber da sind dann wirklich wir ganz persönlich gefragt, was wir mit der Zeit machen. Schlagen wir sie tot oder rennen wir ihr hinterher? Vergeuden wir sie oder nutzen wir sie ganz einfach so, wie wir uns wohl damit fühlen. Dann haben wir schließlich alle was davon. In diesem Sinne: eine gute Zeit. ba aus SZ |
( 02.01.2007 - 07:53) |
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