Brauchte der Bürgermeister auch noch Nebeneinnahmen?

Ortsgeschichte

Brauchte der Bürgermeister auch noch Nebeneinnahmen?

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Geschehen zu Reilingen, den 19. Aug. 1904; vor dem Gemeinderath

Punkt l
Der Bürgermeister legt die wegen Haltung der Gemeindezuchteber eingereichten Submissionen zur Kenntnisnahme und Beschlußfassung vor. Eingereicht haben und sind zur Haltung von 4 Zuchtebern bereit:
1. Gebrüder Zahn, hier, zu 500 Mark
2. Philipp Kief, hier, drei Eber zu 480 Mark
Mit Rücksicht darauf, daß die Anzahl der Eberhalter gering ist und durch eine nochmalige Vergebung von vier Ebern an zwei Eberhalter die Möglichkeit besteht, daß mehr Bewerber um die Haltung auftreten nicht ausgeschlossen ist, so ist Beschluß:

1. Wird Tagfahrt zur Haltung von Zuchtebern auf Freitag, den 26. Aug. d.J. nachmittags 5 Uhr im Submissionsweg fortgesetzt. Die Haltung von 4 Zuchteber kann an zwei Eberhalter mit je 2 Ebern vergeben werden.
2. Bekanntmachung zu erlassen und durch Anschlag und Ausschellen zu veröffentlichen.

Beurkundet: BM Müller, Räte: Ritzhaupt, Römpert, Lauser, Müller, Kneis, Weißbrodt

Anmerkung:

Zum Zeitpunkt der obigen Vergabe der Eberhaltung, die dann am 1. Januar 1905 wirksam werden sollte, hatte die Gemeinde Reilingen 3 Zuchteber deren Halter die Gebrüder Zahn waren, die Eigentümer der Wersauer Schloßmühle. Der Ankauf eines vierten Zuchtebers war bereits beschlossen. Die Bewerber um die Eberhaltung für die Jahre 1905, 1906 und 1907 waren wiederum die Gebrüder Zahn mit einem Angebot von 500 Mark pro Jahr und eines Philipp Kief mit einem solchen von 480 Mark, allerdings nur für drei Zuchteber. Somit waren die Zahn die billigsten Bieter. Bevor man den Zuschlag erteilte, wurde der Gedanke geäußert, daß 4 Zuchteber von 2 Haltern besser zu versorgen seien, und es könnte möglicherweise eine fruchtbare Konkurrenz zwischen den beiden Haltern entstehen. Man erklärte die bereits sich im Gange befindliche Submission für ungültig und setzte eine Neuerliche für den 26. Aug. 1904 an. Unter Punkt 3 der Tagesordnung vom 26.8. wurde nun zum zweiten Male eine Submission für die Eberhaltung eröffnet.
Das Ergebnis jedoch war eine weitere Verschiebung auf die Ratssitzung vom 2. September 04. Bürgermeister Müller nämlich trug vor, dass es viele Schweinehalter begrüßen würden, wenn die Eberhaltung wieder innerhalb des Ortes und nicht außerhalb wie es in der Wersauer Schloßmühle der Fall wäre, untergebracht werden könnte. Da jedoch von den Gebrüdern Zahn bereits ein gültiges Gebot vorlag, so wurde diese Submission wieder für nichtig erklärt, und man beschloß noch zusätzlich, daß bei einer weiteren Vergabesitzung ein eventuelles Gebot der Gebrüder Zahn nicht mehr zu Kenntnis genommen wird. Für die Ratsitzung am 16. Sept. 04 wurde dann die dritte Submission für die Eber-Haltung anberaumt.

Diese Sitzung brachte zwar einen entgültigen Beschluß in dieser Sache, doch mit einer dicken Überraschung. Ratschreiber Simshäuser hielt das Sitzungsergebnis im nachfolgenden Sitzungsprotokoll fest:

Nr. 71
Geschehen zu Reilingen, den 16 .September 1904; vor dem Gemeinderath
Punkt 3
Der Bürgermeister legt die wegen Haltung der vier Zuchteber eingekommene Submission vor. Eingereicht haben und sind bereit zur Übernahme der Haltung von 4 Zuchtebern vom 1. Januar 1905 bis dahin l9o8 bereit:
l. Gebrüder Zahn, hier, um jährlich 475 Mark
2. Philipp Kief, hier, um jährlich 600 Mark
3. Abraham Kief, hier, um jährlich 600 Mark
4. Bürgermeister Müller erklärt, daß er bereit sei die Haltung von vier Zuchtebern um jährliche 550 Mark zu übernehmen.

Beschluß:
l. Die Haltung von vier Zuchtebern wird dem Bürgermeister Müller hier mit Wirkung vom 1. Januar 1905 auf die Dauer von drei Jahren um jährliche 550 Mark, sage Fünfhundertfünfzig Mark übertragen.
2. Abschließung eines Vertrages mit BM Müller.
3. Nachricht den übrigen Bewerbern
Beurkundet: BM Müller, Räte: Ritzhaupt, Römpert, Lauser, Müller, Kneis, Weißbrodt

Reilingen hatte wieder für drei weitere Jahre einen Zuchteberhalter der wieder innerhalb des Ortes ansässig war. Ob diese vier Zöglinge unter der bürgermeisterlichen Zucht und Aufsicht besonders leistungsfähig waren, ist nicht überliefert.

Friedrich Kief

( 08.11.2004 - 14:04)

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