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Dirk Müller, Popstar |
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Wie der Kursmakler Dirk Müller aus Reilingen zum Gesicht der Börse wurde - weil er Gefühle von Euphorie bis Angst ausdrückt Dass Dirk Müller die Haare auch in diesen dramatischen Börsentagen zu Berge stehen, hat weniger mit dem Kursdesaster zu tun als mit seiner Frau. Die betreibt in Reilingen einen Frisörsalon und sorgt dafür, dass Müller seinen Maklergeschäften auf dem Frankfurter Börsenparkett perfekt gestylt nachgeht. Schließlich hat ihr Mann das bekannteste deutsche Börsengesicht. Am Dienstag war Müllers Konterfei mit dem sorgenvollen Blick wieder millionenfach in deutschen Zeitungen präsent. Macht der Job an solchen Crash-Tagen überhaupt Spaß? "Sicher", sagt der 39-Jährige und lacht trotz des Kursdesasters. "Endlich ist wieder mal richtig etwas los. Das ist kein schlechtes Gefühl." Dem gebürtigen Frankfurter mit der markanten Frisur und dem fein gestutzten Bart wird an solchen Börsentagen alles andere als langweilig. Morgens ab halb neun steht er hinter seinen Monitoren, unter der Anzeigetafel mit der derzeit deutlich nach unten gerichteten Kurve des Deutschen Aktienindex (DAX). Abends um acht Uhr ist Schluss. Dann fährt er ins heimische Reilingen. 15 Jahre schon makelt Müller mit Aktien. Es ist sein Traumberuf. Als Schüler kaufte er die ersten Papiere, mit einer Banklehre bei der Deutschen Bank verschaffte er sich das notwendige Handwerkszeug. Seine ersten Erfahrungen sammelte der Vater eines fünfjährigen Sohnes im Handel mit Rentenpapieren, bevor er in den Aktiensaal wechselte, "weil es dort spannender zugeht". Aufmerksam auf ihn wurden die Kollegen, und das erzählt Müller gerne, weil er sein erstes "Börsen-Geschäft" mit Mohrenköpfen machte. Allein in den vergangenen Tagen haben Medien aus England, Österreich, Kanada, Italien und Polen für eine Geschichte über ihn angeklopft, eine österreichische Zeitung verglich ihn mit Knut, dem prominenten Eisbären. Mit Mohrenköpfen fing es an Ein Kollege tat dem Großraumbüro in Börsensprache seine Lust auf Mohrenköpfe kund, Müller antwortete in ebenso perfekter Börsensprache, er werde liefern. Am nächsten Morgen stand er mit 1200 Mohrenköpfen im Büro. Heute sind es gewichtige Aktien, die Müller makelt. Seine Prominenz resultiert eher aus einem Zufall: Müllers Arbeitsplatz in der Frankfurter Börse direkt vor der Dax-Tafel bietet sich für spektakuläre Fotos geradezu an, an schlechten wie an guten Börsentagen. Auch in den USA und in Großbritannien kennt man sein Gesicht. Außerdem hält Müller im Gegensatz zu vielen Kollegen mit seiner Meinung nicht hinterm Berg. Er ist als Gesprächspartner begehrt, im Fernsehen, im Radio und bei der schreibenden Presse. Was der Mann mit den markanten Gesichtszügen sagt, hat Hand und Fuß. "Ausgestanden ist die Krise noch lange nicht. Die Prognosen der Banken für 2008 sind völlig überzogen. Das ist grob fahrlässig." Nicht das Kursdesaster an sich macht den 39-Jährigen wütend, sondern schönfärberische Empfehlungen und die Abwiegelei zahlreicher Analysten. "Die Situation ist dramatisch", sagt "Dirk, the Dax", wie er auch genannt wird. Und starrt wieder gebannt auf den Bildschirm, weil eine neue Order eingelaufen ist, so wie viele hundert Mal, mitunter 1000 Mal am Tag. Rolf Obertreis aus SZ |
( 28.01.2008 - 09:36) |
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