Ortsgeschichte |
Das Schicksal eines Reilinger Bürgers ...... |
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Wilhelm Hocker 1909 - 1945 "die Zeit wird auch mal wieder anders kommen" Diese Worte stammen aus einem Brief von Wilhelm Hocker (ehemals: Wilhelmstraße 15, Reilingen), den er im Juli 1944 aus Russland seiner Familie nach Reilingen schreibt. Worte der Zuversicht und Hoffnung für seine Lieben daheim - und für ihn selbst - Worte, die zum Durchhalten ermutigen wollen. Dies soll der letzte Brief an seine Familie bleiben. Im Januar 1945 dann die niederschmetternde Mitteilung: Soldat Wilhelm Hocker wird als vermisst gemeldet. Seine Frau Anna und seine beiden Söhne Kurt und Herbert hoffen, bangen, warten verzweifelt viele Jahre lang, um vielleicht doch noch ein Lebenszeichen von ihm zu erhalten. Man unternimmt alles, um an irgendwelche Informationen hinsichtlich Verbleib des vermissten Familienangehörigen zu gelangen. Große Hoffnung setzt man in die Suchdienste für vermisste Wehrmachtsangehörige des Zweiten Weltkrieges. Ohne Ergebnis. Keinerlei Nachrichten. Exakt 59 Jahre sollen vergehen, bis die Nachkommen von Wilhelm Hocker (seine Frau und seine beiden Söhne sind mittlerweile verstorben) im Januar dieses Jahres ein Schreiben von der "Dienststelle zur Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht" erhalten. Darin heißt es: "Wir haben die Mitteilung erhalten, dass die sterblichen Überreste eines unbekannten deutschen Soldaten mit der Erkennungsmarke .... aus einem Kameradengrab bei Wojcin, Bezirk Piotrkow/Trybunalski, Polen auf den Friedhof in Siemianowice/Polen, Grab ...., zur letzten Ruhe umgebettet worden sind. Anhand des hier verwalteten Schriftgutes der ehemaligen Wehrmacht konnte zweifelsfrei festgestellt werden, dass Ihr Angehöriger Wilhelm Hocker Träger der genannten Erkennungsmarke war." Fassungslos halten die Angehörigen von Wilhelm Hocker das Schreiben in Händen. Trotz der traurigen Nachricht ein wenig Erleichterung: Endlich - nach fast sechs Jahrzehnten - hat man den vermissten Familienangehörigen gefunden. Nun besteht die Möglichkeit, sein Grab zu besuchen, ihm die Ehre zu erweisen, die ihm - genau wie allen anderen Soldaten gebührt, denen ein vergleichbares Schicksal widerfahren ist. Dank des unbeschreiblichen Einsatzes der zum größten Teil freiwilligen Helfer (darunter auch Deutsche sowie Jugendliche aus den jeweiligen Ländern wie unlängst in einer diesbezüglichen Fernsehdokumentation zu erfahren war), die unermüdlich tätig sind, um Massenkriegsgräber des Zweiten Weltkrieges (zum Beispiel in Polen oder Russland) auszuheben, kann - wie im Fall von Wilhelm Hocker - etwas Licht in die Dunkelheit einzelner menschlicher Tragödien gebracht werden. Der Kreis soll sich aber noch weiter schließen: Eine Enkelin von Wilhelm Hocker kontaktiert kurz nach Eintreffen der Mitteilung der Dienststelle eine aus Polen stammende und in Reilingen ansässige Dame, um mit ihrer Unterstützung die in der Klarheit bringenden Nachricht aufgeführten polnischen Orte auf einem Kartenwerk von Polen zu finden. Der Zufall will es, dass die Dame just zu diesem Zeitpunkt Besuch aus Polen hat - ihre Tochter verbringt zwei Wochen Urlaub bei ihr in Reilingen. Es stellt sich heraus, dass der Wohnort der Tochter nur ca. eine halbe Autostunde von Siemianowice entfernt ist, der Ort, an dem Wilhelm Hocker nun seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Tränen fließen - auf beiden Seiten. Die Dame aus Polen, die mittlerweile wieder in ihre Heimat zurückgekehrt ist, möchte das Grab von Wilhelm Hocker aufsuchen. Trotz der Tragik der schicksalshaften Ereignisse und Hintergründe, tut es gut, am Ende der langen Zeit der Ungewissheit eine solche segensreiche Erfahrung machen zu dürfen. Es bleibt Dankbarkeit .... Nicole Pfeifer |
( 08.03.2004 - 16:12) |
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