Was sonst interessiert

Zurückhaltender Abwehrstratege ohne jegliche Starallüren

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Was hat der deutsche Fußball nötiger als unverbrauchte Talente und Begabte am runden Leder nach dem Abschneiden der U21 im eigenen Land und dem nicht so geglückten Auftritt der DFB-Elitekicker in Portugal? Und das mit der Aussicht auf 2006, wenn die WM in den Stadien zwischen Hamburg und München vor heimischen Publikum ansteht.

Talent hat auch der Reilinger Marcel Klefenz. Der inzwischen 18-jährige Reilinger Ballartist, ein Abwehrstratege, wirkt eher verschlossen, hat noch keine Starallüren, er gibt sich eher ruhig und bescheiden zurückhaltend, wechselte zum Beginn der abgelaufenen Saison nach seinen Stationen in Sandhausen und in Karlsruhe zum SC Freiburg in den Breisgau und fand Aufnahme in der mit modernstem Energiemanagement ausgestatteten Fußballschule Freiburg, wo er nach seinem Realschulabschluss die Fachhochschulreife anstrebt. Er möchte, solange es möglich, ist sowohl eine "normale" Berufsperspektive verfolgen wie auch seine Fußballaufbahn weiter vorantreiben. Seine schulischen Leistungen liegen im grünen Bereich, aber im Winter wurde auch schon einmal ein Spieler aussortiert, der den allgemeinen Anforderungen nicht entsprach, ungeachtet seiner fußballerischen Qualitäten.

Nach nun mehr knapp einem Jahr in der Fremde zieht er ein wenig Bilanz: "Es gefällt mir sehr gut in Freiburg, es ist sehr familiär dort". Er räumt zwar ein, dass es unter all den neuen Mitschülern und Mitspielern "am Anfang schon ein bisschen komisch war, aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran und es macht schon Spaß. Es ist ja für alle irgendwie das gleiche, ohne Eltern da zu wohnen". Er sieht inzwischen keinen Unterschied mehr zum heimischen Umfeld und empfindet es nicht stressiger wie zuvor.

Seine Chancen auf einen Einsatz bei den Amateuren oder gar im Profi-Bundesligateam des SC Freiburgs wagt er nicht zu beurteilen: "Es ist noch schwer zu sagen, es kommt halt darauf an, wie ich nächstes Jahr in der Saison spiele. Dann muss ich halt abwarten, aber man hofft ja schon, dass man übernommen wird". Da steht für ihn neben dem zweiten Jahr A-Jugend-Bundesliga zunächst die Fortsetzung der Pokalspiele auf dem Programm, seine Mannschaft hatte sich mit einem 10:0-Sieg über den FV Lörrach für die DFB-Hauptrunde im Herbst qualifiziert. Dafür hat sich der SCF einiges vorgenommen, und auch in der Verbandsrunde wird ein besseres Abschneiden als in diesem Jahr mit dem fünften Rang angestrebt. Diese Platzierung ist für Klefenz zwar okay, er lässt aber durchblicken, dass man sich doch höhere Ziele gesetzt hatte und in dem einen oder anderen Topspiel zu wenig für das Punktekonto tat.

Auch die Aussichten auf weitere Länderspieleinsätze in der U19 oder höheren U21 sind noch äußerst ungewiss. Der aus Ketsch stammende Ulli Stielike, zur Zeit verantwortlich für beide Auswahlteams, ließ sich keine Aussagen über die weitere Nationalspielekarriere des 18-Jährigen entlocken. "Er sagt dir nur, welche Position du spielst und schickt dich aufs Spielfeld. Ich habe nur kurz mit ihm gesprochen, sonst hat man keinen Kontakt zu ihm, eher zu den Mannschaftskollegen. Es geht alles ruckzuck".

Gelegentlich wurde der Defensivrecke aus Reilingen schon mit Oumar Kondé aus der Profitruppe, der ja auf "seiner Position" spielt, verglichen. Solche Vergleiche lehnt er jedoch ab, wenn, dann sollen sich die Trainer und andere ihr Urteil dazu bilden. Ein Vorbild, dem er nacheifern würde, hat er direkt nicht: "In diesem Alter gibt's das nimmer, man hat vielleicht Spieler, die man auf der eigenen Position toll findet".

Auch Vater Werner Klefenz, der den Weg seines Sohnes aufmerksam aus dem Hintergrund verfolgt und wohl auch steuert, ist bislang sehr zufrieden mit Marcels Entwicklung. Er hebt hervor, dass man im Sport auch das Glück benötigt, zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und mit den richtigen Leuten zusammen zu kommen. Im Freiburger Internat und Verein hält er ihn für gut aufgehoben und betreut, jetzt wo er ihn nicht mehr zu allen Spielen begleiten kann. "Es sind ja schließlich inzwischen über 180 Kilometer einfache Entfernung."

Wichtig ist für die Eltern von Marcel an erster Stelle die schulische und berufliche Ausbildung, um dem Sohn die weitere Zukunft zu sichern. "Das liegt alles am Finke, der hat alles fest in der Hand, und deshalb spurt dort alles", weiß der Vater.
Mike Junker aus SZ
( 12.07.2004 - 09:16)

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