Ortsgeschichte

Aufgabenverteilung im Gemeinderat

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Nr. 11, Geschehen zu Reilingen den 23.Mai 1871; vor dem Gemeinderath

Die Beaufsichtigung über den Wald, Gemeindewege, Ort und Straßen, sowie über Bäche und Gräben betreffend.
In der heutigen Sitzung wurde über obige Gegenstände Beratung gepflogen, und es wurde folgender Beschluß gefasst:

1. Dem Josef Kneis sei die Aufsicht im Wald und die Aufsicht über die Gemeinde-Obstbäume übertragen,
2. dem Johann Adolf und Andreas Dagenbach über die Gemeindewege und Ortsstraßen,
3. dem Christof Eichhorn und dem Georg Jakob Weisbrod, über die Bäche und Gräben.

Weiter wurde beschlossen, daß jeden Montag von 8 zu 8Tagen Gemeinderathssizung abgehalten werden soll, in welcher die Arbeiten die der Rathschreiber gefertigt hat, unterschrieben werden, und Einsprachen und Beschwerden vorgetragen werden können.

Beurkundet: BM Müller, Räte: Adolf, Weisbrod, Kneis, Krämer, Eichhorn, Dagenbach. Ratschr. Konrad Dussel

Anmerkung: Die damaligen Bürgermeister waren hier in Reilingen - wie auch in vielen anderen Orten - Ehrenamtliche Bürgermeister. Ihre Anwesenheit auf dem Rathaus war wöchentlich auf wenige Stunden beschränkt, und sie übten als Hauptbeschäftigung ihre eigentlichen Berufe (Landwirt, Handwerker usw.) aus. Dabei konnten die Überwachungsaufgaben von ihnen selbst nicht mit der notwendigen Sorgfalt erfüllt werden. Was also lag da näher, als diese Aufgaben aufzuteilen und sie den einzelnen Räten als zusätzliche Aufgabe zuzuweisen. Dies bedeutete jedoch nicht, daß die Beauftragten selbständig Anordnungen geben durften, sondern sie mußten einen festgestellten Mißstand in einer Ratssitzung vortragen, und der Gemeinderat beriet und beschloß gemeinsam über die Art der Behebung. In derselben Sitzung wurde beschlossen, daß an jedem Montag eine Ratssitzung stattfinden solle. Dieser Beschluß läßt immerhin die Frage zu: Oftmals wurden erst im Abstand von mehreren Wochen Protokolleintragungen vorgenommen; was aber geschah an den übrigen Montagen ? Waren dies sogenannte unverbindliche Gespräche der Ratsmitglieder? Das Unterschreiben des Protokolls der vorherigen Sitzung und das Vorbringen von Beschwerden konnte doch nicht soviel Zeit in Anspruch nehmen ?


Nr. 26 Geschehen zu Reilingen, den 3.Juni 1872; vor Bürgermeister P. Müller

In heutiger Sitzung des Gemeinderathes wurde einstimmig beschlossen:

1. Da die Uhr auf dem Kirchenthurm unbrauchbar geworden, so soll eine neue Uhr angeschafft werden.
2. Für die beiden Polizeidiener sollen Sommerhosen angeschafft werden.
3. Das Schreibmaterialien-Aversum des Rathschreibers soll von 3o Gulden auf 4o Gulden erhöht werden.

Beurkundet: BM Müller, Räte: Krämer, Adolf, Kneis, Eichhorn

Anmerkung:

Diese unbrauchbar gewordene Turmuhr befand sich auf dem Kirchenthurm der im Jahre 1820 erbauten Evangel. Kirche, und war zu jener Zeit die einzige Turmuhr in Reilingen.

Daß beide Polizeidiener bereits zu Beginn des Monats Juni Sommerhosen benötigten, läßt vermuten, daß der damalige Sommer seinem Namen mehr Ehre machte, als der diesjährige bisher.

Daß die Verfügungssumme des Ratschreibers um ein Drittel erhöht werden mußte, zeigt, daß die damals stürmisch aufwärtsstrebende Industrialisierung in ganz Deutschland nicht an Reilingen vorbei lief, sondern auch hier ihren Aufwärtstrieb bemerkbar machte.

Friedrich Kief
( 30.08.2004 - 14:06)

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