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Echtes Pfälzer Urgestein: Paul Tremmel erzählt und dichte´t über Gott und die Welt und andere gute Bekannte |
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"Im Januar 1929 do hot Gott de Rhoi zugfriere losse. Do wars so kalt. Do hot de Vadder net no sache kenne, wo'd Mudder rüwwer gekrawwelt is. Un des Ergebnis hockt vor eisch." Ganze 79 Jahre jung, fit und quietschfidel wie eh und je: Die Stimme aus dem Kurpfalzradio, die jeden Freitagvormittag ihre "Wochenbilanz" zieht. Mit seiner Lebenserfahrung ein Experte in Sachen Dialekt, war der Pfälzer Mundartdichter Paul Tremmel beim Arbeitskreis Bäuerinnen in Reilingen zu Gast, um dort in einer geschlossenen Frauenrunde über "Unser Dialekt - Woher kommt er? Wohin geht er?" zu referieren. Schon Adam sprach wohl Dialekt Für das Pfälzer Urgestein keine große Herausforderung. Seit 1971 als Mundartdichter tätig, kann ihm keiner so leicht das Wasser reichen, wenn es ums "Pälzisch" oder das nahverwandte "Kurpälzisch" geht. Mithilfe weniger salopper Verse im Paarreim, die spritzig aus dem Mund des Dichters schossen, war die Herkunft der Dialekte schnell geklärt. Dialekte sind so alt wie die Menschheitsgeschichte, ist sich Tremmel sicher, denn bereits "der Adam hot gschwetzt wie ihm de Mund gwachse war - und des ganz bestimmt net uff Hochdeitsch." Doch seitdem hat sich einiges getan. Nicht nur das Paradies bleibt seither verschlossen, auch die Dialekte haben sich durch Fernreisen oder Flüchtlinge vermischt und vermengt. "Wenn's lebt, werd's ewe jeden Dag onnerschd", verhält es sich selbst mit der Sprache. "Pool" oder "Puhl" Von Missverständnissen eingedeutschter Fremdwörter - dabei wird der "Pool" ganz schnell zum "Puhl" und der Wasserstein zum "Waterstone" - über die alltäglichen Geschichten aus dem Leben in der "Palz" hinweg, die von Tremmel so spontan erzählt wurden, als seien sie ihm gerade erst in den Sinn gekommen, gelang es dem Mundartdichter die Bäuerinnen und Landfrauen in der Besenwirtschaft Schell mit seinen Reimen zu fesseln. Und egal ob der eigene Bungalow, dem der Speicher fehlt, oder die Auseinandersetzung mit dem anderen Geschlecht ("Nix is so gsund wie ä kranki Fraa") sein bissiger Humor, der ihn ebenso auszeichnet wie seine Dichtkunst, ist ihm über die Jahre erhalten geblieben. "Is Gott doch ää Fraa?" Bei kleineren Anekdoten aus dem eigenen Erfahrungsschatz "Ich hab a erschd gedacht, Gott is vielleicht doch ä Fraa, weil die Stern immer so blitzeblank gebutzt sin, awwa dann hab ich gemerkt, dass sie net alle uffm gleiche Platz stehe" konnte aus vollem Herzen rausgelacht werden, während an anderen Stellen etwas beschämt drein geguckt wurde, wenn sich die Frauen durch den waschechten Pfälzer entlarvt fühlten. Tremmel bekommt eben - wenn es sein muss - selbst eine Horde Frauen mundtot. Doch es ist nicht seine Art den anderen ständig auf den Schlips zu treten. Viel lieber bringt er sein Publikum zum Lachen und gibt kleine Weisheiten mit auf den Nachhauseweg ("Drum, ihr Leid, beim greschde Schade, bleibt ein Vorsatz: Abzuwaarde!"). Die Frage wohin der Dialekt denn nun in Zukunft gehen wird, blieb zwar selbst nach zwei Stunden voller lustiger "Pälzer Mundart-Philosophien" noch weiterhin offen. Aber eins ist nach dem Abend mit der Radiostimme ganz gewiss: Ein Ende des Dialekts ist nicht in Sicht. vs aus SZ, Foto vs |
( 21.04.2008 - 15:54) |
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