Gemeinderat
Gemeinderatssitzung am 17. Januar 2000
Haushaltsentwurf 2000 in den Gemeinderat
eingebracht
Gesamtvolumen von 27,343 Mio. Mark/Steuern und Beiträge bleiben
stabil/Erhebliche Investitionen in Baumaßnahmen/Grundstücksverkäufe sollen
6,2 Mio. Mark einbringen.
Groß war das Publikumsinteresse bei der ersten
Zusammenkunft des Gemeinderates im neuen Jahr. Beherrschendes Thema der
Tagesordnung war der Haushalt des Jahres 2000.
In seiner Etatrede stellte der Bürgermeister fest, dass die verbesserte
gesamtwirtschaftliche Lage positive Auswirkungen auf die Finanzentwicklung der
Gemeinde habe und die schon 1998/99 zurückgewonnenen Handlungsspielräume
bestätige. Im ersten Jahr nach der Jahrtausendwende könne ein solide
finanzierter Haushaltsentwurf mit einem Gesamtvolumen von 27,3 Mio. Mark
vorgelegt werden. Dies werde u.a. durch eine verbesserte Ertragskraft des
Verwaltungshaushaltes deutlich. Die Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt
könne von 209.000 Mark im Jahr 1999 auf 318.000 Mark angehoben werden. Dies sei
jedoch ausschließlich auf die Zuwachsraten insbesondere beim Gemeindeanteil an
der Einkommenssteuer (plus 690.000 Mark) und bei den Schlüsselzuweisungen (plus
249.000 Mark) zurückzuführen. Als positives Zeichen wertete der
Bürgermeister, dass man beim Personalkostenaufwand mit 0,87 % Steigerung
(32.500 Mark) schon fast eine "Nullrunde" erreicht habe.
Dem vom Innenministerium zum Erhalt der
Handlungsfähigkeit der Gemeinde vorgegebenen strikten Konsolidierungskurs sei
man weitgehend gefolgt. Dies beinhalte auch eine Begrenzung des jährlichen
Ausgabenzuwachses auf mittelfristig maximal 2 %.
Erfreulicherweise gehe der Haushaltentwurf von
unveränderten Steuerund Gebührensätzen aus. Mit höheren kommunalen Abgaben
müssten die Bürgerinnen und Bürger nicht rechnen.
Der im Gemeinderat vorgestellte
Verwaltungshaushalt hat ein Volumen von 18,3 Mio. Mark, was einem Anstieg von
4,4 % (plus 0,8 Mio. Mark) entspricht. Einem Zuwachs auf der Einnahmenseite von
856.000 Mark steht ein Zuwachs auf der Ausgabenseite von 747.000 Mark
gegenüber. Wegen der guten eigenen Steuerkraft im Jahr 1998 steigt die
Finanzausgleichsumlage um 362.000 Mark auf 2,032 Mio. Mark und auch die
Kreisumlage um weitere 418.000 Mark auf jetzt 2,53 Mio. Mark.
Wie Bürgermeister Klein betonte, seien die
gesetzlichen Vorgaben an die Wirtschaftskraft des Verwaltungshaushaltes
erfüllt. Nach Abzug der Tilgungsleistung verblieben im Vermögenshaushalt noch
300.000 Mark für investive Maßnahmen. "Diese bescheidene, aber nicht
geringe freie Spitze reduziert den Zugriff auf die allgemeine Rücklage",
stellte Klein fest und verwies darauf, dass im vorgelegten Planentwurf für den
Vermögenshaushalt alle im Jahr 1999 anfinanzierten Maßnahmen berücksichtigt
seien. Dies gelte besonders für die Sanierung und Erweiterung der
Schiller-Schule (5,2 Mio. Mark), die Ortskernsanierung (1,0 Mio. Mark) und die
Umgestaltung der Hauptstraße (150.000 Mark). Darüberhinaus hätte man im
Planentwurf jeweils eine erste Planungsrate für den Umbau des
Feuerwehrgerätehauses und für ein neues Sportgelände aufnehmen können.
Der Entwurf des Vermögenshaushaltes weist ein
Gesamtvolumen von rund 9,43 Mio. Mark auf und hat damit gegenüber dem Vorjahr
um 2,95 Mio. Mark (48 %) zugelegt. Als Finanzierungsmittel der vorgesehenen
Investitionen dienen 1,1 Mio. Mark aus der Rücklage, 6,2 Mio. Mark Erlöse aus
Grundstücksverkäufen, 1,2 Mio. Mark Landeszuweisungen und eine kleinere,
besonders zinsgünstige Kreditaufnahme von 100.000 Mark, die für den Ankauf von
betreuten Seniorenwohnungen bestimmt ist. In diesem Zusammenhang hob der
Bürgermeister hervor, dass die erwartbaren Erlöse aus Grundstücksverkauf ein
einmaliger, in den nächsten Jahren nicht wiederholbarer Vorgang sei.
Die Entwürfe der Wirtschaftspläne für die beiden Eigenbetriebe
Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung sehen im Erfolgsplan geringfügige
Gewinne vor. Sie wurden bei der Wasserversorgung mit 3.500 Mark und bei der
Abwasserbeseitigung mit 42.000 Mark beziffert.
Das Gesamtvolumen des Eigenbetriebes Wasserversorgung beläuft sich auf 1,248
Mio. Mark (Erfolgsplan 715.000 Mark, Vermögensplan 533.000 Mark) und das des
Eigenbetriebes Abwasserbeseitigung auf 3,595 Mio. Mark (Erfolgsplan 1,691 Mio.
Mark, Vermögensplan 1,904 Mio. Mark). Zum Ausgleich der Wirtschaftspläne
müssen Kredite aufgenommen werden, rund 150.000 Mark bei der Wasserversorgung
und 1,08 Mio. Mark bei der Abwasserentsorgung. Das Investitionsvolumen bei der
Wasserversorgung liegt bei rund einer halben Million Mark und bei der
Abwasserbeseitigung bei ca. 1,5 Mio. Mark. Trotz dieser enormen finanziellen
Belastung können, so der Bürgermeister, die Wasser- und Abwassergebühren auch
im Jahr 2000 stabil bleiben und müssen nicht angehoben werden. Für das
Jahr2001 kündigte er jedoch eine Neukalkulation dieser Gebühren an.
Finanzplan und Investitionsprogramm
Der Finanzplan und das Investitionsprogramm
sehen in den über das Haushaltsjahr hinausgehenden drei Jahren rund 17 Mio.
Mark an investiven Ausgaben vor. Dieser Betrag könne nicht allein mit eigenen
Mitteln finanziert werden, so der Bürgermeister. Daher sei eine Kreditaufnahme
von rund 8 Mio. Mark vorgesehen. Als wichtigste Investitionen nannte der
Bürgermeister den Umbau des Feuerwehrgerätehauses, ein neues Sanierungsgebiet
im alten Ortskern und ein neues Sportgelände in der Nachtwaid.
Klein machte aber auch deutlich, dass eine
Finanz- und Investitionsplanung einen unverbindlichen Rechtscharakter habe. Die
dort genannten Maßnahmen könnten erst dann konkret werden, wenn im jeweiligen
Haushaltsjahr verbindliche Ansätze in den Haushalt aufgenommen werden. Im
übrigen stelle die Finanzplanung den äußersten Rahmen der
Investitionstätigkeit der Gemeinde dar, der aus heutiger Sicht noch zu
bewältigen sei. Für weitere finanzielle Spielräume sei kein Raum.
Zusammenfassend brachte der Bürgermeister zum Ausdruck, dass der vorliegende
Haushaltsentwurf für das Jahr 2000 finanziell machbar und auch vertretbar sei.
Stellungnahmen der Fraktionen
Für die SPD-Fraktion stellte Sprecher Karl Bickle fest, dass der Entwurf des
Verwaltungshaushaltes ausgewogen und machbar sei, vor allem aber ausgeglichen,
was heutzutage nicht als Selbstverständlichkeit angesehen werden könne.
Positiv aufgefallen sei die geringe Steigerungsrate bei den Personalausgaben von
nur 0,85 %. Als stabiler Faktor entwickle sich zunehmend die Gewerbesteuer mit
1,3 Mio. Mark. Nach wie vor zeige sich jedoch eine starke Abhängigkeit von
Bundes- und Landeszuweisungen, die etwa 50 % des Verwaltungshaushaltes
ausmachen. Ziel der Folgejahre sei es daher, die Steigerungen im
Verwaltungshaushalt zurückzuführen bzw. sich an der Preissteigerungsrate zu
orientieren.
Als gut und richtig bestätigte Bickle die
geplanten Investitionen im Vermögenshaushalt, insbesondere im Bereich der
Schiller-Schule mit 4,9 Mio. Mark und für die Ortskernsanierung mit 1,02 Mio.
Mark. Einen "bitteren Nachgeschmack" empfinde man, wenn zur
Finanzierung rund 6,277 Mio. Mark aus Geländeverkauf eingesetzt werden müssen.
Mit dem Gelände veräußere man das "Tafelsilber" der Gemeinde.
Weiter anzumerken sei, dass bis zum Jahre 2001 die Rücklagen bis auf den
gesetzlichen Mindeststand zurückgehen werden. Dennoch trage die SPD-Fraktion
die im Haushalt veranschlagten Maßnahmen mit, weil sie unumgänglich seien.
Bickle empfahl, die dringlichen Reparaturen
im Feuerwehrgerätehaus (Fußboden Kellergeschoss, Absauganlage für Abgase),
unabhängig vom geplanten Umbau, noch in diesem Jahr anzugehen. Klärungsbedarf
meldete er zum dreijährigen Investitionsprogramm an. Angeregt wurde, im ersten
Halbjahr die Prioritäten unter Berücksichtigung der Finanzierungsseite zu
bestimmen. Erfreut wurde schließlich registriert, dass die Wasser- und
Abwassergebühren stabil bleiben.
Der Haushaltsplan 2000 zeige auf, wie eng der
Spielraum für investive Aktivitäten sei, stellte Sprecher Stefan Kneis für
die CDU-Fraktion fest. Deshalb sei die Maxime "Sparen wo sinnvoll"
Richtschnur für die Christdemokraten. Deutlich werde auch, dass sich die eigene
Ertragskraft im Jahr 2000 nicht verbessern werde.
Kneis begrüßte die Bereitstellung von
Planungsraten für den Umbau des Feuerwehrgerätehauses und eines neuen
Sportgeländes. Vermisst wurde ein Ansatz für die Erstellung von
Bebauungsplänen im Innerortskern. Geprüft wissen wollte die Fraktion, in
welchem Verhältnis der Zuschussbedarf von 47.000 Mark für den Jugendtreff
"COSMOS" zu den Förderangeboten für andere Kinder- und
Jugendangebote stehe.
Zum Vermögenshaushalt merkte die CDU an, dass
die Finanzierung durch eine erhebliche Rücklagenentnahme erfolge und rund 70 %
des Finanzierungsanteils durch Grundstücksverkäufe aufzubringen seien. Bei der
Veräußerung von Grundvermögen dürfe man nicht dem eher kurzfristigen
Gedanken der Gewinnmaximierung durch Vergabe an Bauträger erliegen.
Ihre Zustimmung zum Haushaltsplan machten die
Christdemokraten von einer Überarbeitung der mittelfristigen Finanzplanung
abhängig.Umstritten war insbesondere ein eingestellter Betrag von 900.000 Mark
für eine Umgestaltung des Schulhofes. Man gehe davon aus, dass im seitherigen
Finanzierungsrahmen von rund 10 Mio. Mark für die Sanierung, Umbau und
Erweiterung der Schiller-Schule alle notwendigen Maßnahmen enthalten seien, so
Stefan Kneis. Er betonte, dass die Finanzreserven der Gemeinde aufgebraucht
seien. Daher halte man einen erwartbaren Anstieg der Neuverschuldung in en
Jahren 2001 bis 2003 mit etwa 500 Mark pro Bürger "für kritisch".
Neuinvestitionen dürfe man deshalb nur noch mit Bedacht tätigen. Die
Verwaltung wolle man bei einem konsequenten Weg des Sparens unterstützen.
Mögliches Potenzial liege auch in der Optimierung von Verwaltungsabläufen
einschließlich Bauhof.
FWV-Fraktionssprecher Friedrich Feth sprach
sich dafür aus, dem Haushaltsentwurf, der Finanzplanung wie auch dem
Wirtschaftsplan der Eigenbetriebe wie vorgelegt zuzustimmen. Trotz der
gewaltigen Investitionsmaßnahmen in den letzten Jahren könne der Haushalt 2000
erfreulicherweise ausgeglichen und zudem noch eine "passable"
Zuführungsrate von 318.000 Mark erwirtschaftet werden. Damit sei man allerdings
noch weit weg von einer wünschenswerten 10-prozentigen Investitionsrate (1,8
Mio. Mark). Als tröstlich empfand er es, dass in der Regel das
Rechnungsergebnis meist positiver als die Planung ausfalle.
Der Vermögenshaushalt sei geprägt von der
Investitionsmaßnahme Schiller-Schule und der Finanzierung über
Grundstücksverkäufe. Seine Erachtens handle es sich bei der Veräußerung des
Grundvermögens keineswegs um den Verkauf von "Tafelsilber", sondern
allenfalls um einen Tausch von Gundstücks- gegen Gebäudesubstanz. Das
Vermögen der Gemeinde werde dadurch keinesfalls geschmälert.
Mit 3,2 % sehe man den Eigenfinanzierungsanteil
(Netto-Investitionsrate) am untersten Level angelangt. Erfreulich sei die
Berücksichtigung der Wünsche (Videoüberwachung der Fritz-Mannherz-Hallen und
Planungsrate für Umbau/Erweiterung Feuerwehrgerätehaus) im Haushaltsentwurf.
Eine bedenkliche Entwicklung zeige die mittelfristige Finanzplanung der
Gemeinde. Würden alle Planungen der Jahre 2001 bis 2003 umgesetzt, könnten
gerade 26.000 Mark als Zuführungsrate zum Vermögenshaushalt zur Verfügung
stehen. Um dies zu verhindern, sei es Aufgabe von Verwaltung und Rat, neue
Einnahmequellen zu erschließen und Einsparungsmöglichkeiten im
Verwaltungshaushalt zu prüfen.
Bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sei man mit stabilen Beiträgen
derzeit auf dem richtigen Weg.
Die BLR meldete durch ihren Sprecher Karl
Dagenbach noch Erklärungsbedarf an, weshalb man zum Haushalt noch nicht
abschließend Stellung nehmen könne. Die Zustimmung müsse man daher von
weiteren Erläuterungen abhängig machen. So müssten die geplanten
Grundstücksverkäufe in Millionenhöhe ebenso genauer dargestellt werden, wie
mögliche Zuschüsse an die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft.
Der Bürgermeister erneuerte in diesem
Zusammenhang sein Angebot an alle Fraktionen, eventuell bestehende
Informationslücken durch Teilnahme an Fraktionssitzungen zu decken.
F.D.P.-Gemeinderat Peter Schell erinnerte an
frühere, unberücksichtigt gebliebene Vorschläge der Liberalen zur
Ausgabenreduzierung, welche zu größerem finanziellen Spielraum hätten führen
können. Befürwortet wurde eine weitere Privatisierung geeigneter Bereiche.
Wenn es gelinge, die geplanten Einnahmen insbesondere aus dem Verkauf des
Grundvermögens zu erzielen, könne man am Ende des Jahres erleichtert sein.
Bedenklich sei es jedoch und nicht wiederholbar, wenn ein Haushalt zu fast 70 %
durch Grundstücksverkäufe getragen werde. Daher freue es ihn um so mehr, wenn
mit der Einstellung für einen neuen Sportplatz ein langgehegter Wunsch in
Erfüllung gehe. Die Vereinsförderung müsse im Vergleich zur Förderung des
Jugendtreffs "COSMOS" neu bewertet werden. Schließlich regte Schell
an, einen Obstbaumlehrpfad einzurichten.
Nach längerer Diskussion sprach sich
schließlich der Gemeinderatmehrheitlich dafür aus, dem Entwurf des Haushaltes
mit Anlagen wie auch den Wirtschaftsplänen für Wasserversorgung und
Abwasserbeseitigung zuzustimmen und zur Einsichtnahme für die Bevölkerung
öffentlich auszulegen. Die Verabschiedung der Haushaltssatzung soll in der
nächsten Gemeinderatssitzung am 21. Februar erfolgen.
Der Antrag der CDU-Fraktion, die im
Finanzplanungsentwurf eingestellten 900.000 Mark zur Neugestaltung des
Schulhofes ersatzlos streichen, fand bei einer 9:9 Stimmengleichheit keine
Mehrheit und wurde damit abgewiesen.
Jahresbilanz der KWG für 1998 schließt
erneut mit Verlust/Ausweitung der Geschäftstätigkeit soll Ertragssituation
verbessern
Die Gemeinde Reilingen ist
Alleingesellschafterin der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Reilingen mbH. Der
Gemeinderat ist nach Bestimmungen der Gemeindeordnung, des Eigenbetriebsgesetzes
und dem Gesellschaftsvertrag verpflichtet, jeweils den Jahresabschluss formell
festzustellen und Geschäftsführung wie auch Aufsichtsrat zu entlasten.
Das Wirtschaftsjahr 1998 beschließt die
Kommunale Wohnungsbaugesellschaft erneut mit einem Jahresverlust und zwar in
Höhe von 232.295,50 Mark. Der Verlust des Vorjahres 1997 lag mit 130.113,41
Mark deutlich darunter. Die rückläufige Bilanzsumme beträgt 7.987.843,10 Mark
(VJ 8.117.887,23). Auf der Aktivseite der Bilanz sind im wesentlichen
Sachanlagen von rund 5,364 Mio. Mark, das Umlaufvermögen mit 2,204 Mio. Mark
wie auch ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von rund 408.000 Mark
zu nennen. Dem stehen auf der Passivseite Verbindlichkeiten in Höhe von 7,815
Mio. Mark und Rückstellungen von etwa 171.000 Mark gegenüber.
Jahresabschluss und Lagebericht wurden
ordnungsgemäß durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Ein
uneingeschränkter Bestätigungsvermerk nach § 322 Abs. 1 HGB liegt vor.
Die Wirtschaftsprüfer kommen in ihrem Attestat
zu dem Ergebnis, dass eine Überschuldung im Sinne des § 63 GmbHG nicht
vorliegt, da hierunter nicht eine bilanzielle Überschuldung zu verstehen sei,
sondern eine Überschuldung unter Ansatz von Zeitwerten. Dem Prüfungsbericht
ist jedoch auch zu entnehmen, dass sich die Finanzlage der Gesellschaft negativ
entwickelt hat und sie ihren finanziellen Verpflichtungen bei unveränderter
Geschäftstätigkeit in absehbarer Zeit nicht mehr nachkommen kann. Die
Gesellschafterin (Gemeinde) sei deshalb aufgefordert, rechtzeitig für eine
ausreichende Kapitalzuführung Sorge zu tragen.
Wie der Bürgermeister hierzu ausführte, habe
sich die Ertragssituation der Gesellschaft zwischenzeitlich durch Ausdehnung
ihrer Geschäftstätigkeit (Erschließung Gewerbegebiet "Rott")
verbessert. Die vorläufige Gewinn- und Verlustrechnung für das Jahr 1999 weise
bereits einen rückläufigen Verlust von 137.684,00 Mark aus.
CDU-Fraktionssprecher Stefan Kneis machte
deutlich, dass die Gemeinde für eine reine Verwaltungstätigkeit keine KWG
brauche. Die seit Jahren negative Geschäftsentwicklung sei nicht mehr länger
tragbar und Maßnahmen zur Verbesserung der Bilanz unausweichlich. Er mahnte
daher ein schlüssiges Gesamtkonzept für einen Zeitraum von drei bis fünf
Jahren an, in dem konkrete Zielvorgaben genannt werden und die Entwicklung der
Ertragssituation dargestellt sei.
Auch für die BLR sei die derzeitige
Vermögens- und Finanzlage der KWG unbefriedigend, stellte Sprecher Karl
Dagenbach fest. Es bestünden Zweifel, ob die Gesellschaft überhaupt über das
nötige Know-How verfüge, um zukünftig neue Baugebiete erschließen zu
können. Auch die damit verbundenen Risiken gelte es zu bedenken. Die Gemeinde
müsse schließlich nicht nur für ungedeckte Defizite aufkommen, sondern auch
für alle Schulden bürgen.
Um der KWG aus ihrem Dilemma zu helfen sei ein
dreijähriger Finanzplan notwendig, meinte SPD-Sprecher Karl Bickle. Man dürfe
trotz der unbefriedigenden Finanzlage nicht übersehen, dass die KWG seither
Investitionen getätigt habe, wie beispielsweise den Rathausumbau, welche
ansonsten die Gemeinde hätte übernehmen und finanzieren müssen.
Die KWG sei keine anonyme Gesellschaft, stellte
FWV-Sprecher Friedrich Feth fest. Im Aufsichtsrat seien acht
Gemeinderatsmitglieder vertreten, die sich mit neuen Initiativen gründlich
auseinandergesetzt hätten. Dem Prüfungsbericht könne entnommen werden, dass
die Gesellschaft zwar bilanziell überschuldet sei. Die Überschuldung könne
aber unter Ansatz von Zeitwerten beseitigt werden, da im Anlagevermögen stille
Reserven vorhanden seien. Ein substanzieller Verlust sei daher nicht zu
verzeichnen. Feth schlug vor, das Tochterunternehmen der Gemeinde als
Erschließungs- und Bauträger vor Ort einzusetzen, um so Defizite abbauen zu
können.
F.D.P.-Gemeinderat Peter Schell bekräftigte seine unveränderte Meinung, wonach
die KWG-Geschäfte keine originären Aufgaben der Gemeinde seien. Als Konsequenz
für sein seither erfolgloses Bemühen, die KWG-Geschäfte zurückführen, habe
er im vergangenen Jahr sein Mandat als Aufsichtsratsmitglied niedergelegt.
Schell warnte vor den mit KWG-Geschäften verbundenen Risiken und hielt es für
vorteilhafter, die Verwaltung durch Aufgabe der KWG zu verschlanken.
Mit deutlicher Stimmenmehrheit stellte der
Gemeinderat schließlich das Jahresergebnis für 1998 der KWG Reilingen fest und
entlastete Geschäftsführung und Aufsichtsrat.
Schalltechnisches Gutachten in Auftrag
gegeben
Die Immissionen im Bebauungsplangebiet
"Ortskern Kirchen-/Ziegelstraße" soll ein Lärmschutzgutachten
aufzeigen, das der Gemeinderat in Auftrag gegeben hat. Ein Ludwigsburger
Ingenieur-büro erhielt den Ausführungsauftrag für eine Kostensumme von rund
5.100 Mark.
Bebauungsplan "Nachtwaid" kann in
Rechtskraft gesetzt werden
Bevor die Beratung dieses Tagesordnungspunktes
aufgenommen werden konnte, stellte BLR-Gemeinderat Karl Dagenbach unter Verweis
auf die Gemeindeordnung den Antrag, Gemeinderat Friedrich Feth (FWV) wegen
Befangenheit sowohl bei der Behandlung des Bebauungsplanes
"Nachtwaid", als auch bei der anstehenden Entscheidung über zwei
Bauanträge auszuschließen. Seines Erachtens reiche die Möglichkeit eines
Interessenkonfliktes aus, um dem Bankvorstand der Raiffeisenbank eine Mitwirkung
an der Entscheidungsfindung zu verweigern. Kreditgeschäfte würden dem
Bankgeheimnis unterliegen. Insofern wäre eine mögliche Befangenheit auch nicht
nachprüfbar.Wie von Verwaltungsseite bestätigt wurde, beinhalte die
Gemeindeordnung tatsächlich ein grundsätzliches Mitwirkungsverbot für
Mitglieder des Vorstandes oder des Aufsichtsrates eines rechtlich selbständigen
Unternehmens. Allerdings nur dann, wenn die Entscheidung einer Angelegenheit dem
Unternehmen einen unmittelbaren Vor- oder Nachteil bringen kann. Allein die
Möglichkeit einer Finanzierung eines Bauobjektes löse jedoch nach Ansicht der
Verwaltung noch keine Befangenheit von im Gemeinderat vertretenen
Organmitgliedern der Bank aus.
Feth stellte fest, dass er sich auf keinen Fall
befangen fühle. Er verließ dann aber doch den Ratstisch, um wegen der
Bedeutung der Tagesordnungspunkte eine Entscheidung des Gemeinderates nicht zu
blockieren.
Auf Wunsch des Gemeinderates wird die Kommunalaufsicht die Frage der
Befangenheit abschließend klären.
Beinahe zur Nebensache geriet bei der Diskussion um die Befangenheit der
anschließende satzungsändernde Beschluss für den Bebauungsplan
"Nachtwaid". Er war notwendig geworden, nachdem das Baurechtsamt des
Rhein-Neckar-Kreises die Genehmigung des Bebauungsplanes von der Erledigung
einiger Maßgaben und einem notwendigen Beitrittsbeschluss des Gemeinderates
abhängig gemacht hatte.
Der Bebauungsplan kann nun durch eine
entsprechende Bekanntmachung Rechtskraft erlangen.
Bebauungsplanänderung der Stadt Hockenheim
akzeptiert
Zur Kenntnis nahm der Gemeinderat die Absicht
der Stadt Hockenheim, den Bebauungsplan "2. und 3. Gewann Biblis"
abzuändern. Das Gremium sah die planerischen Belange der Gemeinde hierdurch
nicht berührt.
Kontroverse Diskussion um Bauanträge
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 13.
Dezember 1999 das nach dem Baugesetzbuch zu erteilende Einvernehmen für den
geplanten Neubau eines Mehrfamilienhauses in der Uhlandstr. 2 und in der
Wilhelmstr. 26 versagt. Auf der Tagesordnung des Gemeinderates stand die
Thematik erneut, nachdem das Baurechtsamt festgestellt hatte, dass die
ausschließlich planungsrechtlichen Versagungsgründe nicht zweifelsfrei genannt
waren. Die Gemeinde war daher aufgefordert worden, den Beschluss zu
konkretisieren.
Für die Verwaltung vertrat Ortsbaumeister
Anton Rothas unverändert den Standpunkt, wonach das Einvernehmen durchaus
erteilt werden könne, da sich die genannten Bauvorhaben in die
Umgebungsbebauung einfügen. Auch der Bürgermeister legte dem Gemeinderat nahe,
zur Vermeidung von Schadensersatzansprüchen seine bisherige Einstellung zu
diesem Bauvorhaben zu überdenken und dem Bauvorhaben unter bestimmten
Bedingungen zuzustimmen. Ausdrücklich wurde der Gemeinderat auf mögliche
Amtshaftungsansprüche bei rechtswidrigem Versagen des Einvernehmens und den
Verlust des Versicherungsschutzes bei Vorsatz hingewiesen.
CDU-Sprecher Stefan Kneis sah keine Veranlassung, erneut über die Bauvorhaben
abzustimmen und womöglich das bisherige Abstimmungsergebnis zu korrigieren. Die
Verwaltung sei gefordert, ihre "Hausaufgaben" zu machen und die von
der Baurechtsbehörde gewünschte Begründung auszuarbeiten.
BLR-Sprecher Karl Dagenbach berief sich auf die
uneingeschränkte Entscheidungsfreiheit des Gremiums.
Für die FWV appellierte Richard Eichhorn an
seine Ratskollegen, beiden Bauvorhaben zuzustimmen. Sie würden sich in ihrer
Umgebung problemlos einfügen. Er bestand darauf, dass im Falle einer negativen
Entscheidung das Abstimmungsverhalten der Ratsmitglieder der Freien
Wählervereingung im Protokoll festgehalten werde.
Auf keine einheitliche Fraktionsmeinung kam die
SPD-Fraktion. Sprecher Karl Bickle beantragte daher geheime Abstimmung. Dagegen
sprach sich Peter Schell (F.D.P.) dafür aus, den Bauvorhaben zuzustimmen.
Mit knapper Mehrheit entschied der Gemeinderat schließlich, die Begründung
für das versagte Einvernehmen zu konkretisieren und beauftragte damit die
Verwaltung.
Bürgermeister Klein kündigte an, diese Entscheidung von der Kommunalaufsicht
prüfen zu lassen.
Telekommunikationskabel in Flurwegen
Als Folge des neu geordneten
Telekommunikationsmarktes darf die Absicht eines weiteren Unternehmens angesehen
werden, ein Glasfaserkabel im Gemarkungsbereich zu verlegen. In Anspruch
genommen werden soll der Heidelberger Weg und Burgweg. Der Gemeinderat gab
hierzu seine Zustimmung, verbunden mit der Verpflichtung, die in Anspruch
genommenen Wege und Flächen wieder instandzusetzen.
Pappelbestand wird gefällt
Im künftigen Wohnbaugebiet
"Nachtwaid" ist noch ein Pappelbestand vorhanden, der demnächst
gefällt werden soll. Revierförster Richard Mertel wurde mit der Fällaktion
beauftragt.
Holzeinschläge im Gemeindewald ausgesetzt
Einer Mitteilung des Staatlichen Forstamtes
Schwetzingen zufolge, kann der vom Gemeinderat beschlossene Hiebs- und
Finanzplan für den Gemeindewald im Jahr 2000 nicht realisiert werden. Wegen der
katastrophalen Auswirkungen des Orkans "Lothar" wurde dazu geraten,
auf die planmäßigen Holzeinschläge zu verzichten. Für den rapiden
Preisverfall seien die Vermarktungsmöglichkeiten zudem völlig ungewiss.
Der Gemeinderat verständigte sich darauf, im
Forstwirtschaftsjahr 2000 nur die unbedingt notwendigen Pflege-, Kultur- und
Verkehrssicherungsmaßnahmen durchführen zu lassen.
Nichtöffentlich getroffene Entscheidungen
Der nichtöffentliche Sitzungsteil der letzten
Zusammenkunft des Gemeinderates im alten Jahr war relativ kurz. Bestimmt wurde
die Bemusterung von Fassadenelementen für die Schiller-Schule. Über 7.000 Mark
konnte die Gemeinde in der Vorweihnachtszeit einer ganzen Anzahl bedürftiger
Familien und Einzelpersonen wie auch sozialen Einrichtungen zukommen lassen. Die
Spendengelder waren zu diesem Zweck von Privatpersonen und örtlichen Banken zur
Verfügung gestellt worden.
Frageviertelstunde
Eine Sitzungsbesucherin sprach den
sanierungsbedürftigen Zustand des Erweiterungsbaus der Schiller-Schule an.
Fragen aus dem Gemeinderat galten der
Mitwirkung sachkundiger Bürger in den beschließenden und beratenden
Ausschüssen sowie der Umgestaltung der Hauptstraße.
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