Gemeinderat
Gemeinderatssitzung am 05. Juni 2000
Nur wenige Bürger interessierten sich für die
Themen der sechsten Arbeitssitzung des Reilinger Gemeinderates, der sich bei
hochsommerlichen Temperaturen im angenehm kühlen Ratssaal einfand.
Fortschritte bei der Sanierung und
Erweiterung der Friedrich-von-Schiller-Schule
So langsam aber sicher gehen die Arbeiten am
ersten Bauabschnitt zum Umbau, Sanierung und Erweiterung der
Friedrich-von-Schiller-Schule ihrem Ende entgegen. Bei der jüngsten
Gemeinderatssitzung erklärten Ortsbaumeister Anton Rothas und Architekt Lothar
Niemeier, dass die Arbeiten nicht nur voll im Zeitplan liegen, sondern sich die
Kosten auch im vorgegebenen Rahmen bewegen.
Aktueller Schwerpunkt der Bautätigkeiten
ist der Innenausbau im Anbau wie auch im Altbau
Zwischenzeitlich wurden die Estricharbeiten im
Alt- wie im Neubau beendet und am 05. Juni mit der Installation des
Hohlraumbodens im Informatikraum begonnen. Nach Pfingsten werden die
Fensterbänke gesetzt. Zwischenzeitlich wurden die Rauchschutztüren in den
Treppenhäusern und die Unterkonstruktion für die abgehängten Decken montiert.
90 % der Elektro- und Sanitärarbeiten sind abgeschlossen.
Mitte Juni werden die Maler mit Vorarbeiten
beginnen. Die Pfosten-/Riegelfassade ist auf der Rückseite fertiggestellt. Zur
Zeit ist die Eingangsseite entlang der Wilhelmstraße in Arbeit. Als nächstes
folgt die Verkleidung der Giebelbereiche.
Trotz kurzzeitiger Probleme bei den
Gipserarbeiten liegen die Arbeiten im Zeitplan. Nach Auskunft von Architekt
Lothar Niemeier werden die benötigten Klassenzimmer mit Beginn des neuen
Schuljahres fertiggestellt sein. Da der zweite Bauabschnitt in weitere
Unterabschnitte aufgeteilt wird, müssen keine mobilen Klassenzimmer wie z.B. in
Containern geschaffen werden.
Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung vom 19.
Juli 1999 das Gewerk Schreinerarbeiten/Aluzargen mit Türblättern, Oberlichtern
und WC-Trennwände aus der Gesamtauftragsvergabe herausgenommen und die
Ausschreibung aufgehoben, da die Angebote nicht vergleichbar waren. Die Gewerke
wurden jetzt neu öffentlich ausgeschrieben.
Im Rahmen von Nachverhandlungen hat das Bauamt
Hockenheim auf die ursprünglich vorgeschriebene F30-Verglasung im Aulabereich
verzichtet. Durch die Wahl von Stahlzargen anstelle von Aluzargen und durch den
Verzicht auf Oberlichter über der Bühne können rund 290.000,-- DM eingespart
werden - und dies ohne Qualitätseinbußen.
Durch diesen positiven Bericht fiel es den
Ratsmitgliedern nicht schwer, die anstehenden Auftrage für die Metallbau- und
Verglasungsarbeiten sowie für die Schreinerarbeiten einschließlich der
WC-Trennwände zum Gesamtpreis von rund 244.000 DM an die jeweils günstigsten
Anbieter zu vergeben.
Stellplatzsatzungen zugestimmt
In seiner öffentliche Sitzung am 20.03.2000
hat der Gemeinderat der Gemeinde Reilingen beschlossen, eine örtliche
Bauvorschrift für die Bereiche des Bebauungsplans "Ortserweiterung
West" mit 1. - 4. Änderung sowie "Reilinger Holzrott", 1.
Abschnitt mit 1. Änderung und Erweiterung, 2. Abschnitt, 3. Abschnitt mit 1.
Änderung zu erlassen. Bei der Satzungsoffenlage mit Beteiligung der Träger
öffentlicher Belange wurden von Bürgern keine Anregungen vorgebracht. Nachdem
der Gemeinderat die Anregung der Stadt Hockenheim, eine erweiterte Staffelung
anzuwenden, aus Gleichbehandlungsgründen verworfen hatte, stimmte der
Gemeinderat einstimmig den Stellplatzsatzungen zu.
Für den Bereich des Bebauungsplans "Ortserweiterung
Nord-West" mit 1. - 4. Änderung kann dagegen erst in der nächsten Sitzung
eine Entscheidung gefällt werden. Nachdem bereits einige Gemeinderäte in
Urlaub weilten und etliche zudem bei diesem Tagesordnungspunkt wegen
Befangenheit die Sitzungsrunde verlassen mussten, stellte
Bürgermeister-Stellvertreter Karl Weibel fest, dass der Gemeinderat nicht
beschlussfähig sei. Bei der nächsten Sitzung ist der Gemeinderat bereits
beschlussfähig, wenn bei diesem Tagesordnungspunkt mindestens drei Mitglieder
des Gemeinderats anwesend und stimmberechtigt sind.
Planerisches Einvernehmen zur Bauvoranfrage
über den Neubau eines 6-Familienwohnhauses nun doch erteilt
Trotz einer gegenteiligen Verwaltungsempfehlung
hatte der Gemeinderat noch im Dezember 1999 und Januar 2000 das notwendige
Einvernehmen für den beantragten Bauvorbescheid versagt. Das
Regierungspräsidium als Widerspruchsbehörde war nach rechtlicher Prüfung zu
dem Ergebnis gekommen, dass die Gemeinde das Einvernehmen rechtswidrig
verweigert hat. Mit Rücksicht auf diese Rechtslage sah sich der Gemeinderat nun
mehrheitlich dazu veranlasst, seine bislang negative Haltung aufzugeben und das
planerische Einvernehmen für die Bauvoranfrage zum Neubau eines
6-Familienwohnhauses in der Wilhelmstr. 26 zu erteilen.
BLR-Sprecher Karl Dagenbach war nach wie vor
davon überzeugt, dass die Realisierung dieses Bauvorhabens in naher Zukunft zu
großen Verkehrsproblemen führen wird. Da die Möglichkeiten der Gemeinde zur
Versagung des Einvernehmens jedoch eingeschränkt seien, müsse man die von der
Widerspruchsbehörde vertretene Rechtsauffassung hinnehmen.
SPD-Fraktionssprecher Karl Bickle bedauerte,
dass das Votum des Gemeinderates vom Regierungspräsidium zurückgewiesen wurde.
Um Schaden von der Gemeinde abzuwenden, sehe man aber keine andere Möglichkeit,
als dem Bauvorhaben zuzustimmen.
Zu dem selben Ergebnis kam auch die
CDU-Fraktion, die sich mehrheitlich für das Bauvorhaben aussprach. Klaus
Benetti bat, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, um die Zurückstellung
derartiger Baugesuche künftig möglich zu machen.
Für die FWV-Fraktion sah Sabine Petzold keine
nachvollziehbaren Gründe, warum dem Bauherrn seither die Zustimmung verweigert
wurde. Ein Ergebnis der Verweigerung des Einvernehmens sei, dass die vom
Bauherrn angedachte Reduzierung auf fünf Wohneinheiten nicht realisiert wurde.
Hiermit könne niemand zufrieden sein.
Verkehrskonzept soll überarbeitet werden
Die CDU-Gemeinderatsfraktion hatte beantragt,
aus Anlass des Aufstellungsbeschlusses für den Bebauungsplan "Fröschau/Wörsch"
und die damit verbundenen Bedenken der Anwohner der Wörschgasse, ein
ganzheitliches Verkehrskonzept für Reilingen aufzustellen. Der Antrag wurde
begründet mit einem veränderten Verkehrsaufkommen und neuralgischen Bereichen
wie beispielsweise der Haydnallee oder den Zufahrten zu den künftigen
Neubaugebiet Fröschau/Wörsch".
Gemeinderat Karl Dagenbach sah sich durch den
Antrag der CDU in seiner Meinung bestätigt, dass die Verkehrssituation in
Reilingen an mehreren Stellen unzumutbar und gefährlich sei. Exemplarisch
wollte er die Hauptstraße verkehrsberuhigt, in der Haydnallee einen Fahrradweg
errichtet und die Querungshilfe beim Sportplatz Hauptstraße beampelt wissen.
Für die SPD-Fraktion hielt Gemeinderat Karl
Bickle ein ganzheitliches Verkehrskonzept derzeit für nicht notwendig. Die
hohen Kosten für ein neues Gutachten könne die Gemeinde nicht tragen.
Sinnvoller sei es, sich bei einer neuen Bewertung ausschließlich auf die
Haupterschließungsstraßen, stark gewachsene Baugebiete sowie auf die
Ermittlung des Status quo für den Mühlweg und Wörschgasse hinsichtlich des
künftigen Neubaugebietes "Fröschau/Wörsch" zu konzentrieren.
Sabine Petzold (FWV) sprach sich auf Grund der
hohen Kosten und wegen fehlender Haushaltsmittel gegen die Erstellung eines
umfassenden Verkehrsgutachtens aus. Schließlich stünden noch Empfehlungen des
Verkehrsgutachtens 1994 zur Realisierung an.
Stefan Kneis sah für die CDU-Fraktion
mögliche Ausgaben gut angelegt. Durch die Änderung oder den Verzicht auf
bisher vorgeschlagene Maßnahmen könne Geld eingespart werden.
Gemeinderat Peter Schell sprach sich gegen die
Erstellung eines neuen Verkehrsgutachtens und den Rückbau von
Hauptverkehrsstraßen aus.
Der Gemeinderat beschloss schließlich
mehrheitlich, den Antrag der CDU-Fraktion zur weiteren Bearbeitung in den
Technischen Ausschuss zu verweisen. Dort soll der Untersuchungsrahmen konkret
bestimmt und das eingeholte Angebot zum Abschluss eines Werkvertrages
entscheidungsreif bearbeitet werden. Eine Vergabe des Untersuchungsauftrages
behielt sich der Gemeinderat vor.
Europäische Naturschutzkonzeption NATURA
2000
Mit dem europäischen Schutzgebietssystem
NATURA 2000 haben sich die Staaten der Europäischen Union die Erhaltung der
biologischen Vielfalt in Europa zum Ziel gesetzt. Hierfür sind nach der
FFH-Richtlinie (Fauna = Tierwelt, Flora = Pflanzenwelt, Habitat = Lebensraum)
ausgewählte Lebensräume von europäischer Bedeutung aus verschiedenen Regionen
miteinander zu verknüpfen. Derzeit wird das Konsultationsverfahren
durchgeführt. Zum Schutz vorgeschlagen wurden Binnendünen in der Schwetzinger
Hardt. Die Flächenausweisung entspricht der seitherigen Waldbiotopkartierung.
Dabei wird nur ein kleiner Gemarkungsbereich im "Reilinger Eck"
erfasst. Da das Staatliche Forstamt Schwetzingen gegen die Aufnahme in das
Schutzgebietssystem NATURA 2000 keine Einwände hatte, stimmte der Gemeinderat
der Aufnahme im beantragten Umfang zu.
Grundwasserentnahme des
Wassergewinnungszweckverbandes Hardtwald zugestimmt
Das bestehende Wasserrecht des
Wassergewinnungszweckverbandes Hardtwald zur Grundwasserentnahme auf den 01.
Januar 1997 befristet. Der Zweckverband hatte daher beantragt, weiterhin 2,5
Mio. m³ pro Jahr Grundwasser zu Zwecken der Kommunalen Trinkwasserversorgung
aus fünf bestehenden Brunnen im Staatswald "Unterer Lusshardt" auf
den Gemarkungen St. Leon und Kirrlach zu entnehmen.
Der Wassergewinnungszweckverband versorgt die
Gemeinde St. Leon-Rot sowie den Zweckverband Wasserversorgung Letzenberggruppe
mit den Mitgliedern Rauenberg (Ortsteile Rauenberg, Rotenberg, Malschenberg)
Mühlhausen (Ortsteile Mühlhausen und Rettigheim) sowie Malsch.
Die bisher genehmigte Grundwasserentnahme pro
Brunnen und die maximale Gesamtgrundwasserentnahme pro Tag bleiben unverändert.
Um die zu erwartenden Auswirkungen auf das Grundwasserregime bei der Ausnutzung
des beantragten Wasserrechts nachzuweisen wurden grundwasserhydraulische
Modelluntersuchungen angestellt. Dabei wurde festgestellt, dass eine Entnahme
der wasserrechtlich erlaubten bzw. weiterhin beantragten Menge sich nur wenig
bemerkbar macht.
Daher stimmte der Gemeinderat einstimmig der
beantragten Grundwasserentnahme zu Zwecken der öffentlichen Wasserversorgung im
beantragten Umfang zu.
Bauleitplanungen der Stadt Waghäusel
zugestimmt
Die Stadt Waghäusel hat ihren
Flächennutzungsplan geändert sowie einen Bebauungsplan "Oberes großes
Hinterfeld II" aufgestellt. Der Gemeinderat nahm die Entwürfe zur
Kenntnis. Die planerischen Belange der Gemeinde Reilingen wurden nicht berührt.
Ferienbetreuung der Schulkinder
Bürgermeister Walter Klein gab bekannt, dass
in den Pfingstferien keine Ferienbetreuung von Schulkindern angeboten werden
könne. Der Verwaltung lägen bedauerlicherweise nur zwei Anmeldungen vor.
Aus dem Gemeinderat kam die Anregung, künftig
bereits frühzeitig für dieses Angebot zu werben, damit Eltern ihre
Urlaubsplanung darauf abstimmen können.
Nichtöffentlich getroffene Entscheidungen
Gegenstand der Tagesordnung in der
zurückliegenden nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung am 05. Mai waren
Personalangelegenheiten.
Außerdem stimmte der Gemeinderat einer privaten Ordnungsmaßnahme im
Sanierungsgebiet zu.
Frageviertelstunde
Die obligatorische Frageviertelstunde am Ende
des öffentlichen Sitzungsteils nahmen ausschließlich Gemeinderäte in
Anspruch.
Nachdem das Projekt "Verlässliche
Grundschule" bei Eltern und Lehrern bereits diskutiert wird, unterrichtete
Bürgermeister Walter Klein den Gemeinderat, dass diese Maßnahme durch die
Kernzeitbetreuung sowie den Hort an der Schule abgedeckt werden. Insoweit
ergäben sich keine Änderungen, so seine Aussage.
Ein Gemeinderat sah einmal mehr
Aufklärungsbedarf in Sachen Befangenheit. So wollte er von Bürgermeister Klein
wissen, wie es zu verstehen sei, dass er sich bei der Entscheidung über die
Aufstellung des Bebauungsplans "Fröschau / Wörsch" zwar für
befangen erklärt und folgerichtig die Sitzungsleitung abgegeben habe, dann aber
von Gemeinderat Krämer vertreten werde - obwohl dieser mit ihm verwandt
(Cousin) sei. Der Bürgermeister sicherte zu, die Frage der Befangenheit zu
klären und den Gemeinderat aus rechtlichen Gründen schriftlich zu informieren.
Diesen Weg der Beantwortung wird die Gemeindeverwaltung auch bei der Frage
wählen, ob jedem Gemeinderat am Ende der Sitzung ein dreiminütiges Rederecht
zusteht.
Bürgermeister Klein informierte den
Gemeinderat über den aktuellen Stand der Umbauarbeiten Hauptstraße. Die
Umbauarbeiten zum Vorplatz der evangelischen Kirche wurden wegen der Feier der
Jubelkonfirmation zurückgestellt. Bürgermeister Klein geht davon aus, dass die
Arbeiten für den neuen Kirchenvorplatz nach Fertigstellung der südlichen
Straßenseite in diesem Bauabschnitt beginnen.
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