Gemeinderat
Gemeinderatssitzung am 24. Juli 2000
Zur letzten öffentlichen Zusammenkunft des
Gemeinderates vor einer mehrwöchigen Sommerpause fanden sich rund ein Dutzend
Zuhörer im Bürgersaal des Rathauses ein. Mit elf abgehandelten
Tagesordnungspunkten war das Arbeitspensum des Gremiums erneut sehenswert.
Bauhandwerker von Urlaubszeit unbeeindruckt
In regelmäßigen Abständen lässt sich der
Gemeinderat über die Entwicklung des derzeit größten Reilinger Bauprojektes,
der Sanierung, Umbau und Erweiterung der Schiller-Schule informieren.
Wie Bürgermeister Walter Klein zu berichten
wusste, sei der Innenausbau zwischenzeitlich weiter fortgeschritten. Die
künftigen Klassenräume erhielten derzeit einen Anstrich. Aufeinander
abgestimmt sei die Montage der abgehängten Decken und die Anbringung der
Deckenbeleuchtung. Fertiggestellt seien die Treppengeländer als
Stahlunterkonstruktion. Die Glasscheiben sollen erst kurz vor Einzug montiert
werden. Ende Juli werde der Bodenleger seine Arbeit aufnehmen. Der Einbau der
Türen sei noch im Verlauf der Sitzungswoche geplant. Die Montage der
WC-Trennwände habe zwischenzeitlich abgeschlossen werden können. Bis Ende
August sei auch der Fahrstuhl betriebsbereit und für den achten Kalendermonat
die Möblierung der Räume vorgesehen.
Erfreut zeigte sich der Bürgermeister über
die Fertigstellung der Außenfassade zur Wilhelmstraße. Die Montage des
Sonnenschutzes stehe derzeit noch an. Abgeschlossen seien auch die
Fassadenarbeiten auf der Gebäuderückseite. Dort könne bereits das Baugerüst
abgebaut werden. Bis Ende Juli dürfe auch erwartet werden, dass die
Giebelflächen als Frontblechfassade hergerichtet seien.
Nachtragsangebote kritisch bewertet
15 Nachtragsangebote, die teils aus technischen
Gründen erforderlich waren, oder aber als Verbesserungsvorschläge vom
Fachingenieur für den Umbau der Schiller-Schule empfohlen wurden, veranlassten
den Gemeinderat zu einer kritischen Bewertung. Die detailliert begründeten
Nachträge mit einem Gesamtvolumen von rund 62.000 Mark zuzüglich gesetzlicher
Mehrwertsteuer betrafen allesamt das Gewerk Elektro. Wer weiß, wie so manche
Entscheidung ausgegangen wäre, hätte nicht Bernhard Machauer von vornherein
klargestellt, dass sich die Mehrkosten durch Einsparungen bei anderen Gewerken
wieder kompensieren lassen.
So müssen beispielsweise für flachere
Verteiler-Einbaugehäuse für Stark- und Schwachstrom rund 3.200 Mark
aufgebracht werden. Die Umsetzung des Anlagenkonzeptes der elektroakustischen
Anlage für die Aula kostet 8.500 Mark. Eine vollautomatische Funkuhrenanlage
schlägt mit 2.100 Mark zu Buch, wenngleich man zuversichtlich ist, dass sich
hier noch ein Sponsor finden lässt. Aus sicherheitstechnischen Gründen soll
das Behinderten-WC eine Rufanlage erhalten. Kosten rund 1.200 Mark. Einen gleich
hohen Betrag will man in eine gestalterische Ausleuchtung der Stufen in der Aula
investieren.
Eine preiswertere Rasterdecke in den Fluren hat
ein verändertes Format der Deckenleuchte zur Konsequenz. Glücklicherweise
heben sich der Mehraufwand von 21.700 Mark mit den Einsparungen beim Deckenbauer
gegenseitig auf.
Genau beziffert haben wollte das Gremium die Einsparungen bei den Decken in den
Werk-räumen, Küche etc. im Untergeschoss, wo der Einbau einer preiswerteren
Deckenkonstruktion ebenfalls Mehrkosten bei den Leuchten von rund 3.700 Mark
verursachen wird.
Nicht folgen wollte der Gemeinderat dem
Vorschlag, eine ansprechendere Rettungswegkennzeichnung einbauen zu lassen. Die
filigraner gestalteten 35 Leuchten hätten zu einem Mehrkostenaufwand von 5.200
Mark geführt. Es bleibt daher bei dem ausgeschriebenen Modell.
Mit 3.190 Mark der zweitgrößte Nachtrag war eine notwendige
Elektrounterverteilung in der Aula für die konzipierte Beleuchtung,
Lichtsteuergeräte sowie ein Steuertableau für die Bühne. Für den Gemeinderat
wenig überzeugend war der Hinweis des Fachingenieurs, dass die Konzeption zum
Zeitpunkt der Ausschreibung noch nicht abschließend geklärt und daher diese
Leistung noch nicht im Hauptangebot enthalten gewesen sei. Mehrheitlich sprach
sich das Gremium dafür aus, zunächst die Hintergründe restlos aufzuklären
und eine aktualisierte Übersicht zur derzeitigen Kostensituation anzufordern.
Feldweginstandsetzung von der Tagesordnung
abgesetzt
Einig waren sich alle im Gemeinderat, dass der
Feldweg in den Kisselwiesen, der auch beliebter Zufahrtsweg zum St. Leoner See
ist, dringend instand gesetzt werden muss. Dass die nach öffentlicher
Ausschreibung eher als Formsache angesehene Vergabe des Ausführungsauftrags im
Wert von rund 105.000 Mark trotzdem scheiterte, lag an einigen Unklarheiten. So
vermisste die Bürgervertretung die Umsetzung der Vorgaben des Technischen
Ausschusses, wo man sich darauf verständigt hatte, alternativ einen
zweispurigen Belag auszuschreiben und für Kleinlebewesen in diesem ökologisch
wertvollen Gebiet drei Rohre als Unterquerung einzubauen.
Die offenstehenden Fragen sollen jetzt im Technischen Ausschuss abschließend
geklärt werden.
Instandsetzungsarbeiten am Kanalnetz
71.000 Mark müssen aufgewendet werden, um
diverse Stutzen und Risse im Kanalnetz der Gemeinde instandzusetzen. Im
Auftragsumfang eines Euskirchener Unternehmens sind auch Reinigungs- und
Dokumentationsarbeiten enthalten. Um die grabenlosen Sanierungsarbeiten hatten
sich fünf Firmen beworben. Der preisgünstigste Bieter erhielt den Zuschlag.
Kurzen Prozess machte der Gemeinderat dagegen mit dem Ausschreibungsergebnis
für die notwendige Auswechslung eines schadhaften Kanals in der Siemensstraße.
Er hob die Ausschreibung kurzerhand wegen überzogener Preise wieder auf. Für
das mit 200.000 Mark veranschlagte Gewerk lagen die Angebote zwischen 389.000
und 710.000 Mark. Die Ausschreibung soll bis gegen Ende des Kalenderjahres
wiederholt werden.
KWG ist Erschließungsträger des
Neubaugebietes "Nachtwaid"
Mit der Erschließung des neuen Wohnbaugebietes
"Nachtwaid" erhält die KWG Reilingen mbH eine lohnende Aufgabe, die
mit dazu beitragen soll, die angegriffene Finanzlage zu verbessern. Schon im
Februar hatte sich der Gemeinderat in einem Grundsatzbeschluss dafür
ausgesprochen, die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft als Erschließungsträger
einzusetzen. Jetzt konnten die vertraglichen Regelungen in ein Vertragswerk
zusammengefasst werden, dem der Gemeinderat bei drei Gegenstimmen und einer
Enthaltung mehrheitlich seine Zustimmung gab.
Darin wird den künftigen Grundstückseigentümern ein fester und im voraus
bestimmter Maximalbetrag von 152,89 Mark netto je qm zugeteilter
Grundstücksfläche zuzüglich gesetzlicher Mehrwertsteuer an
Erschließungskosten garantiert. Daneben wird die Gemeinde die üblichen
satzungsgemäßen Wasser- und Abwasserbeiträge per Ablösungsvereinbarung
erheben.
Den relativ hohen Betrag erklärte der Bürgermeister mit den schlechten
Untergrundverhältnissen, einem notwendigen Kanalaustausch und diversen
Lärmschutzmaßnahmen.
Über den weiteren Sitzungsverlauf berichten
wir in unserer nächsten Amtsblattausgabe.
Kommunales Betreuungsangebot auf den Weg gebracht
Mit dem Schuljahr 2000/2001 wird auch die
Gemeinde Reilingen einen Beitrag zur landesweit eingeführten
"verlässlichen Grundschule" leisten. In einem optimierten Stundenplan
und einem ergänzenden, bedarfsorientierten Betreuungsangebot sollen
verlässliche Unterrichts-/Betreuungszeiten gewährleistet werden.
Das freiwillige Betreuungsangebot soll sich
jetzt auf die unterrichtsfreien Zeiten von 7.30 Uhr bis 8.30 Uhr und von 11.00
Uhr bis 13.30 Uhr beschränken. Zur Regelung der Details erließ der Gemeinderat
eigens eine Ortssatzung, die in der heutigen Amtsblattausgabe im Wortlaut
nachgelesen werden kann.
Die einkommensunabhängigen Benutzungsgebühren
betragen je Kind und Monat ab 01. September 2000 reduzierte 80 Mark (bisher 120
Mark), für das zweite Kind werden bei gleichzeitiger Inanspruchnahme 40 Mark
erhoben, während das dritte Kind dieses freiwillige Angebot der Gemeinde
gebührenfrei nutzen kann. Für Bezieher von Sozialleistungen ist eine Befreiung
von den Gebühren möglich.
Schon seit 1993 werden in Reilingen die Kinder
außerhalb des stundenplanmäßigen Unterrichts oder bei Unterrichtsausfall in
der Zeit von 7.30 Uhr bis 9.30 Uhr und von 11.00 Uhr bis 13.30 Uhr im Rahmen
einer Kernzeitbetreuung beaufsichtigt. Ein Kinderhort gewährleistet daneben
eine tägliche Betreuung der Kinder nach Stundenplanende von 13.00 Uhr bis 18.00
Uhr.
Insbesondere aus den Reihen der SPD und der CDU
waren enttäuschte Stimmen zu vernehmen, die gerade wegen des verbesserten
Angebotes durch die "verlässliche Grundschule" freie Kapazitäten in
einem größeren Umfang erwartet hatten. Sie sahen daher doch noch einigen
Klärungsbedarf und sprachen sich dafür aus, ein erweitertes Angebot in den
Schulferien anzubieten.
Verkehrs- und schalltechnisches Gutachten
beauftragt
Für 14.000 Mark will die Gemeinde ein
verkehrs- und schalltechnisches Gutachten für den Planbereich "Fröschau/Wörsch"
in Auftrag geben.
Auslöser der Diskussion um die Verkehrssituation in der Gemeinde war die
geplante Erweiterung des Bebauungsplangebietes in südöstlicher Ortsrandlage.
Die Bewohner der relativ engen Zufahrtsstraßen hatten sich im Verlauf des
Planfeststellungsverfahrens gegen einen weiteren, durch das geplante
Neubaugebiet ausgelösten Verkehrszuwachs ausgesprochen und eine verträglichere
Alternativlösung gefordert. Da die seitherige Lärmberechnung für den
Planbereich ohnehin den geänderten Planinhalten angepasst werden musste, bot
sich an, gleichzeitig eine Verkehrsuntersuchung in Auftrag zu geben, die auch
konkrete Lösungsansätze aufzeigen soll.
Der Gemeinderat akzeptierte mit seiner
Entscheidung den Vorschlag des Technischen Ausschusses, der davon abgeraten
hatte, das 1985 erstellte und erst 1994 mit einem Aufwand von rund 36.500 Mark
fortgeschriebene Verkehrsgutachten für den gesamten Innerortsbereich
aktualisieren zu lassen und hierfür erneut bis zu 46.000 Mark aufzubringen. Ein
Haushaltsansatz war für ein derartiges Gutachten seither nicht eingestellt.
Stattdessen hat sich nun der Gemeinderat darauf verständigt, nach der
Sommerpause die bisher gewonnenen Erkenntnisse vollständig auszuwerten und den
Maßnahmenkatalog des vorhandenen Verkehrsgutachtens zunächst abzuarbeiten.
Anstände sämtlich behoben
Wie von Bürgermeister Walter Klein zu erfahren
war, hat dieser Tage das Kommunalrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises der Gemeinde
bestätigt, dass alle Prüfungsfeststellungen der allgemeinen Finanzprüfung der
Jahre 1995 bis 1997 restlos erledigt sind.
Nichtöffentlich beschlossen
In der nichtöffentlichen Sitzung am 03. Juli
gab der Gemeinderat seine Zustimmung zum vorzeitigen Ausscheiden von Stefan
Kneis, der wegen einer beruflichen Veränderung zum Monatsende von seinem
Ehrenamt als Gemeinderat entbunden wird. Informiert wurde der Rat über die
Beilegung eines Rechtsstreites mit den Eigentümern eines von der KWG
errichteten Mehrfamilienhauses. Überlegungen wurden angestellt zur möglichen
Einrichtung eines Bürgerbüros. Nachgegangen ist man auch einer Anregung, einen
Jugendgemeinderat zu etablieren. Das Interesse bei den Jugendlichen soll in
einer Umfrage festgestellt werden.
Stefan Kneis verabschiedet
Nach nur sechsmonatiger Amtszeit wurde
CDU-Fraktionsvorsitzender Stefan Kneis aus dem Gemeinderat verabschiedet. Kneis
wird in den nächsten drei Jahren eine neue berufliche Herausforderung in den
Vereinigten Staaten annehmen.
In seinen Abschiedsworten bedauerte Bürgermeister Walter Klein das Ausscheiden
eines Gemeinderates, der seine Aufgabe darin gesehen habe, mit konstruktiver
Kritik die Arbeit der Verwaltung zu begleiten und neue Anregungen und Ideen
einzubringen. Er lobte den Arbeitsstil von Stefan Kneis, der stets von Mut zur
sachlichen Auseinandersetzung und dem Willen, das Beste für die Reilinger
Bürger zu erreichen, geprägt gewesen sei. Der Bürgermeister bescheinigte dem
Ausscheidenden, trotz der kurzen Amtszeit das Prädikat eines guten
Gemeinderates verdient und sich am Ratstisch aller Achtung erworben zu haben.
Verbunden mit dem Dank der Gemeinde für die gewissenhafte Ausführung des
Ehrenamtes übergab der Bürgermeister ein Buchpräsent und eine Urkunde. Der
Ehefrau Kerstin überreichte er ein Blumengebinde.
Stefan Kneis bedankte sich bei Verwaltung,
Bürgermeister und Fraktionskollegen für den gewährten Vertrauensvorschuss als
Junggemeinderat und dem Ratsgremium für die stets sachliche Diskussion. Er bat
die Wähler um Verständnis für seine berufliche Veränderung, die ihm ein
Ausüben des Ehrenamtes nicht weiter gestatte.
Entsprechend dem Kommunalwahlergebnis vom 24. Oktober vergangenen Jahres rückt
als erster Ersatzbewerber des CDU-Wahlvorschlages Hans Zöller in den
Gemeinderat nach. Seine Amtseinführung ist in der ersten Septembersitzung nach
der Sommerpause vorgesehen.
Die Gemeinderatsfraktion der CDU wird künftig
von Klaus Benetti angeführt.
Frageviertelstunde
Vorwiegend der Gemeinderat nutzte die
Gelegenheit, im Verlauf der eigentlich für die Sitzungsbesucher bestimmten
Frageviertelstunde das eine oder andere Problem anzusprechen oder Fragen an den
Bürgermeister zu richten.
Anfragen aus dem Ratsgremium galten der
geplanten Informationsveranstaltung zur Bebauung des neuen Wohngebietes
"Nachtwaid", Sichtbehinderungen an der Einmündung
Kirchen-/Hauptstraße, den Geschwindigkeitsbeschränkungen der Schulstraße und
einem Pflanzenrückschnitt am Lärmschutzwall entlang dem Jargeauring.
Das Interesse der Sitzungsbesucher beschränkte
sich auf den bei der Sanierung der Schiller-Schule eingesetzten
Sicherheitsbeauftragten und die Verkehrssituation im umgestalteten Teilabschnitt
der Hauptstraße, die demnächst Gegenstand einer Verkehrstagfahrt sein soll.
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