Gemeinderat

Gemeinderatssitzung am 11. Dezember 2000

Vorbildlichen Bürgersinn bewiesen
Alt-Gemeinderat Friedrich Kief mit der Bürgermedaille ausgezeichnet

Zu Beginn der letzten Sitzung des Gemeinderates in diesem Jahr wurde Alt-Gemeinderat Friedrich Kief eine der höchsten Auszeichnungen der Gemeinde Reilingen, die Bürgermedaille, verliehen.

In seiner Laudatio stellte Bürgermeister Walter Klein zunächst fest, dass der Kreis derer, die diese besondere Ehrung erhalten könnten, klein und exklusiv sei. Allgemein akzeptierte Voraussetzung sei dabei, dass im Gemeinderat üblicherweise Einstimmigkeit über den Auszeichnungsvorschlag bestehe. Dies würde den Ausnahmecharakter der neu geschaffenen Bürgermedaille (als erster Reilinger wurde im September Siegfried von Sagunski ausgezeichnet) besonders verdeutlichen. So habe es im Gemeindeparlament keinen Zweifel gegeben, dass Friedrich Kief diese Auszeichnung ganz besonders verdient habe.

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass der frühere SPD-Gemeinderat über 35 Jahre lang als Gemeinderat und langjähriger Bürgermeister-Stellvertreter seinen vorbildlichen Bürgersinn unzählige Male unter Beweis gestellt habe. "In unermüdlicher und erfolgreicher Arbeit hat Friedrich Kief unter Zurückstellung persönlicher Vorteile und Annehmlichkeiten immer das Wohl der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt seines Tuns gestellt", betonte Walter Klein.

Anerkennung finde auch seine 36 Jahre andauernde Tätigkeit als Ortsbeauftragter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und seine langjährige Funktion als ehrenamtlicher Richter bei der Jugendkammer Mannheim.

Nach seiner aktiven Berufs- und Gemeinderatstätigkeit habe der heute 80-jährige als Heimatforscher aus Leidenschaft jüngeren Generationen immer wieder Einblicke in die ortsgeschichtliche Vergangenheit vermittelt. So habe Kief nicht nur eine Bilddokumentation Reilinger Persönlichkeiten zusammengestellt, sondern durch seine langjährigen Forschungsarbeiten auch die Chronik der Spargelgemeinde fortgeschrieben. Walter Klein erinnerte auch daran, dass der rüstige Pensionär derzeit an einer Fotosammlung Reilinger Ordensschwestern arbeite und viel Zeit damit verbringe, in Vorbereitung des 100-jährigen Jubiläums der Wendelinskirche die Kirchenakten über den Bau von der Sütterlinschrift in ein heute lesbares Schriftdeutsch zu übertragen.

Die uneigennützige und beispielhafte Förderung des örtlichen Gemeinwesens hätten den Respekt und Dank der ganzen Gemeinde verdient, stellte Bürgermeister Klein fest. "Der Name Friedrich Kief und sein Wirken sind untrennbar mit Reilingen verbunden. Wir sind stolz darauf, einen solchen Bürger in unserer Gemeinde zu wissen".

Unter dem Beifall der Ratsmitglieder und zahlreichen Sitzungsbesucher zeichnete Bürgermeister Walter Klein schließlich Friedrich Kief "in Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste" mit der Bürgermedaille aus.




Weitere Häckselplatzförderung noch unklar

Der Rhein-Neckar-Kreis hat schon vor einigen Jahren die Aufgabe der Kompostierung pflanzlicher Abfälle an die Gemeinde übertragen. Sie betreibt als freiwillige Aufgabe einen Häckselplatz auf dem ehemaligen Kläranlagengelände. Seither wurden der Gemeinde die anteiligen Kosten für Kleinanlieferungen bis 0,5 cbm pro Tag und Person vom Kreis erstattet. Einem Beschluss des Kreistages zu Folge soll nunmehr der Fördermodus umgestellt und als Grundlage die kalkulatorischen Kosten herangezogen werden.

Eigentlich sollte der Gemeinderat bereits seine Zustimmung zu der neu abzuschließenden Vereinbarung mit dem Rhein-Neckar-Kreis geben. Dazu kam es aber nicht, da sich in der Zwischenzeit noch einige Unklarheiten ergeben haben, die zuvor vollständig ausgeräumt werden sollen. Auf Vorschlag des Bürgermeisters verständigte sich daher der Gemeinderat darauf, diesen Tagesordnungspunkt abzusetzen.




Erste Teilbereiche des Haushaltes budgetiert

Um ihre Aufgaben flexibler und effizienter erfüllen zu können, wird auch die Gemeinde Reilingen ab dem neuen Haushaltsjahr eine zunächst auf Teilbereiche des gemeindlichen Haushaltes beschränkte, aufgabenbezogene Budgetierung einführen. Ziel sei es, so der Bürgermeister, eine weitgehend dezentrale Ressourcenverantwortung zu erreichen.

Kernstück dieser haushaltsrechtlichen Möglichkeit sei die Verwendungsfähigkeit der innerhalb eines Budgets bereitgestellten Mittel. "Das bedeutet, dass die erzielten Mehreinnahmen oder Minderausgaben zur Deckung von Mehrausgaben verwendet werden können", erläuterte der Bürgermeister. Er schlug dem Ratsgremium vor, für den Bereich der Schule und der Feuerwehr eine vollständige Budgetierung einzuführen. Damit könnten die Verantwortlichen frei über die Haushaltsmittel bestimmen.
Lediglich die Personalkosten und kalkulatorischen Kosten würden noch über die Gemeindekämmerei verrechnet.
Außerdem wolle man den Vermögenshaushalt (also Einzelanschaffungen über 800,-- Mark) nicht in die budgetierbare Finanzmasse einbeziehen.

Der Verwaltungsvorschlag wurde von den Gemeinderatsfraktionen durchweg positiv aufgenommen und als Beitrag zu einem sparsamen und eigenverantwortlichen Handeln angesehen.

Mit deutlicher Stimmenmehrheit sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die aufgabenbezogene Budgetierung, auf die Haushaltsbereiche Friedrich-von-Schiller-Schule und Freiwillige Feuerwehr beschränkt, einzuführen. Die Entscheidung bedeutet, dass der Feuerwehrkommandant zukünftig über 135.000 Mark verfügen kann, der Rektor der Schiller-Schule über 545.000 Mark. Soweit die finanzielle Leistungsfähigkeit dies zulässt, sollen jeweils am Ende des Jahres 100 % der freien Mittel innerhalb eines Budgets in das Folgejahr übertragen werden. Das im jährlichen Haushalt einzuplanende schülerbezogene Budget wurde auf 1.100 bis 1.150 Mark begrenzt.

Dem Antrag der Bürgerliste, die Budgetierung der Schule ausschließlich auf Lehr- und Lernmittel zu beschränken und für Neuanschaffungen eine Höchstgrenze festzulegen, wurde nicht entsprochen.

Stichwort: Budgetierung
· Festsetzung eines jährlichen Gesamtbetrages durch den Gemeinderat im Rahmen des                    Haushaltsplanes
· Die Verantwortung von Aufgabenerfüllung und Mittelbewirtschaftung wird in einer Hand zusammengefasst
· Flexiblere Handlungsspielräume des Budgetverantwortlichen innerhalb seines Budgets; Budgetverantwortlicher entscheidet über Mittelverwendung selbständig und eigenverantwortlich
· Annäherung an Privatbereich; auch hier muss das vorhandene Geld zur Bestreitung aller anfallenden Ausgaben reichen ("Privater Geldbeutel")
· Flexiblere und effizientere Aufgabenerfüllung ist gewährleistet, wodurch insgesamt Einsparungen erwartet werden
· Alle Einnahmen stehen für alle Ausgaben zur Verfügung; Mehreinnahmen können für Mehrausgaben verwendet werden; Einsparungen bei einer Haushaltsstelle können für Mehrausgaben bei einer anderen Haushaltsstelle innerhalb des Budgets verwendet werden
· Einsparungen am Ende des Jahres werden voll ins nächste Jahr übertragen; sie stehen somit für Ausgaben im kommenden Jahr zur Verfügung, sg. "Dezemberfieber" wird vermieden





Ausgeglichener Haushalt für das Jahr 2001
Geringere Zuweisungen bei zugleich höheren Umlagezahlungen/Kräftige Rücklage-entnahmen nötig/Keine Neuverschuldung

Der finanzielle Spielraum der Gemeinde Reilingen wird im kommenden Jahr trotz des spürbaren Wirtschaftsaufschwungs in Deutschland geringer ausfallen. Im Gegensatz zu den vergangenen zwei Jahren standen Bürgermeister Walter Klein und Gemeindekämmerer Ulrich Landwehr bei der Aufstellung des Haushaltsentwurfs vor der schwierigen Aufgabe, bei sinkenden Einnahmen und steigenden Ausgaben wieder einen ausgeglichenen Haushalt aufzustellen.

In seiner Etatrede stellte der Bürgermeister fest, dass Reilingen schon immer auf die Zuweisungen aus dem kommunalen Finanzausgleich angewiesen sei. Die außerordentlich guten Ergebnisse des Jahres 1999 (damals wurde mit 1,7 Mio. Mark Gewerbesteuereinnahmen ein Traumergebnis registriert) seien zu einem Bumerang für den anstehenden Haushalt geworden. Die aktuelle Berechnungsgrundlage führe zu einem Absinken der Finanzzuweisungen um 159.000 Mark und einem Rückgang des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer um 208.000 Mark. Zugleich müsse eine höhere Finanzausgleichsumlage mit 76.000 Mark, ein Plus bei der Kreisumlage mit 79.000 Mark und eine um 57.000 Mark höhere Gewerbesteuerumlage verkraftet werden. Dies habe eine Mehrbelastung von insgesamt rund 579.000 Mark zur Folge, die nicht durch Einsparungen hätten ausgeglichen werden können. Weiter müsse davon ausgegangen werden, dass die Zuführungsrate als wichtigstes Merkmal für die Leistungsfähigkeit des Verwaltungshaushaltes drastisch auf nur noch 96.500 Mark reduziert werden müsse. Im Vorjahr habe man noch 528.000 Mark dem Vermögenshaushalt zuführen können.

Der Bürgermeister zeigte sich dennoch zufrieden, da der Haushaltsplan mit einem Gesamtvolumen von 23,6 Mio. Mark ohne Neuverschuldung ausgeglichen werden konnte. Auf den Verwaltungshaushalt entfallen 19,3 Mio. Mark und auf den Vermögenshaushalt 4,3 Mio. Mark.

Die geringen, im Verwaltungshaushalt erwirtschafteten Mittel seien natürlich bei weitem nicht ausreichend, die geplanten Investitionen im Vermögenshaushalt zu finanzieren. Deshalb müssten, so der Bürgermeister, im neuen Jahr rund 2,9 Mio. Mark an Rücklagen entnommen werden, um den Haushalt ohne Kreditaufnahmen ausgleichen zu können. "Diese kräftige Rücklagenentnahme ist vertretbar", betonte Walter Klein, da diese Mittel in den Vorjahren für Investitionen angesammelt wurden und jetzt auch wieder zur Schaffung von neuem Vermögen verwendet würden. Die Gemeinde könne nach der Entnahme immer noch über rund 2 Mio. Mark an Rücklagen verfügen.

Walter Klein machte auch deutlich, dass alle im Jahr 2000 anfinanzierten Maßnahmen weitergeführt oder abgeschlossen werden könnten, darunter die Sanierung und Erweiterung der Schiller-Schule, der Abschluss der Ortskernsanierung sowie die Sanierung von zwei Gemeindestraßen. Außerdem könnten erfreulicher Weise auch neue, große Zukunftsprojekte angegangen werden, wie der Umbau des Feuerwehrgerätehauses, der Bau eines neuen Sportgeländes in der "Nachtwaid", der Umbau und die Erweiterung des Schulanbaus sowie der Erwerb eines neues Feuerwehrfahrzeuges. Insgesamt sei mittelfristig geplant, rund 19 Mio. Mark in der Spargelgemeinde zu investieren. Zur Bewältigung dieser enormen finanziellen Belastungen müssten neben den eigenen Einnahmen auch Zuweisungen und Zuschüsse, nicht zuletzt aber auch Kreditaufnahmen in Anspruch genommen werden. Die Nettokreditbelastung für diese Vorhaben liege bei rund 6,4 Mio. Mark. Im vergangenen Jahr sei die Verwaltung bei einem geringeren Investitionsvolumen (17 Mio. Mark) noch von einem höheren Kreditbedarf (8 Mio. Mark) ausgegangen. Bürgermeister Walter Klein wertete dies als Indiz für das erfolgreiche Bemühen, die Kreditbelastung nicht weiter ansteigen zu lassen und sich damit finanziellen und politischen Handlungsspielraum zu erhalten.

Die Planentwürfe für die beiden Eigenbetriebe Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung weisen im Erfolgsplan nur geringe Gewinne aus (Wasser = 5.000 Mark, Abwasser = 29.500 Mark), die ausschließlich zur Reduzierung der vorhandenen Verlustvorträge aus Vorjahren verwendet werden. Wasser- wie auch Abwassersatzung wurden erst kürzlich neu gefasst und die Gebühren neu kalkuliert. In diesem Zusammenhang hob der Bürgermeister insbesondere darauf ab, dass die Wassergebühr um 10 Pfennig je verbrauchtem cbm abgesenkt werden konnte und die Abwassergebühr unverändert bleiben kann.

Das Gesamtvolumen umfasst beim Eigenbetrieb Wasserversorgung 742.000 Mark im Erfolgsplan und 674.000 Mark im Vermögensplan. Beim Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung hat der Erfolgsplan einen Umfang von 1,823 Mio. Mark und der Vermögensplan weist 1,888 Mio. Mark aus.
Das Investitionsvolumen der Eigenbetriebe liegt bei rund 2,0 Mio. Mark. So werden beispielsweise für neue Verteilungsanlagen im Bereich der Wasserversorgung 0,5 Mio. Mark, als Kostenumlage zur Erweiterung der Hockenheimer Kläranlage 0,4 Mio. Mark und für die Verbesserung des Kanalnetzes 1,0 Mio. Mark bereitgestellt. Zur Finanzierung dieser erheblichen Investitionen im Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsbereich werden neue Kredite von rund 1,2 Mio. Mark notwendig.




Stellungnahmen der Fraktionen:

Für den SPD-Sprecher Karl Bickle ist es "eine bittere Pille", dass der Anteil an der Einkommensteuer sowie die Schlüsselzuweisung des Landes als "die mit Abstand höchste Einnahmequellen" geringer ausfallen würden. Positiv stimme allein der um 100.000 Mark höhere Ansatz der Gewerbesteuer (rund 1,4 Mio. Mark) und der Umstand, dass der Haushalt trotz rückläufiger Landeszuweisungen hätte ausgeglichen werden können. Bickle machte deutlich, dass aber auch die geringere Zuführung zum Vermögenshaushalt klar die Grenzen des finanziellen Spielraums aufzeigen würde. "Das Minus von rund 5,46 Mio. Mark bei den Grundstückserlösen zeigt, dass das Tafelsilber der Gemeinde im Wesentlichen verkauft ist". Um dem Bürger zu verdeutlichen, wohin die öffentlichen Gelder fliesen, schlug der SPD-Kommunalpolitiker vor, mit einer Art "Gläsernes Buch" das Zahlenwerk des Haushaltes verständlicher zu machen.

Die enge finanzielle Situation für das kommende Jahr sei bereits nach Bekanntgabe des positiven Rechnungsergebnisses für 1999 absehbar gewesen, betonte FWV-Fraktionsvorsitzender Friedrich Feth. Allein die Rücklagen versetzten die Gemeinde in die Lage, die großen Vorhaben weiterzuführen oder weitere Investitionen anzugehen. Bedenklich sei aber, dass der Verwaltungshaushalt lediglich einen 0,5 prozentigen Überschuss erwirtschafte, ein Wert, der weit unter den Erwartungen von 10 Prozent liege. "Dennoch leisten wir uns viel in Reilingen", meinte Feth mit Blick auf die Förderung der Kindergärten mit 705.000 Mark oder aber das jährliche Defizit mit 1 Mio. Mark für die Fritz-Mannherz-Hallen.
Durchsetzen konnte sich die FWV-Fraktion im Gemeinderat mit ihrem Vorschlag, eine Planungsrate von einer halben Mio. Mark für den Umbau des Feuerwehrgerätehauses nicht in das Haushaltsjahr 2002 zu verschieben, sondern wie ursprünglich geplant schon im nächsten Jahr vorzusehen. Einig war man sich im Gemeinderat, dass ein vorzeitiger Baubeginn nur dann in Frage kommen kann, wenn ein solcher förderunschädlich ist.

"Die vorgelegten Zahlen geben wenig Anlass zu Optimismus", stellte für die CDU-Fraktion deren Sprecher Klaus Benetti fest. Da sich die Verfügungsmasse der Gemeinde auf magere 96.500 Mark reduziere, werde 2001 "ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen", dass über die geplanten Investitionen hinaus keine weiteren Ausgaben erforderlich werden. Die finanzielle Entwicklung mache zudem deutlich, dass der Kalkulationszeitraum für die kommenden Jahre über ein Haushaltsjahr hinausreichen müsse, damit vorhersehbare Schwankungen ausgeglichen werden können. Immerhin seien 43 Prozent der Einnahmen der Gemeinde nicht direkt zu beeinflussen.
Die Erträge beruhten zu 42 % auf dem Gemeindeanteil an der Einkommensteuer und damit auf der Ertragskraft der einzelnen Mitbürger. Durch weitere Zuwanderung sehe man eine Möglichkeit, diese Ertragskraft zu steigern. Angeregt wurde auch, die Akzeptanz der Schüler- und Jugendbetreuung im Rahmen von Kernzeit, Kinderhort und Jugendzentrum Cosmos zu erhöhen und den Bedürfnissen der Jugendlichen anzupassen. Da sich die finanzielle Entwicklung in den kommenden Jahren ähnlich darstellen werde, machte der Christdemokrat deutlich, dass größere Vorhaben solide finanziert sein müssten, um einer höheren Verschuldung entgegen zu wirken.

Während der gute Konjunkturverlauf, höhere Steuereinnahmen und die einmaligen Grundstücksveräußerungserlöse von 6,3 Mio. Mark im Jahr 2000 ein überaus positives Ergebnis ermöglicht hätten, sehe man sich heute, so BLR-Sprecher Karl Dagenbach, wieder in der wirtschaftlichen Realität angekommen. Die Zuführungsrate sinke auf bedenkliche 2,2 Prozent ab. Die Finanzierung der Investitionen erfordere eine erhebliche Rücklagenentnahme bis hin zum gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststand. "Das bedeutet, dass wir von der Hand in den Mund leben". Kritisch bewertete Dagenbach auch die geplante Verschuldung der Eigenbetriebe und die im mittelfristigen Investitionsprogramm mit Krediten von über 5 Mio. Mark zu schließende Finanzierungslücke. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor sei die nicht kalkulierbare Entwicklung der Gewerbesteuer. Dagenbach warnte vor einer möglichen Überschuldung der Gemeinde, gab aber schließlich wie allen anderen Sprecher auch, dem vorgelegten Haushaltsplanentwurf 2001 seine Zustimmung.

Betrachte man den erwirtschaftbaren Betrag von weniger als 100.000 Mark, sei dies alles andere als ein Grund für Jubel, meinte F.D.P-Gemeinderat Peter Schell. Die Begleitumstände der um fast eine halbe Mio. Mark reduzierten Zuführung an den Vermögenshaushalt hätten nicht nur die "große Politik" beschert, sondern seien teilweise auch hausgemacht. "Wir stehen mit dem Rücken zur Wand". Er habe deshalb kein Verständnis dafür, wenn im Verlauf des Jahres immer wieder neue Wünsche, meist im populistischer Form eingebracht und oft mit erpresserischer Argumentation durchgesetzt werden. Wie schon so oft sprach sich Schell erneut dafür aus, weitere Dienstleistungen der Gemeinde zu privatisieren und hier zusätzliche Einsparpotenziale auszuschöpfen. Trotz aller Kritik lobte Schell schließlich die Leistung von Bürgermeister Walter Klein und Gemeindekämmerer Ulrich Landwehr, wieder einen ausgeglichenen Haushaltsplan vorgelegt zu haben. "Unsere Verwaltung funktioniert bedarfsgerecht und bürgerfreundlich".

Einstimmig fiel schließlich das Votum des Gemeinderates zu Gunsten der vorgelegten Finanzplanung für das Jahr 2001 aus. Sie kann zur Einsicht öffentlich ausgelegt und voraussichtlich in der Gemeinderatssitzung am 15. Januar 2001 verabschiedet werden.






Schadhafter Kanal wird ausgetauscht

Der hydraulischen Entlastung des Hauptsammlers Nord im Bereich der Siemensstraße soll ein neu zu verlegender Kanal dienen. Den Ausführungsauftrag gab der Gemeinderat einem Rauenberger Tiefbauunternehmen, das die Kanalverlegungsarbeiten gegen einen Betrag von 300.000 Mark ausführen wird.
Die gleiche Maßnahme war schon Mitte des Jahres öffentlich ausgeschrieben worden. Das unbefriedigende Submissionsergebnis mit deutlich überzogenen Konditionen hatte den Gemeinderat dazu veranlasst, die erste Ausschreibung aufzuheben und neue Angebote einzuholen. Die Arbeiten können nunmehr zu einem deutlich günstigeren Kostenbetrag ausgeführt werden.




Keine planerischen Belange berührt

Durch die 2. Änderung des Bebauungsplanes "2. und 3. Gewann Biblis" der Nachbarstadt Hockenheim sind keine Belange der Gemeinde Reilingen berührt. Zu diesem Ergebnis kam der Gemeinderat bei der Beurteilung des entsprechenden Planentwurfs. Die einvernehmliche Zustimmung war damit eine Formsache.




Arbeitslosenzahl rückläufig

Nach dem Ergebnis einer statistischen Auswertung des Arbeitsamtes ist die Arbeitslosenzahl der Gemeinde im Vergleich zum Vorjahr weiter zurückgegangen. Zehn Bürger konnten dem Arbeitsprozess wieder zugeführt werden. Dennoch sind immer noch 200 Arbeitslose in der Gemeinde registriert.




Nichtöffentlich getroffene Entscheidungen

Am 20. und 27. November tagte der Gemeinderat nichtöffentlich. Thema der Tagesordnung war der Erwerb eines Ackergrundstückes. Zu entscheiden war über Personalangelegenheiten und die Vergabe von Gewerbegelände. Vorberaten werden konnte das Strukturkonzept "Ortskern Reilingen". Es wird derzeit in den Fraktionen diskutiert und soll im Frühjahr 2001 im Rahmen einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit vorgestellt werden.





Appell an Gemeinsamkeit

Für das gesamte Gemeinderatskollegium stellte Peter Schell fest, dass im ersten Jahr der neuen Legislaturperiode jeder Bürgervertreter versucht habe, mehr oder weniger verantwortungsbewusst, sachlich fundiert, parteipolitisch oder gruppenorientiert, die Entwicklung der Gemeinde mitzubestimmen. "Ob unsere Entscheidungen gut waren, zeigt sich nicht immer am Tag danach", betonte Schell und machte deutlich, dass oft der Ablauf einer gewissen Zeitspanne erst nötig sei, um feststellen zu können, ob im Gemeinderat "gute oder weniger gute Taten vollbracht wurden". Der Gemeinderat werde sich weiter darum bemühen, seiner großen Verantwortung gegenüber der gesamten Einwohnerschaft gerecht zu werden. Schell ermunterte seine Ratskolleginnen und -kollegen in der kommenden Zeit Gemeinsamkeiten in den Entscheidungen zum Wohle der Allgemeinheit zu suchen. "Und legen Sie nicht jedes gewechselte Wort immer gleich auf die Goldwaage".

Im Jahresverlauf 2000 habe man so manche Maßnahme auf den Weg bringen oder abschließen können, freute sich Bürgermeister Klein in seinen Schlussworten. Als positive Beispiele zählte er die Einweihung der Seniorenvilla, den Umbau der Hauptstraße, die Planungen für das Baugebiet "Nachtwaid", die Sanierung von Ortsstraßen und als wichtigstes Projekt, der Um- und Erweiterungsbau der Schiller-Schule auf. Einiges sei aber auch unerledigt geblieben. Die Entwurfsplanung des Haushaltes 2001 habe aufgezeigt, dass noch zahlreiche wichtige und notwendige Aufgaben zum Wohle der örtlichen Gemeinschaft zu bewältigen seien.

Mit dem Wunsch auf eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Jahresauftakt beendete der Bürgermeister die letzte öffentliche Zusammenkunft im alten Jahr.