Gemeinderat
Gemeinderatssitzung am 11. Dezember 2000
Vorbildlichen Bürgersinn bewiesen
Alt-Gemeinderat Friedrich Kief mit der Bürgermedaille ausgezeichnet
Zu Beginn der letzten Sitzung des Gemeinderates in diesem Jahr wurde
Alt-Gemeinderat Friedrich Kief eine der höchsten Auszeichnungen der Gemeinde
Reilingen, die Bürgermedaille, verliehen.
In seiner Laudatio stellte Bürgermeister
Walter Klein zunächst fest, dass der Kreis derer, die diese besondere Ehrung
erhalten könnten, klein und exklusiv sei. Allgemein akzeptierte Voraussetzung
sei dabei, dass im Gemeinderat üblicherweise Einstimmigkeit über den
Auszeichnungsvorschlag bestehe. Dies würde den Ausnahmecharakter der neu
geschaffenen Bürgermedaille (als erster Reilinger wurde im September Siegfried
von Sagunski ausgezeichnet) besonders verdeutlichen. So habe es im
Gemeindeparlament keinen Zweifel gegeben, dass Friedrich Kief diese Auszeichnung
ganz besonders verdient habe.
Der Bürgermeister erinnerte daran, dass der
frühere SPD-Gemeinderat über 35 Jahre lang als Gemeinderat und langjähriger
Bürgermeister-Stellvertreter seinen vorbildlichen Bürgersinn unzählige Male
unter Beweis gestellt habe. "In unermüdlicher und erfolgreicher Arbeit hat
Friedrich Kief unter Zurückstellung persönlicher Vorteile und Annehmlichkeiten
immer das Wohl der Gemeinde und ihrer Bürgerinnen und Bürger in den
Mittelpunkt seines Tuns gestellt", betonte Walter Klein.
Anerkennung finde auch seine 36 Jahre andauernde Tätigkeit als Ortsbeauftragter
des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und seine langjährige Funktion
als ehrenamtlicher Richter bei der Jugendkammer Mannheim.
Nach seiner aktiven Berufs- und
Gemeinderatstätigkeit habe der heute 80-jährige als Heimatforscher aus
Leidenschaft jüngeren Generationen immer wieder Einblicke in die
ortsgeschichtliche Vergangenheit vermittelt. So habe Kief nicht nur eine
Bilddokumentation Reilinger Persönlichkeiten zusammengestellt, sondern durch
seine langjährigen Forschungsarbeiten auch die Chronik der Spargelgemeinde
fortgeschrieben. Walter Klein erinnerte auch daran, dass der rüstige Pensionär
derzeit an einer Fotosammlung Reilinger Ordensschwestern arbeite und viel Zeit
damit verbringe, in Vorbereitung des 100-jährigen Jubiläums der
Wendelinskirche die Kirchenakten über den Bau von der Sütterlinschrift in ein
heute lesbares Schriftdeutsch zu übertragen.
Die uneigennützige und beispielhafte
Förderung des örtlichen Gemeinwesens hätten den Respekt und Dank der ganzen
Gemeinde verdient, stellte Bürgermeister Klein fest. "Der Name Friedrich
Kief und sein Wirken sind untrennbar mit Reilingen verbunden. Wir sind stolz
darauf, einen solchen Bürger in unserer Gemeinde zu wissen".
Unter dem Beifall der Ratsmitglieder und
zahlreichen Sitzungsbesucher zeichnete Bürgermeister Walter Klein schließlich
Friedrich Kief "in Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste"
mit der Bürgermedaille aus.
Weitere Häckselplatzförderung noch unklar
Der Rhein-Neckar-Kreis hat schon vor einigen
Jahren die Aufgabe der Kompostierung pflanzlicher Abfälle an die Gemeinde
übertragen. Sie betreibt als freiwillige Aufgabe einen Häckselplatz auf dem
ehemaligen Kläranlagengelände. Seither wurden der Gemeinde die anteiligen
Kosten für Kleinanlieferungen bis 0,5 cbm pro Tag und Person vom Kreis
erstattet. Einem Beschluss des Kreistages zu Folge soll nunmehr der Fördermodus
umgestellt und als Grundlage die kalkulatorischen Kosten herangezogen werden.
Eigentlich sollte der Gemeinderat bereits seine Zustimmung zu der neu
abzuschließenden Vereinbarung mit dem Rhein-Neckar-Kreis geben. Dazu kam es
aber nicht, da sich in der Zwischenzeit noch einige Unklarheiten ergeben haben,
die zuvor vollständig ausgeräumt werden sollen. Auf Vorschlag des
Bürgermeisters verständigte sich daher der Gemeinderat darauf, diesen
Tagesordnungspunkt abzusetzen.
Erste Teilbereiche des Haushaltes budgetiert
Um ihre Aufgaben flexibler und effizienter
erfüllen zu können, wird auch die Gemeinde Reilingen ab dem neuen
Haushaltsjahr eine zunächst auf Teilbereiche des gemeindlichen Haushaltes
beschränkte, aufgabenbezogene Budgetierung einführen. Ziel sei es, so der
Bürgermeister, eine weitgehend dezentrale Ressourcenverantwortung zu erreichen.
Kernstück dieser haushaltsrechtlichen
Möglichkeit sei die Verwendungsfähigkeit der innerhalb eines Budgets
bereitgestellten Mittel. "Das bedeutet, dass die erzielten Mehreinnahmen
oder Minderausgaben zur Deckung von Mehrausgaben verwendet werden können",
erläuterte der Bürgermeister. Er schlug dem Ratsgremium vor, für den Bereich
der Schule und der Feuerwehr eine vollständige Budgetierung einzuführen. Damit
könnten die Verantwortlichen frei über die Haushaltsmittel bestimmen.
Lediglich die Personalkosten und kalkulatorischen Kosten würden noch über die
Gemeindekämmerei verrechnet.
Außerdem wolle man den Vermögenshaushalt (also Einzelanschaffungen über
800,-- Mark) nicht in die budgetierbare Finanzmasse einbeziehen.
Der Verwaltungsvorschlag wurde von den
Gemeinderatsfraktionen durchweg positiv aufgenommen und als Beitrag zu einem
sparsamen und eigenverantwortlichen Handeln angesehen.
Mit deutlicher Stimmenmehrheit sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die
aufgabenbezogene Budgetierung, auf die Haushaltsbereiche
Friedrich-von-Schiller-Schule und Freiwillige Feuerwehr beschränkt,
einzuführen. Die Entscheidung bedeutet, dass der Feuerwehrkommandant zukünftig
über 135.000 Mark verfügen kann, der Rektor der Schiller-Schule über 545.000
Mark. Soweit die finanzielle Leistungsfähigkeit dies zulässt, sollen jeweils
am Ende des Jahres 100 % der freien Mittel innerhalb eines Budgets in das
Folgejahr übertragen werden. Das im jährlichen Haushalt einzuplanende
schülerbezogene Budget wurde auf 1.100 bis 1.150 Mark begrenzt.
Dem Antrag der Bürgerliste, die Budgetierung
der Schule ausschließlich auf Lehr- und Lernmittel zu beschränken und für
Neuanschaffungen eine Höchstgrenze festzulegen, wurde nicht entsprochen.
Stichwort:
Budgetierung
· Festsetzung eines jährlichen Gesamtbetrages durch den Gemeinderat im Rahmen
des
Haushaltsplanes
· Die Verantwortung von Aufgabenerfüllung und Mittelbewirtschaftung wird in
einer Hand zusammengefasst
· Flexiblere Handlungsspielräume des Budgetverantwortlichen innerhalb seines
Budgets; Budgetverantwortlicher entscheidet über Mittelverwendung selbständig
und eigenverantwortlich
· Annäherung an Privatbereich; auch hier muss das vorhandene Geld zur
Bestreitung aller anfallenden Ausgaben reichen ("Privater Geldbeutel")
· Flexiblere und effizientere Aufgabenerfüllung ist gewährleistet, wodurch
insgesamt Einsparungen erwartet werden
· Alle Einnahmen stehen für alle Ausgaben zur Verfügung; Mehreinnahmen
können für Mehrausgaben verwendet werden; Einsparungen bei einer
Haushaltsstelle können für Mehrausgaben bei einer anderen Haushaltsstelle
innerhalb des Budgets verwendet werden
· Einsparungen am Ende des Jahres werden voll ins nächste Jahr übertragen;
sie stehen somit für Ausgaben im kommenden Jahr zur Verfügung, sg.
"Dezemberfieber" wird vermieden
Ausgeglichener Haushalt für das Jahr 2001
Geringere Zuweisungen bei zugleich höheren Umlagezahlungen/Kräftige
Rücklage-entnahmen nötig/Keine Neuverschuldung
Der finanzielle Spielraum der Gemeinde
Reilingen wird im kommenden Jahr trotz des spürbaren Wirtschaftsaufschwungs in
Deutschland geringer ausfallen. Im Gegensatz zu den vergangenen zwei Jahren
standen Bürgermeister Walter Klein und Gemeindekämmerer Ulrich Landwehr bei
der Aufstellung des Haushaltsentwurfs vor der schwierigen Aufgabe, bei sinkenden
Einnahmen und steigenden Ausgaben wieder einen ausgeglichenen Haushalt
aufzustellen.
In seiner Etatrede stellte der Bürgermeister
fest, dass Reilingen schon immer auf die Zuweisungen aus dem kommunalen
Finanzausgleich angewiesen sei. Die außerordentlich guten Ergebnisse des Jahres
1999 (damals wurde mit 1,7 Mio. Mark Gewerbesteuereinnahmen ein Traumergebnis
registriert) seien zu einem Bumerang für den anstehenden Haushalt geworden. Die
aktuelle Berechnungsgrundlage führe zu einem Absinken der Finanzzuweisungen um
159.000 Mark und einem Rückgang des Gemeindeanteils an der Einkommensteuer um
208.000 Mark. Zugleich müsse eine höhere Finanzausgleichsumlage mit 76.000
Mark, ein Plus bei der Kreisumlage mit 79.000 Mark und eine um 57.000 Mark
höhere Gewerbesteuerumlage verkraftet werden. Dies habe eine Mehrbelastung von
insgesamt rund 579.000 Mark zur Folge, die nicht durch Einsparungen hätten
ausgeglichen werden können. Weiter müsse davon ausgegangen werden, dass die
Zuführungsrate als wichtigstes Merkmal für die Leistungsfähigkeit des
Verwaltungshaushaltes drastisch auf nur noch 96.500 Mark reduziert werden
müsse. Im Vorjahr habe man noch 528.000 Mark dem Vermögenshaushalt zuführen
können.
Der Bürgermeister zeigte sich dennoch
zufrieden, da der Haushaltsplan mit einem Gesamtvolumen von 23,6 Mio. Mark ohne
Neuverschuldung ausgeglichen werden konnte. Auf den Verwaltungshaushalt
entfallen 19,3 Mio. Mark und auf den Vermögenshaushalt 4,3 Mio. Mark.
Die geringen, im Verwaltungshaushalt erwirtschafteten Mittel seien natürlich
bei weitem nicht ausreichend, die geplanten Investitionen im Vermögenshaushalt
zu finanzieren. Deshalb müssten, so der Bürgermeister, im neuen Jahr rund 2,9
Mio. Mark an Rücklagen entnommen werden, um den Haushalt ohne Kreditaufnahmen
ausgleichen zu können. "Diese kräftige Rücklagenentnahme ist
vertretbar", betonte Walter Klein, da diese Mittel in den Vorjahren für
Investitionen angesammelt wurden und jetzt auch wieder zur Schaffung von neuem
Vermögen verwendet würden. Die Gemeinde könne nach der Entnahme immer noch
über rund 2 Mio. Mark an Rücklagen verfügen.
Walter Klein machte auch deutlich, dass alle im
Jahr 2000 anfinanzierten Maßnahmen weitergeführt oder abgeschlossen werden
könnten, darunter die Sanierung und Erweiterung der Schiller-Schule, der
Abschluss der Ortskernsanierung sowie die Sanierung von zwei Gemeindestraßen.
Außerdem könnten erfreulicher Weise auch neue, große Zukunftsprojekte
angegangen werden, wie der Umbau des Feuerwehrgerätehauses, der Bau eines neuen
Sportgeländes in der "Nachtwaid", der Umbau und die Erweiterung des
Schulanbaus sowie der Erwerb eines neues Feuerwehrfahrzeuges. Insgesamt sei
mittelfristig geplant, rund 19 Mio. Mark in der Spargelgemeinde zu investieren.
Zur Bewältigung dieser enormen finanziellen Belastungen müssten neben den
eigenen Einnahmen auch Zuweisungen und Zuschüsse, nicht zuletzt aber auch
Kreditaufnahmen in Anspruch genommen werden. Die Nettokreditbelastung für diese
Vorhaben liege bei rund 6,4 Mio. Mark. Im vergangenen Jahr sei die Verwaltung
bei einem geringeren Investitionsvolumen (17 Mio. Mark) noch von einem höheren
Kreditbedarf (8 Mio. Mark) ausgegangen. Bürgermeister Walter Klein wertete dies
als Indiz für das erfolgreiche Bemühen, die Kreditbelastung nicht weiter
ansteigen zu lassen und sich damit finanziellen und politischen
Handlungsspielraum zu erhalten.
Die Planentwürfe für die beiden Eigenbetriebe
Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung weisen im Erfolgsplan nur geringe
Gewinne aus (Wasser = 5.000 Mark, Abwasser = 29.500 Mark), die ausschließlich
zur Reduzierung der vorhandenen Verlustvorträge aus Vorjahren verwendet werden.
Wasser- wie auch Abwassersatzung wurden erst
kürzlich neu gefasst und die Gebühren neu kalkuliert. In diesem Zusammenhang
hob der Bürgermeister insbesondere darauf ab, dass die Wassergebühr um 10
Pfennig je verbrauchtem cbm abgesenkt werden konnte und die Abwassergebühr
unverändert bleiben kann.
Das Gesamtvolumen umfasst beim Eigenbetrieb
Wasserversorgung 742.000 Mark im Erfolgsplan und 674.000 Mark im Vermögensplan.
Beim Eigenbetrieb Abwasserbeseitigung hat der Erfolgsplan einen Umfang von 1,823
Mio. Mark und der Vermögensplan weist 1,888 Mio. Mark aus.
Das Investitionsvolumen der Eigenbetriebe liegt bei rund 2,0 Mio. Mark. So
werden beispielsweise für neue Verteilungsanlagen im Bereich der
Wasserversorgung 0,5 Mio. Mark, als Kostenumlage zur Erweiterung der
Hockenheimer Kläranlage 0,4 Mio. Mark und für die Verbesserung des Kanalnetzes
1,0 Mio. Mark bereitgestellt. Zur Finanzierung dieser erheblichen Investitionen
im Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsbereich werden neue Kredite von
rund 1,2 Mio. Mark notwendig.
Stellungnahmen der Fraktionen:
Für den SPD-Sprecher Karl Bickle ist es
"eine bittere Pille", dass der Anteil an der Einkommensteuer sowie die
Schlüsselzuweisung des Landes als "die mit Abstand höchste
Einnahmequellen" geringer ausfallen würden. Positiv stimme allein der um
100.000 Mark höhere Ansatz der Gewerbesteuer (rund 1,4 Mio. Mark) und der
Umstand, dass der Haushalt trotz rückläufiger Landeszuweisungen hätte
ausgeglichen werden können. Bickle machte deutlich, dass aber auch die
geringere Zuführung zum Vermögenshaushalt klar die Grenzen des finanziellen
Spielraums aufzeigen würde. "Das Minus von rund 5,46 Mio. Mark bei den
Grundstückserlösen zeigt, dass das Tafelsilber der Gemeinde im Wesentlichen
verkauft ist". Um dem Bürger zu verdeutlichen, wohin die öffentlichen
Gelder fliesen, schlug der SPD-Kommunalpolitiker vor, mit einer Art
"Gläsernes Buch" das Zahlenwerk des Haushaltes verständlicher zu
machen.
Die enge finanzielle Situation für das
kommende Jahr sei bereits nach Bekanntgabe des positiven Rechnungsergebnisses
für 1999 absehbar gewesen, betonte FWV-Fraktionsvorsitzender Friedrich Feth.
Allein die Rücklagen versetzten die Gemeinde in die Lage, die großen Vorhaben
weiterzuführen oder weitere Investitionen anzugehen. Bedenklich sei aber, dass
der Verwaltungshaushalt lediglich einen 0,5 prozentigen Überschuss
erwirtschafte, ein Wert, der weit unter den Erwartungen von 10 Prozent liege.
"Dennoch leisten wir uns viel in Reilingen", meinte Feth mit Blick auf
die Förderung der Kindergärten mit 705.000 Mark oder aber das jährliche
Defizit mit 1 Mio. Mark für die Fritz-Mannherz-Hallen.
Durchsetzen konnte sich die FWV-Fraktion im Gemeinderat mit ihrem Vorschlag,
eine Planungsrate von einer halben Mio. Mark für den Umbau des
Feuerwehrgerätehauses nicht in das Haushaltsjahr 2002 zu verschieben, sondern
wie ursprünglich geplant schon im nächsten Jahr vorzusehen. Einig war man sich
im Gemeinderat, dass ein vorzeitiger Baubeginn nur dann in Frage kommen kann,
wenn ein solcher förderunschädlich ist.
"Die vorgelegten Zahlen geben wenig Anlass
zu Optimismus", stellte für die CDU-Fraktion deren Sprecher Klaus Benetti
fest. Da sich die Verfügungsmasse der Gemeinde auf magere 96.500 Mark
reduziere, werde 2001 "ein Jahr zwischen Hoffen und Bangen", dass
über die geplanten Investitionen hinaus keine weiteren Ausgaben erforderlich
werden. Die finanzielle Entwicklung mache zudem deutlich, dass der
Kalkulationszeitraum für die kommenden Jahre über ein Haushaltsjahr
hinausreichen müsse, damit vorhersehbare Schwankungen ausgeglichen werden
können. Immerhin seien 43 Prozent der Einnahmen der Gemeinde nicht direkt zu
beeinflussen.
Die Erträge beruhten zu 42 % auf dem Gemeindeanteil an der Einkommensteuer und
damit auf der Ertragskraft der einzelnen Mitbürger. Durch weitere Zuwanderung
sehe man eine Möglichkeit, diese Ertragskraft zu steigern. Angeregt wurde auch,
die Akzeptanz der Schüler- und Jugendbetreuung im Rahmen von Kernzeit,
Kinderhort und Jugendzentrum Cosmos zu erhöhen und den Bedürfnissen der
Jugendlichen anzupassen. Da sich die finanzielle Entwicklung in den kommenden
Jahren ähnlich darstellen werde, machte der Christdemokrat deutlich, dass
größere Vorhaben solide finanziert sein müssten, um einer höheren
Verschuldung entgegen zu wirken.
Während der gute Konjunkturverlauf, höhere Steuereinnahmen und die einmaligen
Grundstücksveräußerungserlöse von 6,3 Mio. Mark im Jahr 2000 ein überaus
positives Ergebnis ermöglicht hätten, sehe man sich heute, so BLR-Sprecher
Karl Dagenbach, wieder in der wirtschaftlichen Realität angekommen. Die
Zuführungsrate sinke auf bedenkliche 2,2 Prozent ab. Die Finanzierung der
Investitionen erfordere eine erhebliche Rücklagenentnahme bis hin zum
gesetzlich vorgeschriebenen Mindeststand. "Das bedeutet, dass wir von der
Hand in den Mund leben". Kritisch bewertete Dagenbach auch die geplante
Verschuldung der Eigenbetriebe und die im mittelfristigen Investitionsprogramm
mit Krediten von über 5 Mio. Mark zu schließende Finanzierungslücke. Ein
weiterer Unsicherheitsfaktor sei die nicht kalkulierbare Entwicklung der
Gewerbesteuer. Dagenbach warnte vor einer möglichen Überschuldung der
Gemeinde, gab aber schließlich wie allen anderen Sprecher auch, dem vorgelegten
Haushaltsplanentwurf 2001 seine Zustimmung.
Betrachte man den erwirtschaftbaren Betrag von
weniger als 100.000 Mark, sei dies alles andere als ein Grund für Jubel, meinte
F.D.P-Gemeinderat Peter Schell. Die Begleitumstände der um fast eine halbe Mio.
Mark reduzierten Zuführung an den Vermögenshaushalt hätten nicht nur die
"große Politik" beschert, sondern seien teilweise auch hausgemacht.
"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand". Er habe deshalb kein
Verständnis dafür, wenn im Verlauf des Jahres immer wieder neue Wünsche,
meist im populistischer Form eingebracht und oft mit erpresserischer
Argumentation durchgesetzt werden. Wie schon so oft sprach sich Schell erneut
dafür aus, weitere Dienstleistungen der Gemeinde zu privatisieren und hier
zusätzliche Einsparpotenziale auszuschöpfen. Trotz aller Kritik lobte Schell
schließlich die Leistung von Bürgermeister Walter Klein und Gemeindekämmerer
Ulrich Landwehr, wieder einen ausgeglichenen Haushaltsplan vorgelegt zu haben.
"Unsere Verwaltung funktioniert bedarfsgerecht und bürgerfreundlich".
Einstimmig fiel schließlich das Votum des
Gemeinderates zu Gunsten der vorgelegten Finanzplanung für das Jahr 2001 aus.
Sie kann zur Einsicht öffentlich ausgelegt und voraussichtlich in der
Gemeinderatssitzung am 15. Januar 2001 verabschiedet werden.
Schadhafter Kanal wird ausgetauscht
Der hydraulischen Entlastung des Hauptsammlers
Nord im Bereich der Siemensstraße soll ein neu zu verlegender Kanal dienen. Den
Ausführungsauftrag gab der Gemeinderat einem Rauenberger Tiefbauunternehmen,
das die Kanalverlegungsarbeiten gegen einen Betrag von 300.000 Mark ausführen
wird.
Die gleiche Maßnahme war schon Mitte des Jahres öffentlich ausgeschrieben
worden. Das unbefriedigende Submissionsergebnis mit deutlich überzogenen
Konditionen hatte den Gemeinderat dazu veranlasst, die erste Ausschreibung
aufzuheben und neue Angebote einzuholen. Die Arbeiten können nunmehr zu einem
deutlich günstigeren Kostenbetrag ausgeführt werden.
Keine planerischen Belange berührt
Durch die 2. Änderung des Bebauungsplanes
"2. und 3. Gewann Biblis" der Nachbarstadt Hockenheim sind keine
Belange der Gemeinde Reilingen berührt. Zu diesem Ergebnis kam der Gemeinderat
bei der Beurteilung des entsprechenden Planentwurfs. Die einvernehmliche
Zustimmung war damit eine Formsache.
Arbeitslosenzahl rückläufig
Nach dem Ergebnis einer statistischen
Auswertung des Arbeitsamtes ist die Arbeitslosenzahl der Gemeinde im Vergleich
zum Vorjahr weiter zurückgegangen. Zehn Bürger konnten dem Arbeitsprozess
wieder zugeführt werden. Dennoch sind immer noch 200 Arbeitslose in der
Gemeinde registriert.
Nichtöffentlich getroffene Entscheidungen
Am 20. und 27. November tagte der Gemeinderat
nichtöffentlich. Thema der Tagesordnung war der Erwerb eines
Ackergrundstückes. Zu entscheiden war über Personalangelegenheiten und die
Vergabe von Gewerbegelände. Vorberaten werden konnte das Strukturkonzept
"Ortskern Reilingen". Es wird derzeit in den Fraktionen diskutiert und
soll im Frühjahr 2001 im Rahmen einer Bürgerversammlung der Öffentlichkeit
vorgestellt werden.
Appell an Gemeinsamkeit
Für das gesamte Gemeinderatskollegium stellte
Peter Schell fest, dass im ersten Jahr der neuen Legislaturperiode jeder
Bürgervertreter versucht habe, mehr oder weniger verantwortungsbewusst,
sachlich fundiert, parteipolitisch oder gruppenorientiert, die Entwicklung der
Gemeinde mitzubestimmen. "Ob unsere Entscheidungen gut waren, zeigt sich
nicht immer am Tag danach", betonte Schell und machte deutlich, dass oft
der Ablauf einer gewissen Zeitspanne erst nötig sei, um feststellen zu können,
ob im Gemeinderat "gute oder weniger gute Taten vollbracht wurden".
Der Gemeinderat werde sich weiter darum bemühen, seiner großen Verantwortung
gegenüber der gesamten Einwohnerschaft gerecht zu werden. Schell ermunterte
seine Ratskolleginnen und -kollegen in der kommenden Zeit Gemeinsamkeiten in den
Entscheidungen zum Wohle der Allgemeinheit zu suchen. "Und legen Sie nicht
jedes gewechselte Wort immer gleich auf die Goldwaage".
Im Jahresverlauf 2000 habe man so manche
Maßnahme auf den Weg bringen oder abschließen können, freute sich
Bürgermeister Klein in seinen Schlussworten. Als positive Beispiele zählte er
die Einweihung der Seniorenvilla, den Umbau der Hauptstraße, die Planungen für
das Baugebiet "Nachtwaid", die Sanierung von Ortsstraßen und als
wichtigstes Projekt, der Um- und Erweiterungsbau der Schiller-Schule auf.
Einiges sei aber auch unerledigt geblieben. Die Entwurfsplanung des Haushaltes
2001 habe aufgezeigt, dass noch zahlreiche wichtige und notwendige Aufgaben zum
Wohle der örtlichen Gemeinschaft zu bewältigen seien.
Mit dem Wunsch auf eine besinnliche
Weihnachtszeit und einen guten Jahresauftakt beendete der Bürgermeister die
letzte öffentliche Zusammenkunft im alten Jahr.
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