Gemeinderat
Gemeinderatssitzung am 18. März 2002
Guten Zuspruch fand die dritte öffentliche Gemeinderatssitzung in diesem Jahr.
Im Ratssaal fanden sich rund ein Dutzend interessierte Bürger ein. Vor Eintritt
in die Tagesordnung gab Bürgermeister Walter Klein bekannt, dass der
Tagesordnungspunkt über die Ausübung eines besonderen Vorkaufsrechtes
abgesetzt wurde.
Grünes Licht für Sanierung des
Grundschulgebäudes
Ausbauplanungen abgespeckt/Erwartete Baukosten bei 1,163 Mio. Euro
Das Nebengebäude der
Friedrich-von-Schiller-Schule (Grundschulgebäude) kann mit einem Kostenaufwand
von rund 1,163 Mio. Euro modernisiert und erweitert werden. Diese Entscheidung
traf die Gemeindevertretung mit deutlicher Stimmenmehrheit. Vorausgegangen war
eine intensive Debatte über die Notwendigkeit weiterer Klassen- und
Funktionsräume. Als Folge verständigte sich das Ratsgremium schließlich
darauf, einen Innenausbau der neuen Räume im Obergeschoss zurückzustellen.
Gerade mal sechs Monate zurück liegt die
Grundsatzentscheidung des Gemeinderates, das Grundschulgebäude der
Schiller-Schule zu sanieren und um zwei weitere Klassenräume zu erweitern. Der
beauftragte Architekt Lothar Niemeier konnte jetzt dem Gemeinderat das Ergebnis
seiner Arbeit vorstellen. Nach seinen Ausführungen hat es sich im Verlauf der
Planbearbeitung als notwendig erwiesen, das neue Satteldach über dem jetzigen
Flachdach etwas anzuheben, da die ersten zur Verfügung gestellten
Bestandspläne nicht den tatsächlichen Gegebenheiten entsprachen.
Dies habe den Vorteil, so der Planer, dass durch den Einbau von Gauben neben
einem neuen Klassenzimmer an der Nordostecke noch weitere Funktionsräume wie
Film-, Theater-, Bewegungsräume, Lernwerkstätten und eine WC-Anlage im
Obergeschoss entstehen könnten.
Im Erdgeschoss bestände die Möglichkeit, die WC-Anlagen an die Nordostseite
des Gebäudes zu verlegen. Dadurch werde es möglich, so Architekt Niemeier,
einen vollwertigen Klassen- bzw. Sonderraum auszuweisen. Das bisherige
Lehrerzimmer könne ebenso vergrößert und mit einer Aluglaswand versehen
werden. Das ganze Gebäude würde letztendlich eine neue Außenfassade erhalten,
die der des Hauptgebäudes entspreche.
Die Kosten für die neue Planungsvariante bezifferte Architekt Niemeier auf rund
1,366 Mio. Euro (2,672 Mio. Mark). Sie fällt um rund 200.000 Euro (392.000
Mark) höher als die Kostenschätzung aus, die noch 1,167 Mio. Euro (2,280 Mio.
Mark) nennt. Noch in der vorausgehenden Sitzung des Technischen Ausschusses war
der Architekt davon ausgegangen, dass, trotz eines vergrößerten Bauvolumens
von etwa 250 Kubikmeter, die Kostenbeträge der früheren Kostenschätzung
eingehalten werden können.
"Diese neue Kostenschätzung entspricht in keinem Fall den Finanzplanungen
der Gemeinde", betonte Bürgermeister Walter Klein und verwies darauf, dass
der aktuelle Gemeindehaushalt, wie der der kommenden Jahre, keinen weiteren
Spielraum habe.
Um das dringend notwendige Bauvorhaben aber dennoch angehen zu können, schlug
er dem Gemeinderat vor, die vorgelegte Planung unverändert genehmigen zu
lassen, jedoch auf den Ausbau des Obergeschosses zu verzichten. Dies sei nach
Rücksprache mit dem Architekten sowie Schulleiter Uwe Wolf eine vernünftige
Lösung. Die Kosten würden sich damit auf rund 1,163 Mio. Euro reduzieren.
"Damit entsprechen sie den ersten Planungen und sind auch durch den
Gemeindehaushalt finanzierbar", erläuterte der Bürgermeister.
Die Sprecher aller Fraktionen stellten übereinstimmend fest, dass eine
Sanierung des Grundschulgebäudes eine vordringliche Aufgabe sein, die nicht
hinausgeschoben werden dürfe.
Differenzierter umgehen wollte man jedoch mit der gebotenen Möglichkeit, neue
Schulräume zu schaffen.
So stellte Karl Bickle für die SPD-Fraktion fest, dass die Kostenexplosion
"schmerzlich" sei und nicht aus der Portokasse bezahlt werden könne.
Man sehe zwar den positiven und zukunftsweisenden Aspekt der vorgelegten
Planungen, aber der Kostenvoranschlag müsse unbedingt eingehalten werden.
"Die Finanzsituation der Gemeinde ist angespannt, der Gemeindehaushalt
lässt uns derzeit keine andere Möglichkeit", betonte Bickle und sprach
sich für den Alternativvorschlag der Verwaltung aus.
Die Option auf zusätzliche Räume mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten
wurde auch von FWV-Sprecher Friedrich Feth als positiver Aspekt bezeichnet.
"Aber die Zusatzkosten überschreiten die Schmerzgrenze". Die
gefundene Lösung nannte er einen guten Kompromiss, wobei die Kosten aber
unbedingt gehalten werden müssten.
Mit den angesprochenen Veränderungen ging auch CDU-Sprecher Klaus Benetti
einig.
Der Vorschlag sei eine vernünftige Lösung, die alle Möglichkeiten offen
lasse. "Wenn es die Gemeindefinanzen wieder zulassen, können die Räume
bei Bedarf immer noch ausgebaut werden". Wert lege man auch auf strikte
Einhaltung des Budgets.
Für die Bürgerliste freute sich Sprecher Karl Dagenbach über die von
Außenstehenden als paradiesisch bezeichneten Zustände in Reilinger Schulen.
Landesweite Statistiken würden seit Jahren eine rückläufige Schülerzahl
belegen. Daher sei die Bereitstellung von weiteren Klassen- und Funktionsräumen
mit einem zusätzlichen Kostenaufwand von 445.000 Euro keinesfalls
gerechtfertigt. "Die Gemeinde muss mit dem Geld der Bürger behutsam
umgehen", betonte Dagenbach, denn leere Räume seien totes Kapital.
Ähnlich auch die Auffassung von Peter Schell (F.D.P.), der sich wie schon sein
Vorredner für eine Sanierung des Grundschulgebäudes aussprach - "aber
mehr nicht".
Schließlich stimmte die Gemeinderatsmehrheit bei drei Gegenstimmen den
modifizierten Plan zur Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des
Nebengebäudes der Schiller-Schule zu. Das Ratsgremium gab damit den Weg frei
zur Einholung der Baugenehmigung wie auch für alle notwendigen Ausschreibungen,
damit am E-Bau unverzüglich die Arbeiten aufgenommen werden können. Die
Bauleistungen im Obergeschoss werden sich allerdings zunächst auf die Sanierung
des Altbestandes beschränken.
Auf Antrag der Freien Wähler hat der Gemeinderat zudem entschieden,
schnellstmöglich die Schulräume der Nordostseite des Hauptgebäudes zu
beschatten. Die entsprechenden Einrichtungen sollen bei der anstehenden
Bauausschreibung für das Nebengebäude berücksichtigt werden.
Ortsstraßen und Feldwege werden erneuert
256.000 Euro wird die Gemeinde in den nächsten
Monaten in den Straßenbau investieren. Ein Tiefbauunternehmen aus Neckargerach
erhält den Auftrag, für rund 142.000 Euro eine Erschließungsstraße mit
Stellflächen auf dem Gelände des ehemaligen Raiffeisenlagerhauses
herzustellen. 94.000 Euro kostet die Erneuerung des Oberflächenbelages in der
Gartenstraße und Blumenstraße. Für die Feldweginstandsetzung im Gewann
Wörsch wendet die Gemeinde 13.000 Euro auf. Der Bau eines Verbindungsweges
zwischen der Schiller-Schule und der Ortsstraße "Am Nachtwaidgraben"
wird den Gemeindehaushalt mit rund 7.500 Euro belasten.
Ruftaxiverkehr zwischen Reilingen und
Walldorf wird fortgesetzt
Der Ruftaxiverkehr zwischen Reilingen und
Walldorf wird fortgesetzt. Geändert und den Wünschen der Fahrgäste angepasst
wurde der Fahrplan. Enthalten sind zwei neue Haltestellen in der Hockenheimer
Straße (Hotel Walkershof und Rathaus). Entfallen ist dafür die Haltestelle in
der Unteren Hauptstraße (Altes Pfarrhaus).
Der bestehende Beförderungsvertrag war vom Betreiber der Linie mit dem Ziel
gekündigt worden, verbesserte Konditionen zu erhalten. Da der in
Nachverhandlungen angebotene Preis von 10,00 Euro je Fahrt vom Gemeinderat
abgelehnt worden war, musste die Verwaltung den Linienbetrieb unter vier
leistungsfähigen Taxiunternehmen der Region neu ausschreiben. Der angebotene
Tarifrahmen reichte von 11,00 bis 15,50 Euro, der bisherige Preis aus dem Jahr
1992 lang bei 8,69 Euro.
Pech für die Gemeinde beim Ausschreibungspoker: das seitherige Taxiunternehmen
Fröstl aus Walldorf wird als günstigster Anbieter auch zukünftig die Linie
betreiben - aber pro Fahrt einen Euro teurer als seither angeboten.
Bei durchschnittlich 2.000 Fahrten im Jahr belastet die Ruftaxilinie den
Gemeindehaushalt mir rund 22.000 Euro. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar
übernimmt hiervon rund 10.000 Euro. In Abzug gebracht werden kann auch noch der
Eigenanteil der Fahrgäste. Die Benutzer des Ruftaxis müssen künftig pro Fahrt
2,00 Euro zahlen. Seit 1992 lag der Tarif unverändert bei 1,50 Euro. Ohne
Zuzahlung können das Ruftaxi Inhaber einer VRN-Jahres- und Halbjahreskarte
(u.a. Semester-Ticket, Job-Ticket, MAXX-Ticket, Karte ab 60 und Karte 12 für
10) benutzen.
Mitteilungen des Bürgermeisters
Bürgermeister Walter Klein gab bekannt, dass
Architekt und Verwaltung derzeit darum bemüht sind, einen geeigneten
Lösungsansatz für den Bau einer Behindertenrampe an der Schiller-Schule zu
finden. Die Baugenehmigung für den Umbau des Feuerwehrgerätehauses sei
zwischenzeitlich erteilt.
Die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim hätten ein neues Gutachten
über die Neukonzeption der Busverbindungen im Raum Walldorf - Reilingen
erstellen lassen. Weitere Gespräche, insbesondere zur Deckung des
Finanzbedarfs, ständen noch aus.
Nichtöffentliche Entscheidungen
In der zurückliegenden nichtöffentlichen
Zusammenkunft am 18. Februar hat der Gemeinderat diverse Ingenieurleistungen in
Auftrag gegeben. Entschieden wurde über die Vergabe von Gewerbegelände. Die
Gemeinde verfügt derzeit lediglich noch über ein Grundstück im Gewerbegebiet
Rott. Bürgermeister Walter Klein kündigte in diesem Zusammenhang ein
bevorstehendes Gespräch mit der Nachbargemeinde Neulußheim an, das die
Bereitstellung weiterer Gewerbeflächen in einem interkommunalen Gewerbegebiet
zum Thema haben soll.
Anfragen der Sitzungsbesucher
Regen Gebrauch machten die Sitzungsbesucher von
ihrer Möglichkeit, Fragen an den Bürgermeister zu richten. Bunt gemischt war
der Themenbereich. Angesprochen wurde die Bestandsdauer baurechtlicher
Vorschriften, gelockerte Kanaldeckel in der Hockenheimer Straße, wie auch die
Nutzung eines Treppenaufgangs im Grundschulgebäude. Gegenstand einer Anfrage
war die Anwendung des Planungsrechtes auf ein innerörtliches
Bauplatzgrundstück, die noch ausstehende abschließende Gestaltung bestimmter
Freiflächen und schließlich die Grundwasserproblematik im Umfeld des
Baugebietes Nachtwaid.
Anfragen aus dem Gemeinderat
Auch der Gemeinderat machte sich die
Grundwasserprobleme der Anwohner im Baugebiet Holzrott, der Wilhelm- und
Siemensstraße zu eigen. In der nächst folgenden Sitzung will der
Bürgermeister über die Entwicklung des Grundwasserstandes in den letzten zehn
Jahren informieren. Zur Sprache kam die bevorstehende Bebauung des ehemaligen
Gemeindegrundstückes Hauptstr. 84. Angeregt wurde zum Abschluss, die in den
Verkehrsraum ragenden Bordsteineinfassungen in der Hockenheimer Straße in
weißer Farbe auffällig zu streichen.
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