Öffentliche Gemeinderatssitzung am 18.07.2005
Die Jahresrechnung sorgt für eine positive Überraschung
Statt eines Defizits von 500 000 Euro konnte Gewinn von 200 000 Euro im
Verwaltungshaushalt im Jahr 2004 erwirtschaftet werden
Mit einer überraschend guten Nachricht eröffnete Bürgermeister Walter Klein die
letzte Sitzung des Reilinger Gemeinderats vor der Sommerpause: "Nach Abschluss
der Jahresrechnung 2004 stellt sich die Finanzsituation der Gemeinde weitaus
positiver dar, als dies bei der derzeitigen wirtschaftlichen Situation zu
erwarten war. Sowohl Verwaltungs- als auch Vermögenshaushalt haben die
Planerwartungen bei weitem übertroffen”.
War man zum Zeitpunkt der Planaufstellung des Verwaltungshaushaltes im Dezember
2003 noch von einem erheblichen Defizit von über 500.000 Euro ausgegangen,
konnte tatsächlich aber ein Gewinn von 200.000 Euro erwirtschaftet werden. Dass
dieser Betrag nun dem Vermögenshaushalt zugeführt werden könne, sei, so das
Gemeindeoberhaupt, vor allem den Reilinger Gewerbesteuerzahlern zu verdanken.
"Die Planvorgabe von 580.000 Euro wurde mit 905.000 Euro deutlich übertroffen."
Erneut habe sich die gute Struktur der vielen mittelständischen Betriebe in der
Spargelgemeinde positiv bemerkbar gemacht. Bürgermeister Klein machte aber auch
deutlich, dass die Gemeindeverwaltung selbst für Einsparungen gesorgt habe. So
wurden die Personalausgaben um 189.000 Euro reduziert, die Geschäftsausgaben um
38.000 Euro.
Die Höhe der Investitionsmaßnahmen im vergangenen Jahr bezifferte Klein mit rund
870.000 Euro, die zu 23 Prozent durch den 200.000 Euro-Überschuss finanziert
werden konnten. Zur Finanzierung der restlichen Kosten musste aber auf die
Allgemeine Rücklage, also das Sparbuch der Gemeinde Reilingen, zurückgegriffen
werden. Dass der ursprünglich geplante große Griff von 672.000 Euro auf nur
126.000 Euro reduziert werden konnte, mache das gute Rechnungsergebnis nochmals
besonders deutlich, so der Bürgermeister recht zufrieden.
"Entgegen aller Erwartungen und Planungen hatten wir so im laufenden Jahr 2005
noch eine freie Rücklage von 430.000 Euro." Diese sei aber inzwischen durch
zahlreiche Sonderinvestitionen vollständig aufgebraucht worden, dämpfte Walter
Klein jede aufkommende Euphorie am Ratstisch.
Da das Rechnungsjahr 2004 ohne neue Kreditaufnahmen abgeschlossen werden konnte,
liege die Pro-Kopf-Verschuldung in Reilingen - verglichen mit Gemeinden gleicher
Größe - bei akzeptablen 780 Euro. Diesem Betrag gegenüber stünde aber ein
Gemeindevermögen von über 53 Millionen Euro, somit 7.600 Euro pro Einwohner.
Das bisherige Sorgenkind der Gemeinde, die Kommunale Wohnungsbaugesellschaft
(KWG), erzielte einen Gewinn von 611.000 Euro, mit dem jetzt die Verluste der
Vorjahre ausgeglichen werden können. Dass am Ende sogar ein Reingewinn von
274.000 Euro zu Buche steht, freute das Gemeindeoberhaupt ganz besonders. "Durch
das gute Jahresergebnis hat sich die KWG zum drittgrößten Gewerbesteuerzahler in
unserer Gemeinde entwickelt."
Auch für die Eigenbetriebe der Spargelgemeinde konnte Bürgermeister Klein recht
gute Jahresergebnisse vermelden. Beim Eigenbetrieb Wasserversorgung lag der
Gewinn bei rund 8.803 Euro lag und konnte mit den vorhandenen Verlustvorträgen
aus den Vorjahren verrechnet werden konnte. Die deutliche Verbesserung ist auf
zahlreiche Einsparungen zurückzuführen. Insbesondere mussten im vergangenen Jahr
deutlich weniger Rohrbrüche repariert werden.
Die Gewinn- und Verlustrechnung Eigenbetriebes Abwasserbeseitigung für das Wirtschaftsjahr 2004 schließt mit einem Jahresverlust
in Höhe von 5.533 €, der mit den vorhandenen Gewinnvorträgen aus Vorjahren von
138.367 € verrechnet werden soll. In diesem Zusammenhang erinnerte Klein daran,
dass den Bürgern jeweils nur die Gebühren berechnet würden, die zu einer vollen
Kostendeckung notwendig seien. So hätten die Abwassergebühren zum 1. Januar 2005
um 14 Cent je Kubikmeter "deutlich reduziert" werden können. Einem
durchschnittlichen Reilinger Haushalt erbringe dies eine jährliche Ersparnis bei
den Abwassergebühren von rund 22 Euro. Diese Gebührenkalkulation würde aber auch
der Jahresverlust von rund 5.533 Euro nicht verändern, da der Verlust mit den
vorhandenen Gewinnvorträgen aus den Vorjahren verrechnet werden konnte.
Grundsätzliche Zufriedenheit bei allen vier
Ratsfraktionen
Das überraschend gute Jahresergebnis 2004 wurde von
den einzelnen Fraktionen gewürdigt. Für die FW-Fraktion stellte
Friedrich Feth zunächst fest, dass das Rechnungsergebnis erfreulicher sei,
als man zunächst habe erwarten müssen. Dennoch müsse deutlich darauf hingewiesen
werden, dass die Gemeinde noch weit von einer ordentlichen
Eigenfinanzierungskraft des Haushaltes entfernt sei. Positiv sei auch,
dass keine Kreditaufnahmen notwendig waren und die Rücklage für Investitionen
und nicht für laufende Ausgaben verwendet wurde.
Daher müsse die bisherige Sparpolitik konsequent fortgeführt werden. Insgesamt
dürfe man aber mit der wirtschaftlichen Lage der Spargelgemeinde recht zufrieden
sein. Dies gelte vor allem auch für die guten Ergebnisse der örtlichen
Gewerbetreibenden, die mehr Steuern in die Gemeindekasse gebracht hätten als
zunächst angenommen.
Auch der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus
Benetti lobte die Finanzpolitik im Reilinger Rathaus, die zu einem
Jahresergebnis geführt habe, das deutlich besser sei als erwartet. Er nannte es
"einen Grund zur Freude", dass das Sparbuch der Gemeinde verschont geblieben
sei, erinnerte aber auch daran, dass im vergangenen Jahr freiwillige Leistungen
der Gemeinde hätten gekürzt werden müssen. Dass die positive Zuführung zum
Vermögenshaushalt zu drei Viertel durch Einsparungen habe erwirtschaftet werden
können, sei das wirklich erfreuliche Ergebnis der Jahresrechnung. Aber auch
kritische Worte hatte der CDU-Sprecher parat, da zum Teil "extreme Abweichungen"
vom Planansatz entstanden seien. Diese Terminverschiebungen bei
Investitionsmaßnahmen müssten im Sinne einer klaren Haushaltsplanung zukünftig
vermieden werden. Zeitnahe Kostenberichte müssten daher regelmäßig zur Kontrolle
vorgelegt werden. Klaus Benetti: "Die Abweichungen der Jahresrechnung von den
Planansätzen sind für die zu erwartenden „engen“ Haushaltsjahre zu reduzieren."
Die gravierenden Abweichungen zwischen Plan- und
Ist-Zustand kritisierte auch FDP-Sprecher Jens Pflaum. Der
Unterschied zwischen den Planansätzen und den tatsächlichen Zahlen sei zu hoch
und sollte verbessert werden. "Durch die Festlegung mutigerer Planzahlen, also
die Messlatte dort, wo möglich, höher legen, um dadurch indirekte Anreize zu
schaffen, dieses Ziel zu erreichen, sollte für 2006 angestrebt werden", betonte
der Liberale. Gemeinsam müssten alle Anstrengungen unternommen werden, jede
Ausgabenposition sorgfältig nach ihrer Dringlichkeit abzuwägen. Insgesamt
gesehen sei Reilingen für 2004 aber nochmals mit einem blauen Auge
davongekommen.
Kurz und bündig schließlich die Stellungnahme der
SPD-Fraktion durch Heinrich Dorn. Das Rechnungsergebnis sei
erfreulich. Bedauerlich sei aber, dass eine Gemeinde wie Reilingen, die
ordentlich gewirtschaftet habe, im kommenden Jahr darunter leiden müsse und
höher bei den Umlagen belastet würde. Bei dem geringen Spielraum im
Verwaltungshaushalt müssten daher unbedingt weitere Einsparmöglichkeiten
gefunden werden.
Wie alle Sprecher zuvor dankte auch Heinrich Dorn der
Gemeindeverwaltung für die Arbeit im vergangenen Jahr und lobte die geordnete
Kassenführung von Rechnungsamtsleiter Ulrich Landwehr.
Bei diesen positiven Zahlen wurde die vorgelegte
Haushaltsrechnung für das Jahr 2004 schließlich einstimmig genehmigt.
Finanzzwischenbericht 2005
„Äußerst zögerlicher“ Bauplatzverkauf im Baugebiet Holzrott IV / Noch
zahlreiche Unsicherheitsfaktoren
Hatte die überraschend gute Jahresrechnung 2004 am Reilinger Ratstisch noch für
gute Stimmung gesorgt, wurde die tatsächliche Lage zur Mitte des Jahres 2005
durch den Finanzzwischenbericht von Bürgermeister Walter Klein sofort wieder
relativiert. Nicht, dass man Angst um die wirtschaftliche Situation der
Spargelgemeinde haben müsse, aber die Haushaltssituation werde sich deutlich
verschlechtern. Dies betreffe vor allem den Vermögenshaushalt, wo aus heutiger
Sicht ein Fehlbetrag in Höhe von 1,075 Millionen Euro zu erwarten sei. Und dies
trotz einer zu erwartenden Ergebnisverbesserung im Verwaltungshaushalt:
„Immerhin wird der Vermögenshaushalt 302.000 Euro weniger Finanzierungsmittel
bereitstellen müssen.“
Als Ursache für diese Entwicklung nannte der Bürgermeister den „äußerst
zögerlichen“ Bauplatzverkauf im Baugebiet Holzrott IV. Von den ursprünglich im
Eigentum der Gemeinde vorhandenen 24 Bauplätzen sollten in diesem Jahr anteilig
zwölf Stück verkauft werden, bisher sind es lediglich zwei. Zugleich wies
Bürgermeister Walter Klein aber auch darauf hin, dass aktuell weitere
Veräußerungen zu erwarten seien. Höhere Ausgaben seien aber auch durch den nicht
geplanten Kauf von Grundstücken entstanden. „Beide Maßnahmen sind jedoch
langfristige, Ertrag bringende Projekte, so dass die überplanmäßigen Ausgaben
vertretbar sind“, so das Gemeindeoberhaupt weiter. Die Investitionen für das
Feuerwehrgerätehaus sowie die inzwischen abgeschlossene Schulhofumgestaltung
würden im Gemeindehaushalt 2005 keine Rolle mehr spielen, da beide Maßnahmen
bereits 2004 abschließend finanziert worden seien. Und die großen Bauvorhaben
für 2005, der Kindergartenneubau, Maßnahmen im Sanierungsgebiet und der Neubau
der Kraichbachbrücke können nicht verschoben werden.
Klein machte deutlich, dass der Ausgleich des zu erwartenden Fehlbetrages nur
noch durch eine höhere Kreditaufnahme erfolgen könne. Um diese möglichst gering
zu halten, sollen durch verstärkte Werbung noch in diesem Jahr weitere
gemeindeeigene Bauplätze verkauft werden.
Abschließend stellte Bürgermeister Klein fest, dass bei allen Berechnungen aber
noch immer Unsicherheitsfaktoren bestehen würden. Zwar seien die Ergebnisse der
bundesweiten Mai-Steuerschätzung für den Gemeindeanteil an der Einkommensteuer
bereits in die Hochrechnung mit eingearbeitet, aber die Novemberdaten würden
erfahrungsgemäß einen weiteren Rückgang dieser wichtigen Einnahmequelle für die
Gemeinde aufzeigen.
Die lokal erhobene Gewerbesteuer werde zwar die Planvorgabe von 610 000 Euro
„mit Sicherheit übertreffen“, unbekannt sei aber zum jetzigen Zeitpunkt die
exakte Höhe der Mehreinnahmen. „Fast täglich treffen Änderungsbescheide des
Finanzamtes bei uns ein, die zum einen Nachzahlungsverpflichtungen einzelner
Unternehmen aber auch Rückzahlungsansprüche ergeben.“
Da die Generalsanierung des Gemeindehauses Hauptstr. 25 dringlich ist, soll
diese Maßnahme ebenfalls noch 2005 in Angriff genommen werden. Das Verschieben
nach 2006 hätte zu einer Einsparung von 150.000 € geführt.
Der Gemeinderat nahm Kenntnis vom Finanzzwischenbericht 2005 und beschloss, dass
in der Oktobersitzung ein weiterer Finanzzwischenbericht vorgelegt werden soll.
Auf dessen Grundlage entscheidet dann der Gemeinderat, ob eine Nachtragssatzung
erlassen wird.
Weitere Auftragsvergaben für Feuerwehrgerätehaus
Der Gemeinderat hatte abermals über mehrere
Auftragsvergaben für den Umbau und die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses zu
entscheiden. Zustimmung am Ratstisch gab es für die Aufträge der
Bodenbeschichtungsarbeiten (4.385,60
Euro), der Schluss-Gebäudereinigung
(3.828,46 Euro) und der Anlage der
Außenanlagen (66.086,82
Euro).
Der Gemeinderat erhielt auch einen Überblick über den
aktuellen Kostenstand. Insgesamt belaufen sich im Vergleich zu den
ursprünglich genannten Summen die voraussichtlichen Mehrkosten auf derzeit
31.007,83 Euro. Als Grund nannte der Bürgermeister zusätzlich beauftragte Leistungen wie
eine Treppe im rückwärtigen Bereich des DRK-Heims, aber auch die eingetretene
Insolvenz des Rohbauunternehmens.
Lagerhalle des Bauhofes muss saniert werden
Dieser Tagesordnungspunkt wurde bereits in der Gemeinderatssitzung am 20. Juni
2005 beraten. Die Verwaltung wurde damals beauftragt, die Kosten für einen
Abriss der bestehenden Lagerhalle und den Neubau in Fertigbauweise zu ermitteln
und den Sanierungskosten gegenüberzustellen.
Die jetzt vorgelegten Berechnungen machten
deutlich, dass sich allein die Abbruchkosten wegen der teueren Entsorgung der
Welleternitplatten auf knapp 20.000 Euro belaufen werden. Die für die Sanierung
ermittelten Gesamtkosten in Höhe von rund 25.000 Euro seien jedoch, so
Bürgermeister Klein, äußerst vorsichtig ermittelt worden, so dass es durchaus
möglich sei, dass die Maßnahme letztendlich günstiger werden könnte.
Die Kalkulationen für den Neubau einer Lagerhalle
in massiver Bauweise wurde wegen den zu hohen Kosten recht schnell verworfen, so
dass man sich am Ratstisch darauf verständigen konnte, lediglich den betroffenen
Eckbereich der Lagerhalle zu sanieren. Zugleich wurden dafür bei zwei
Gegenstimmen außerplanmäßige Ausgaben in der erforderlichen Höhe genehmigt. Der
Bürgermeister sicherte dem Gemeinderat aber zu, dass die Gemeindearbeiter so
viel Eigenarbeit wie nur möglich bei der Sanierung leisten sollen, um die Kosten
deutlich zu senken. Spätestens bis zur Wintersaison müssen die Bauarbeiten
abgeschlossen sein, um in der Halle wieder Splitt und Streumittel einlagern zu
können. Außerdem wird die Halle dann wieder für die Tabakverwiegung zur
Verfügung stehen.
Bundestagswahl 2005
Auch wenn die Entscheidung des Bundespräsidenten
und des Bundesverfassungsgerichtes noch aussteht, hat der Gemeinderat
vorsorglich und einstimmig entschieden, die bei der im September zu erwartenden
Bundestagswahl eingesetzten Mitglieder der Wahlvorstände mit 40 Euro zu
entschädigen. Außerdem werden Getränke und ein Imbiss kostenfrei bereitgestellt.
Nichtöffentlich entschieden
Bürgermeister Klein gab die
Ergebnisse der letzten nichtöffentlichen Sitzungen des Gemeinderats und des
Technischen Ausschusses bekannt. Neben Anträgen auf Zuschüssen im Rahmen der
Ortskernsanierung, Bauanträgen und Grundstücksverkäufen, befassten sich die
Gremien mit der Einstellung eines neuen Hallenwartes, mit dem Erhalt eines
Lebensmittelmarktes im Ortszentrum sowie der Neuanschaffung eines
Tanklöschfahrzeuges für die Feuerwehr.
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