Öffentliche Gemeinderatssitzung am 10.10.2005
Fehlbetrag bis
Jahresende geringer als erwartet
Finanzzwischenbericht von Bürgermeister Walter Klein
Besser als erwartet entwickelt sich die Finanzsituation im Jahresverlauf für die
Gemeinde. Dies macht der in öffentlicher Sitzung dem Gemeinderat vorgelegte
zweite Finanzzwischenbericht deutlich. Die im Verwaltungs- als auch im
Vermögenshaushalt eingetretenen Veränderungen gegenüber den Planvorgaben lassen
eine leichte Entspannung der Finanzsituation erwarten. Aus heutiger Sicht, so
der Bürgermeister, werde zum Jahresende eine voraussichtlich umgekehrte
Zuführungsrate vom Vermögens- an den Verwaltungshaushalt in Höhe von rund
603.000 Euro notwendig sein. Damit wäre eine deutliche Verbesserung im
Verwaltungshaushalt um 310.000 Euro eingetreten.
Positiv bewertete Bürgermeister Klein vor allem die Verbesserung der
Gewerbesteuereinnahmen um 520 000 Euro sowie einen reduzierten Verwaltungs- und
Betriebskostenaufwand um 44 000 Euro. Zugleich machte er aber auch deutlich,
dass drei Monate vor Jahresschluss noch gewisse Unsicherheitsfaktoren bestehen.
Dies betreffe vor allem den Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer und die
weitere Entwicklung des Gewerbesteueraufkommens.
Durch die Ergebnisverbesserung im Verwaltungshaushalt werde man im
Vermögenshaushalt 310.000 Euro weniger an Finanzierungsmitteln bereitstellen
müssen. Dadurch werde sich der zu erwartende Fehlbetrag von 1,075 Mio. Euro auf
inzwischen 722.000 Euro reduzieren.
Der Bauplatzverkauf habe sich zwar besser entwickelt als angenommen. Dennoch
werde der Planansatz von 1,6 Mio. Euro bei weitem nicht erreicht werden können.
Zu erwarten seien Wenigereinnahmen von 760.000 Euro, zumal von 24
Gemeindebauplätzen in diesem Jahr bislang lediglich drei hätten verkauft werden
können. "Es ist davon auszugehen, dass bis zum Jahresschluss noch drei weitere
Grundstücke einen Abnehmer finden“, gab sich der Bürgermeister zuversichtlich,
doch noch auf eine Verbesserung der Haushaltssituation hoffen zu dürfen. Negativ
wirkten sich auch zwei nicht eingeplante Grundstückserwerbe aus. Beide Maßnahmen
seien jedoch langfristige, ertragbringende Projekte, sodass die überplanmäßige
Ausgabe vertretbar sei.
Hoffnungsvoll stimme auch der Umstand, dass die Allgemeine Rücklage im Jahr 2004
nicht wie ursprünglich geplant vollständig bis zum gesetzlich vorgeschriebenen
Mindeststand hätte abgebaut werden müssen. Somit stehen für dieses Jahr
zusätzlich 430 000 Euro zur Verfügung, die das erwartete Haushaltsdefizit
geringer ausfallen lassen.
Walter Klein: "Unter Berücksichtigung dieser Vorgehensweise wird daher zum
Jahresende 2005 ein endgültiger Fehlbetrag von 292 000 Euro zu erwarten sein“.
Aus formalen Gründen werde keine Nachtragssatzung notwendig.
Für die Freien Wähler forderte Sprecher Friedrich Feth einen Strategiewechsel
bei der Bauplatzvergabe. Die ohne Not ausgesetzten, bewährten Vergaberichtlinien
sollten bis zum Jahresende wieder in Kraft gesetzt werden. Ein subventionierter
Geländeverkauf könne die Finanzierung von Grund und Boden für junge Leute und
Familien erleichtern.
FDP-Fraktionsvorsitzender Jens Pflaum sprach von einer Fehleinschätzung der
Verwaltung, die den Veräußerungserlös von über 50 Prozent des
Grundstücksbestandes „Holzrott IV“ im jetzigen Haushalt veranschlagt habe. Er
erwarte künftig realistischere Zahlen und verstärkte Verwaltungsinitiativen, den
Grundstücksabsatz zu verbessern.
SPD-Sprecher Dieter Rösch wollte dagegen den eingeschlagenen Konsolidierungsweg
weiter beschreiten und die seitherigen Vergabemodalitäten unverändert belassen.
Für ihn seien externe Faktoren wie die jetzige Kreditvergabepraxis der Banken
für den schleppenden Bauplatzverkauf verantwortlich.
Den erwartbaren Fehlbetrag im Haushalt 2005 führt CDU-Sprecher Klaus Benetti auf
den außerordentlichen Grundstückserwerb zurück. Ansonsten hätte der Haushalt
trotz ungünstiger verlaufendem Grundstücksverkauf ausgeglichen werden können.
Benetti zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Geländeverkauf im
Jahresverlauf noch wie geplant entwickle.
Mehr Steuern für mehr Zuschüsse
Warum der Gemeinderat Grund- und Gewerbesteuer erhöht hat
Der Gemeinderat hat entschieden, zum 01. Januar 2006 die Grundsteuer A um 20
Prozentpunkte auf 320 Prozent, die Grundsteuer B um 20 Prozentpunkte auf 300
Prozent und die Gewerbesteuer um 10 Prozentpunkte auf 340 Prozent zu erhöhen.
Bürgermeister Walter Klein bedauerte, gerade zu diesem Zeitpunkt die Hebesätze
anheben zu müssen, erinnerte aber zugleich daran, dass diese beiden einzigen
kommunalen Steuern letztmals vor elf Jahren angehoben worden seien. Als weiteren
wichtigen Grund für eine Erhöhung nannte er die Änderung der Richtlinie zur
Gewährung von Mitteln aus dem Ausgleichstock des Landes Baden-Württemberg. "Als
finanzschwache Gemeinde erhalten wir für Investitionsmaßnahmen regelmäßig Mittel
aus dem Ausgleichstock“. So seien allein in den Jahren 2004 und 2005 für die
Baumaßnahmen am Feuerwehrgerätehaus, an der Kraichbachbrücke sowie für den
Neubau des Oberlin-Kindergartens rund 768.000 Euro nach Reilingen geflossen.
Grundvoraussetzung für eine Förderung aus dem Ausgleichstock aber sei, dass die
Gemeinden ihre eigenen Einnahmequellen angemessen nutzen. Außerdem würden die
Richtlinien bei den Realsteuern bestimmte Mindesthebesätze voraussetzen. "Werden
die Hebesätze nicht den Vorgaben der Ausgleichstockrichtlinie angepasst, führt
dies automatisch zur Kürzung künftiger Zuschüsse in Höhe der nicht genutzten
eigenen Steuereinnahmen", so der Bürgermeister. Auch die letzte Anhebung der
Steuersätze zum 01. Januar 1995 sei aus dem gleichen Grund erfolgt.
Mit den neuen Hebesätzen für Grundsteuer und Gewerbesteuer sind für die Gemeinde
Mehreinnahmen verbunden, die auf rund 62.000 Euro veranschlagt werden. Bezogen
auf einen Hektar Ackerfläche bedeutet dies eine durchschnittliche jährliche
Mehrbelastung von 0,62 Euro. Die Eigenheimbesitzer müssen ab 2006 für
Einfamilienhäuser durchschnittlich 18,77 Euro mehr bezahlen, für ein
Zweifamilienhaus 28,43 Euro. Für eine Eigentumswohnung werden 5,19 Euro mehr als
seither fällig.
Alle Ratsfraktionen waren sich einig, dass Steuererhöhungen in der heutigen,
wirtschaftlich schwierigen Zeit das falsche Signal sind, auch wenn diese die in
Reilingen mit drei bis sieben Prozent noch moderat ausfallen. Die Gemeinde sei
aber zwingend auf die Fördermittel aus dem Ausgleichstock angewiesen, um die
geplanten Investitionen überhaupt erbringen zu können. Insoweit beuge man sich
mit Rücksicht auf die eigene Kommunalverantwortung dem Druck des Landes. Im
Vergleich zu anderen Kreisgemeinden nehme Reilingen auch nach der Steueranhebung
immer noch einen guten Mittelplatz ein.
Friedhofsgebühren
nach vier Jahren angehoben
Kostendeckungsgrad von 60 Prozent angestrebt
Teurer wird in Reilingen aber nicht nur der Grundbesitz, auch die
Friedhofsgebühren hat der Gemeinderat erhöht. So steigen beispielsweise die
Gebühren für ein Tiefgrab bei Erstbelegung von 900,-- auf 1.200,-- Euro, bei
einem Reihengrab von 600,-- auf 800,-- Euro. Ein Urnenreihengrab kostet mit
300,-- Euro auch 100,-- Euro mehr als bisher. Und wer ein Urnenwahlgrab wünscht,
in dem aber bis zu vier Urnen beigesetzt werden können, hat zukünftig anstatt
300,-- Euro stolze 1.500,-- Euro dafür zu bezahlen; bei maximal zwei Belegungen
reduziert sich dieser Betrag um die Hälfte auf 750,-- Euro. Recht moderat
angehoben wurden dagegen die Gebühren für die Benutzung der Leichenhalle. Dafür
sind künftig 200,-- Euro zu bezahlen. Bisher waren es 175,-- Euro. Mehr Geld
bekommt ab 2006 auch der Harmoniumspieler (27,-- Euro), die Gebühren für die
Leichenträger bleiben dagegen unverändert (30,-- Euro pro Träger).
Langfristiges Ziel sei es, so der Bürgermeister, bei den Friedhofsgebühren eine
Kostendeckung von mindestens 60 Prozent zu erreichen. Überarbeitet worden sei
auch die Friedhofssatzung. Sie entspreche nunmehr einer aktualisierten
Mustervorlage des Gemeindetages Baden-Württemberg und berücksichtige die
aktuelle Rechtsprechung. Außerdem werde die Liegezeit bei künftigen Bestattungen
von 20 auf 25 Jahre bzw. bei Kindern von 10 auf 15 Jahren erhöht.
Die Ratsmehrheit stimmte den neu kalkulierten Gebührensätzen zu, wie man auch
mit einer längeren Liegezeit einverstanden war. Auf Vorschlag der SPD-Fraktion
wurde die Gebührenregelung für ein Urnenwahlgrab modifiziert und entsprechend
reduzierte Gebühren für ein Wahlgrab mit zwei Urnen zugelassen. Keinen Grund für
eine Erhöhung der Bestattungsgebühren um teilweise über 20 Prozent und eine
Verlängerung der Liegezeiten sahen die Freien Wähler in der Ausgabenentwicklung
des Friedhofsbetriebs. Sie lehnten daher die vorgeschlagenen Änderungen ab.
Betriebsplan des
Gemeindewaldes schließt mit einem Defizit
Einstimmig genehmigt hat der Gemeinderat den Betriebsplan des Gemeindewaldes für
das Forstwirtschaftsjahr 2006. Er schließt mit einem Defizit von 9.500 Euro. Im
Bewirtschaftungsplan sind Einnahmen von 24.500 Euro und Ausgaben von 34.000 Euro
vorgesehen. Für den Verkauf von Holz aus dem Gemeindewald können voraussichtlich
24.000 Euro an Erlösen erzielt werden. Die Ausgaben bestehen überwiegend aus den
Kosten für die Ernte von Forsterzeugnissen und aus Verwaltungskosten. Außerdem
ist eine Stichprobenerhebung zur Feststellung des Befalls von
Eichenprozessionsspinnern und ggf. eine Bekämpfung mit Hubschraubereinsatz
eingeplant.
Vorgaben zum
Amtsblattinhalt bleiben unverändert
Nicht durchsetzen konnten sich im Gemeinderat die Freien Wähler, die im
Amtsblatt eine Berichterstattung über Ehrungen verdienter Mitglieder, Jubiläen,
Jahreshauptversammlungen und Familiennachmittage der örtlichen Parteien und
Wählervereinigungen zulassen wollten.
Die Ratsmehrheit der Christ- und Sozialdemokraten sah für politisch motivierte
Gruppen ausreichende Darstellungsmöglichkeiten in den bekannten Presseorganen
oder in einer eigenen Homepage. Man sei davon überzeugt, dass die seitherige
Selbstbeschränkung auch von der Bevölkerung honoriert werde. Dagegen setzten
sich die Freien Wähler für eine Gleichbehandlung des politischen Ehrenamtes mit
sonstigen ehrenamtlichen Tätigkeiten ein und die Freien Demokraten wollten gar
den Ratsfraktionen je eine halbe Seite pro Monat im Amtsblatt zur
Außendarstellung eingeräumt wissen.
Wahlhelferentschädigung bestimmt
Am 26. März 2006 finden die nächsten Landtagswahlen statt. Vorbereitend hierzu
war bereits zu bestimmen, in welcher Höhe die Wahlhelferentschädigung ausfallen
wird. Der Gemeinderat sprach sich dafür aus, wie schon bei der Bundestagswahl 40
Euro an die ehrenamtlichen Helfer auszuzahlen. Daneben werden Getränke und ein
kostenfreier Imbiss bereitgestellt.
Anfragen aus dem
Gemeinderat
Anfragen aus dem Gemeinderat galten dem Wendebereich im Gewerbegebiet „Rott“.
Dort wird bis Anfang November ein Umbau vorgenommen, um den Radius des
Verkehrskreisels zu verbessern. Angesprochen wurden ferner die Verkehrssituation
in der Bgm.-Kief-Straße, die Entwicklung der Lärmproblematik im Schulhofbereich
und die Funktion der Spieluhr der Fritz-Mannherz-Hallen.
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