Öffentliche Gemeinderatssitzung am
25.09.2006
Viel Arbeit wartete auf den Gemeinderat in seiner ersten öffentlichen
Zusammenkunft nach der Sommerpause. Nahezu zwei Stunden beanspruchte die
umfangreiche Tagesordnung, für die sich auch zahlreiche Zuhörer, darunter viele
Angehörige der Freiwilligen Feuerwehr interessierten.
Bebauungsplan-Entwurfsfassungen liegen zur Einsicht aus
Gleich drei Bebauungspläne bildeten den Auftakt der Beratungen im Gemeinderat.
Ein Bebauungsplanvorentwurf für das Sondergebiet „Einzelhandel“ fand das
einstimmige Votum des Gemeinderates. Er soll den innerörtlichen Standort eines
Einkaufsmarktes und die erforderlichen Erweiterungsflächen sichern. Aussagen
trifft der Planentwurf auch zu einer verbesserten rückwärtigen Zufahrt für den
LKW-Lieferverkehr. Hierzu soll der Fröschauweg, beschränkt auf den Marktbereich
ausgebaut werden. Die Zufahrt wird aber nach wie vor von der Hauptstraße aus
über das Marktgelände und nicht, wie von Anwohnern befürchtet, über die
Wörschgasse erfolgen. Der Bebauungsplanvorentwurf mit angepasstem
Abgrenzungsbereich liegt demnächst zur Äußerung und Erörterung im Bauamt
öffentlich aus. Beachten Sie hierzu die entsprechenden Hinweise im Amtsblatt.
Grünes Licht gab der Gemeinderat auch für den Vorentwurf einer 2. Änderung
des Bebauungsplanes „Holzrott, 4. Abschnitt“. In diesem Bereich soll der Bau
eines Altenpflegeheimes möglich werden. Die Verwaltung wurde beauftragt, die im
Baugesetzbuch vorgeschriebene frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und der
Behörden durchzuführen. Dazu werden die Entwurfspläne zwei Wochen lang im Bauamt
öffentlich ausgelegt und Gelegenheit zur Äußerung und zur Erörterung gegeben.
Zustimmung am Ratstisch gab es auch für den Satzungsbeschluss zur 1. Änderung
des Bebauungsplanes „Ortskern-Hauptstraße/Neugasse“, der die Erhaltung und
Wiederherstellung ortskerntypischer Bauweisen im Rahmen des laufenden
Sanierungsverfahrens zum Gegenstand hat. Damit werden neue Baumöglichkeiten in
zweiter Reihe im vorderen westlichen Bereich der Neugasse geschaffen.
Der Planentwurf war vom 12. Juni bis 12. Juli 2006 zur Einsicht ausgelegen. Die
wenigen Stellungnahmen der beteiligten Behörden hatten keine Folgen für den
Planungsinhalt. Abwägungsrelevant war dagegen ein von privater Seite erhobener
Einwand aus der Nachbarschaft, der sich gegen die Planänderung richtet. Er
musste nach gründlicher Abwägung zurückgewiesen werden.
Der Bebauungsplan mit örtlichen Bauvorschriften tritt mit seiner ortsüblichen
Bekanntmachung in Kraft.
Sanierung
Mehrfamilienhaus Hauptstraße 25 kann beginnen
Noch im Verlauf des Monats Oktober kann die Ratsentscheidung umgesetzt werden,
das 1887 errichtete und unter Denkmalschutz stehende Gemeindeanwesen in der
Hauptstraße 25 zu sanieren. Die Voraussetzungen hierzu schuf der Gemeinderat mit
seiner Entscheidung, die ersten fünf Gewerke in Auftrag zu geben. Die zu
erbringenden Leistungen waren öffentlich ausgeschrieben worden. So werden die
Gerüstbauarbeiten die Gemeindekasse mit 4.251 Euro belasten. Eine Mannheimer
Firma hatte sich als wirtschaftlichster Bieter erwiesen. Für die von der
Reilinger Firma Walter Marquetant GmbH zu erbringenden Zimmererarbeiten sind
10.816 Euro aufzubringen. 31.751 Euro darf ein Unternehmen aus Böhl-Iggelheim
für die Dachdecker- und Klempnerarbeiten erwarten. Die Kosten für den
Heizungsbau belaufen sich auf 25.409 Euro, die Gas-, Wasser- und
Abwasserinstallationsarbeiten schlagen mit 19.001 Euro zu Buche. Letztgenannte
Arbeiten erbringt ein Unternehmen aus Hockenheim. Und die
Elektroinstallationsarbeiten im Wert von 22.064 Euro wird eine Firma aus
Schwegenheim ausführen.
Schon zu Beginn dieses Tagesordnungspunktes hatte der Bürgermeister auf die
neuesten Zahlen der Kostenberechnung verwiesen, die gegenüber der
Kostenschätzung von einem deutlich höheren Aufwand ausgeht. Dem Gemeinderat
wurden noch ergänzende Informationen zugesichert, die auch Einsparmöglichkeiten
aufzeigen sollen.
Steueraufkommen
übertrifft Erwartungen
Die Steuereinnahmen der Gemeinde werden in diesem Jahr voraussichtlich weitaus
höher ausfallen als in der Haushaltsplanung 2006 zunächst einkalkuliert.
Bürgermeister Walter Klein und Gemeindekämmerer Ulrich Landwehr gaben dem
Gemeinderat und den zahlreichen Zuhörern einen ersten Finanzzwischenbericht.
Hatte die Gemeinde zunächst für den Verwaltungshaushalt mit einem Defizit von
177.000 Euro gerechnet, wird derzeit ein Plus von 509.000 Euro zum Jahresende
erwartet. Dies sei, so der Kämmerer in seinen Ausführungen, vor allem auf
Mehreinnahmen von 370.000 Euro bei der Gewerbesteuer zurückzuführen. Deutlich
höher fallen aber auch der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer (plus 69.000
Euro), die Zuweisungen aus dem Finanzausgleich (plus 109.000 Euro) und die
kommunale Grundsteuer mit einem Anstieg von 21.000 Euro aus. Bei den Ausgaben zu
berücksichtigen sind eine um 80.500 Euro höher ausfallende Gewerbesteuerumlage
und ein Mehraufwand von 18.000 Euro bei den Zuweisungen und Zuschüssen. Dagegen
wird bei den Personalkosten zum Jahresende ein Minus von 5.000 Euro und beim
Verwaltungs- und Betriebsaufwand ein um 33.500 Euro niedrigerer Ansatz erwartet.
"Alles in allem wird es aus heutiger Sicht im Verwaltungshaushalt einen
Wirtschaftsüberschuss von rund 332.000 Euro geben", zeigte sich Ulrich Landwehr
zuversichtlich, dass die noch zur erwartenden Berechnungsverschiebungen keinen
größeren Einfluss auf das Rechnungsergebnis mehr haben dürften.
Eine Relativierung der Haushaltslage folgte aber auf dem Fuß, als der
Rechnungsamtsleiter dem Gemeinderat erklären musste, dass zur Finanzierung der
laufenden Investitionsvorhaben die veranschlagten Kredite bereits in voller Höhe
aufgenommen werden mussten. "Insgesamt wurden Darlehen in Höhe von 1,2 Mio. Euro
neu aufgenommen“. Schlechter als erwartet sei auch der angestrebte Verkauf von
gemeindeeigenen Grundstücken, wo noch 13 Bauplätze mit einer Gesamtfläche von
5.420 qm auf potentielle Käufer warteten.
Dennoch dürfe Reilingen mit dem Haushaltsjahr bislang mehr als zufrieden sein,
denn allein durch die zu erwartende Ergebnisverbesserung im Verwaltungshaushalt
werde der Vermögenshaushalt um 509.000 Euro positiver abschließen.
Feuerwehr erhält
neues Löschgruppenfahrzeug
Mobilität und Einsatzfähigkeit der Reilinger Feuerwehr werden durch den Kauf
eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuges (HLF 20/20) deutlich
verbessert. Die Lieferung war bereits am 05. Juli 2006 europaweit ausgeschrieben
worden. Obwohl sieben Firmen die Ausschreibungsunterlagen angefordert hatten,
lagen zum Submissionstermin am 16. August nur drei Angebote vor. Und davon
erfüllten gleich zwei Firmen nicht die in der Ausschreibung geforderten
Vorgaben.
Der Gemeinderat hatte in Anwesenheit vieler Feuerwehraktiven über den
Lieferauftrag für das neue Einsatzfahrzeug und optional mögliche
Zusatzausstattungen zu entscheiden. Der frühere Kommandant und
Berufsfeuerwehrmann Edwin Jungkind stand dabei als Sprecher des
Fahrzeugausschusses der Feuerwehr als kompetenter Gesprächspartner und Ratgeber
bei der Entscheidungsfindung zur Seite.
Das Gemeindeparlament stimmte schließlich nach intensiver Beratung zu, das HLF
20/20 entsprechend den Vorschlägen der Experten mit einigem Zubehör und
Sonderausstattungen ausrüsten zu lassen. Dadurch erhöhen sich die Kosten um rund
20.400 Euro auf 294.557 Euro, zu denen freilich noch die Mehrwertsteuer addiert
werden muss. Und da die Lieferung des Fahrzeugs durch den Passauer Hersteller
voraussichtlich erst im Herbst 2007 erfolgen kann, bedeutet dies, dass die
Rechnung den neuen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent ausweisen wird. Alles in
allem wird dann die Gemeinde 350.522 Euro für das neue Einsatzfahrzeug der
Freiwilligen Feuerwehr aufbringen müssen. Dennoch sprachen sich die Gemeinderäte
aller Fraktionen einstimmig für diese Neuanschaffung aus, zumal diese allen
Bürgerinnen und Bürgern der Spargelgemeinde zu Gute kommen wird. "Wenn es um die
Sicherheit der Menschen und den Schutz von Hab und Gut geht, darf es keine
Abstriche geben", machte Bürgermeister Walter Klein nochmals die Notwendigkeit
dieser Investition zum Wohl der Bevölkerung deutlich.
(HLF 20/20 = HLF: Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug; 20: Pumpe mit einer
Leistung von 2.000 l/min.; /20: 2.000 l Löschwassertank)
Kommunale
Baumaßnahmen bleiben im Kostenrahmen
Die großen kommunalen Baumaßnahmen der vergangenen Jahre wurden exzellent
kalkuliert. Diese erfreuliche Erkenntnis durfte der Gemeinderat aus der
abschließenden Kostenfeststellung diverser Einzelmaßnahmen ziehen.
Nach Angaben von Bürgermeister Walter Klein lagen die Kosten für die gesamte
Umgestaltung des Schulhofes mit 514.321 Euro deutlich unter dem Kostenansatz von
530.000 Euro. Der von der Gemeinde aufzubringende Finanzierungsanteil wurde
gemindert um 115.000 Euro aus dem Ausgleichstock, 4.600 Euro aus der
Schulstiftung Baden-Württemberg und 1.700 Euro aus der Stiftung „Sport in der
Schule“.
Ebenso habe auch der Neubau der Kraichbachbrücke am Burgweg mit 158.473,09 Euro
weitaus weniger gekostet als zuvor geplant (218.000 Euro). Auch hier gab das
Land Baden-Württemberg einen Kostenzuschuss aus dem Ausgleichstock von 42.000
Euro.
Überaus erfreulich auch die „Punktlandung" beim Umbau, der Sanierung und
Erweiterung der Friedrich-von-Schiller-Schule, so der Bürgermeister weiter. Die
Kosten für das Grundschulgebäude von knapp 1,37 Mio. Euro seien nur um 9.562
Euro überschritten worden. Der Landeszuschuss aus dem Ausgleichstock betrage
260.759 Euro.
Beim Hauptgebäude mit Kosten von über 5,26 Mio. Euro seien die Mehrkosten von
tatsächlich 4.227 Euro nur unbedeutend. Auch hier habe sich das Land an den
Investitionskosten der Gemeinde mit Geldern aus dem Ausgleichstock in Höhe von
940.777 Euro und einer Fachförderung von 137.537 Euro beteiligt.
Gemeinde fördert
Betreuung von Kleinkindern
Mit der Einrichtung einer U3-Gruppe wird Reilingen in der Region eine
Vorreiterrolle als familienfreundliche Gemeinde einnehmen. Ab Oktober 2006 wird
der Kindertreff, eine private Kinderbetreuungseinrichtung, sein Angebot mit
Förderung durch die Kommune um eine Gruppe für Kinder ab einem Jahr bis zu drei
Jahren erweitern. Vorgesehen ist eine fünfstündige Betreuung an fünf Vormittagen
in der Woche. Wie auch die altersgemischte Kindergartengruppe des
Kindertreff-Kinderhauses wäre die U3-Gruppe dann bis auf die Weihnachtszeit
(24.12. bis 07.01.) das ganze Jahr über geöffnet.
Wie Bürgermeister Walter Klein dem Gemeinderat mitteilte, liegen bereits zwölf
Anmeldungen von Kindern aus Reilingen, und drei aus Umlandgemeinden vor. Damit
seien die Kapazitäten bereits voll ausgeschöpft. Ab Oktober 2010 müssen für 20
Prozent der Kinder im Alter von bis zu drei Jahren Betreuungsplätze
bereitgestellt werden, so der Bürgermeister weiter. Dies ergebe für Reilingen
ein Angebot von insgesamt rund 40 U3-Plätzen. Daher sei dringend anzuraten,
diese Art der Kinderbetreuung bis zum vorgegebenen Stichtag stufenweise
einzuführen.
Der Gemeinderat begrüßte die Einrichtung einer U3-Gruppe, mit der zugleich zwei
neue Arbeitsstellen für Erzieherinnen geschaffen werden. Zugleich sprach sich
das Gremium einstimmig dafür aus, zunächst für eine Probezeit von einem Jahr die
U3-Betreuungsgruppe "Nestflüchter" des Kindertreffs e.V. mit einem Betrag von
bis zu 3.060 Euro pro Jahr und Reilinger Kind, auch ohne bestehenden
Rechtsanspruch, zu fördern.
Die neue U3-Gruppe wird bis Januar 2007 zunächst im DRK-Raum im
Franz-Riegler-Haus untergebracht sein. Erst dann werden die vorgesehenen
Räumlichkeiten im Kinderhaus in der Neugasse nach Umzug der bisher dort
untergebrachten Hebammenpraxis zur Verfügung stehen.
Polizeiliche
Umweltschutzverordnung aktualisiert
Die geltende Polizeiverordnung gegen umweltschädliches Verhalten ist zuletzt
1999 überarbeitet worden. Mittlerweile haben sich einige Gesetzesänderungen und
Neuerungen ergeben, die eine Aktualisierung notwendig machen. Zum einen handelt
es sich um eine Modifizierung der gemeindlichen Ruhezeitregelungen in
Zusammenhang mit den neuen Bestimmungen der Geräte- und
Maschinenlärmschutzverordnung und zum anderen um die Ahndung von illegalen
Abfallentsorgungen im Ortsbereich.
Die vom Gemeinderat einstimmig angenommene 2. Änderung der Polizeiverordnung
gegen umweltschädliches Verhalten, zum Schutz der Grün- und Erholungsanlagen und
über das Anbringen von Hausnummern ist in ihrem Wortlaut der heutigen
Amtsblattausgabe zu entnehmen.
Annahme von
Spenden neu geregelt
Sponsoren gewinnen, Geld eintreiben, das wird von Bürgermeistern in Zeiten
knapper Kassen geradezu erwartet. Weil bislang eine klare Rechtgrundlage fehlte,
gerieten sie dabei leicht unter Korruptionsverdacht. Seit Februar diesen Jahres
gilt nun eine Änderung in der Gemeindeordnung von Baden-Württemberg. Demnach
darf die Kommune zur Erfüllung ihrer Aufgaben Spenden, Schenkungen und ähnliche
Zuwendungen erwerben und annehmen oder an Dritte vermitteln. Für die
„Einwerbung“ sind allein die Bürgermeister zuständig. Zur Kontrolle sollen die
Spenden im Gemeinderat abgesegnet werden.
In einem so genannten „Ehrenkodex“ hat der Gemeinderat jetzt die näheren
Modalitäten zur Annahme von Spenden, Schenkungen und ähnlichen Zuwendungen
festgelegt. So wird der Gemeinderat ab sofort über jede Spendenannahme von mehr
als 100 Euro separat zu entscheiden haben. Selbst Kleinspenden bis 100 Euro
werden künftig einmal jährlich dem Gemeinderat zur Kenntnis gegeben.
Bebauungsplanverfahren der Stadt Waghäusel
Die planerischen Belange der Gemeinde Reilingen werden von dem
Bebauungsplanverfahren „Sondergebiet Einzelhandel“ der Stadt Waghäusel nicht
tangiert. In seinem Geltungsbereich sind seither Einkaufszentren und
Verbrauchermärkte unzulässig. Aufgrund der vorhandenen Verkaufsflächengrößen und
der angebotenen Sortimente sind bereits raumordnungswidrige Zustände
eingetreten. Konkreter Anlass, das Planwerk auf die aktuelle
Baunutzungsverordnung umzustellen, ist die Umwandlung eines Teilbereichs der
Verkaufsfläche von Möbel Roller zu einem 800 qm großen Schuhmarkt.
Anfragen der
Sitzungsbesucher
Das Interesse der Sitzungsbesucher galt der als Satzung beschlossenen
Bebauungsplanänderung „Ortskern-Hauptstraße/Neugasse“, wie auch dem
vorgestellten Entwurf des Planänderungsbereichs im Baugebiet „Holzrott, 4.
Abschnitt“. Bei der Frage einer Sitzungsbesucherin nach der endgültigen
Fertigstellung des Oberlin-Kindergartens wollte sich der Bürgermeister nicht
konkret festlegen, zumal die Folgen des eingetretenen Wasserschadens noch nicht
vollständig zu überblicken sind.
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