Öffentliche Gemeinderatssitzung am 23. April 2007
Planungsrechtliche Vorgaben für Marktneubau
Auftakt der jüngsten Ratssitzung bildete der Bebauungsplanentwurf für das
Sondergebiet Einzelhandel. Er soll die planungsrechtlichen Voraussetzungen für
den Neubau eines Einkaufsmarktes in der Hauptstraße 105 schaffen. Auf eine erste
Offenlage waren eine Vielzahl von Stellungnahmen der frühzeitig am Verfahren zu
beteiligenden Behörden, aber auch von Anwohnern eingegangen. Sie alle mussten im
Gemeinderat im Einzelnen erörtert und die öffentlichen wie auch privaten Belange
untereinander und gegeneinander abgewogen werden.
Zehn Eingaben richteten die Fachbehörden und angrenzenden Gemeinden an die
Verwaltung. Sie befassen sich mit redaktionellen Änderungswünschen, der
Raumverträglichkeit bis hin zu verkehrs- oder umweltrelevanten Belangen.
Ausgeräumt werden konnten die Bedenken aus der Verwaltungsgemeinschaft. Im
Rahmen einer Untersuchung wurde nachgewiesen, dass mit der in Reilingen
geplanten Markterweiterung keine Kaufkraftabflüsse aus den Nachbargemeinden zu
erwarten sind. 13 Behördenträger fühlten sich von dem Planvorhaben nicht berührt
und verzichteten auf eine Aussage. Vier Anregungen kamen aus der Nachbarschaft
des geplanten Lebensmittelmarktes. Unzumutbare Beeinträchtigungen vermochte der
Gemeinderat nicht zu erkennen. Das bisherige Höhenniveau des Fröschauweges wird
unverändert bleiben können, sodass die Zufahrtsmöglichkeiten zu den angrenzenden
Grundstücken nicht beeinträchtigt werden. Auch die Befürchtungen der
Wörschgassenbewohner, die einen Verkehrszuwachs erwarten, wollte das Gremium
nicht teilen. Es schloss sich damit der Bewertung des Planers Dipl.-Ing.
Wolfgang Strey vom Büro WSW, Kaiserslautern, an. Dieser stellte die
Planungsdetails vor und ging insbesondere auf die Verkehrsthematik ein.
Die Zufahrt des Marktes über die Hauptstraße soll unverändert bleiben. Auch bei
einer späteren Realisierung des zweiten Planabschnittes „Fröschau/Wörsch“ geht
der Planer davon aus, dass der Kundenverkehr des neuen Einkaufsmarktes die
Wörschgasse nicht zusätzlich belasten wird. „Die im Zuge der Straßenumgestaltung
geplanten verkehrsberuhigenden Maßnahmen werden ihren Teil zu dieser Entwicklung
beitragen“, zeigte sich Wolfgang Strey überzeugt.
Nachdem die Änderungswünsche eingearbeitet sind, wird der fortgeschriebene
Planentwurf auf Dauer eines Monats erneut zur Einsichtnahme ausgelegt, bevor mit
dem formellen Satzungsbeschluss das Feststellungsverfahren beendet werden kann.
Neue Gestaltungselemente für die Wörschgasse
Seine Absicht, die Wörschgasse im Verlauf der Ortskernsanierung etwas zu
verbreitern und die Straße verkehrsberuhigend zu gestalten, hat der Gemeinderat
schon im Herbst vergangenen Jahres in konkrete Bahnen gelenkt. Die Aufstellung
eines Bebauungsplanes wurde beschlossen. Jetzt konnte im Gemeinderat ein erster
Planentwurf erörtert werden.
Durch den Abbruch einzelner Gebäude habe man die Möglichkeit, den
Straßenquerschnitt um bis zu 80 Zentimeter zu verbreitern, erläuterte der Planer
Dipl.-Ing. Wolfgang Strey. Die Festsetzungen des Bebauungsplanentwurfs
orientierten sich weitgehend an den bereits erarbeiteten Vorgaben für den
Planbereich „Fröschau/Wörsch“.
Auf Nachfrage aus dem Rat versicherte Wolfgang Strey, dass die Gebäude entlang
der Wörschgasse in vollem Umfang Bestandschutz genießen. „Erst bei Umbau oder
Umwidmung greifen die neuen planungsrechtlichen Festsetzungen“. Auch für den
landwirtschaftlichen Verkehr konnte Strey befürchtete Einschränkungen
ausschließen.
Der vom Gemeinderat einstimmig angenommene Planentwurf muss jetzt die nach dem
Baugesetzbuch üblichen Verfahrensstufen durchlaufen, ehe er Bestandskraft
erhalten kann. Die Entwurfsfassung liegt demnächst zu einer ersten Einsicht aus.
Gleichzeitig werden die Fachbehörden Gelegenheit haben, sich zu den
Planungsinhalten zu äußern.
Sparsamer und sorgsamer Umgang mit Energie
Seit mehr als zehn Jahren erstellt die Energieversorgung Baden-Württemberg im
Auftrag der Gemeinde einen jährlichen Energiebericht. EnBW-Kommunalbetreuer
Willi Parstorfer war in der Ratssitzung zu Gast und erläuterte die
Verbrauchswerte von derzeit acht kommunalen Objekten, zuzüglich der
Straßenbeleuchtung. Unterschieden wird dabei, ob die Energie für die
Wärmeversorgung oder die Deckung des Bedarfs an Licht- und Kraftstrom benötigt
wird. Anhand von Energiekennwerten können Schwachstellen an Gebäuden analysiert
und durchgeführte Maßnahmen kontrolliert werden. Durch die Umrechnung der
gemessenen Wärmeenergieverbräuche auf klimabereinigte Werte sind diese zudem mit
den Liegenschaften anderer Kommunen vergleichbar. Erfasst wird auch der
jährliche Wasserverbrauch.
Die bewerteten öffentlichen Einrichtungen weisen im Jahr 2006 einen
Energieverbrauch von insgesamt 2,308 Mio. kWh aus. Davon entfallen auf die
Wärmeversorgung mit Erdgas 1,469 Mio. kWh (63,6 %) und auf Licht-/Kraftstrom
839.968 kWh (36,4 %).
Grafiken zum Energieverbrauch finden Sie
hier (pdf).
Der Licht- und Kraftstromverbrauch in kommunalen Objekten ist im Jahr 2006
gegenüber dem Vorjahr im Durchschnitt um zwei Prozent angestiegen. Am höchsten
fallen die Zuwächse bei der Schiller-Schule mit 10,7 % und bei der
Friedhofskapelle mit 12,0 % aus. Bei den Fritz-Mannherz-Hallen liegt der
Mehrverbrauch bei 5,4 % und beim Feuerwehrgerätehaus bei 4,9 %. Rückläufig ist
dagegen der Verbrauch beim Rathaus (minus 6,1 %). Auf ein Normalmaß eingependelt
haben sich wieder die Verbrauchwerte beim Bauhof und der Bauhoflagerhalle.
Bei der Straßenbeleuchtung wurde ein Stromverbrauch von 539.127 kWh ermittelt,
der um 17,6 % unter dem Vorjahresniveau liegt. Der jetzt erreichte
Einwohnerkennwert von 75 kWh liege aber immer noch im oberen Bereich, so
Parstorfer.
Der Wärmeenergieverbrauch ist im vergangenen Jahr um durchschnittlich drei
Prozent gesunken. Neben den eigenen Bemühungen der Verbrauchsreduktion führte
der EnBW-Kommunalbetreuer dabei auch den milden Winter ins Feld.
Alle bewerteten Objekte haben stabile Normalwerte zu verzeichnen. Positiv
hervorzuheben sind die Kennwerte für das Franz-Riegler-Haus (minus 16,4 %) und
die Fritz-Mannherz-Hallen (minus 15 % = 106.200 kWh). Nahezu unverändert
geblieben sind die Verbräuche in der Schiller-Schule (plus 0,3 %) und Bauhof
(plus 1,9 %). Geringfügig reduziert werden konnte der Wärmeverbrauch im Rathaus
(minus 3,5 %). Die unterschiedlichen Ablesezeiträume der Jahre 2005/2006 sind
dafür verantwortlich, dass beim Feuerwehrgerätehaus von einer „Erhöhung“ von 90
% die Rede ist. Das Zerrbild werde es im nächsten Jahr nicht mehr geben, wenn
das Kalenderjahr einheitlicher Maßstab sein wird. Das Gerätehaus weise nach
seiner Erweiterung, so Parstorfer, mit 101 kWh/qm einen sehr guten
Energiekennwert auf, bei dem sogar der Zielwert von 106 kWh unterschritten
werde.
Der Wasserverbrauch ist in den kommunalen Gebäuden im Durchschnitt um fünf
Prozent moderat angestiegen. Dieser Anstieg wird vorwiegend auf eine
witterungsbedingt stärkere Bewässerung der Außenanlagen zurückgeführt.
Zusammenfassend attestierte Kommunalbetreuer Parstorfer der Gemeinde einen
sparsamen und sorgsamen Umgang mit Energie. Die bewerteten Anlagen hätten im
Vergleich zu anderen Kommunen gute bis sehr gute Kennwerte aufzuweisen, auch
wenn die Zielwerte im Einzelfall noch nicht erreicht werden konnten.
Die spontan und konkret gestellte Frage von SPD-Ratsmitglied Karl Bickle, wo
denn Einsparungen vorgenommen werden könnten, konnte der EnBW-Betreuer nicht
direkt beantworten. Dazu sei eine erweiterte Analyse notwendig, die zusätzlich
bezahlt werden müsse.
FDP-Ratsmitglied Jens Pflaum störte sich daran, dass die Ist-Werte zum Teil (elf
von 22) weit entfernt von den Ziel-Werten seien, dann müsste seiner Meinung nach
eine solche Studie auch den möglichen Weg über Einsparpotentiale bis zu den
Zielwerten weisen.
Sowohl in der direkten kurzen Diskussion nach dem Vortrag des
EnBW-Kommunalbetreuers als auch in der abschließenden Fragerunde des Rates wurde
deutlich, dass man mit der Präsentation dieses Berichtes nicht gerade glücklich
war.
Abwasserkanäle müssen saniert werden
Weitere Investitionen erfordert das Reilinger Kanalnetz. Die vom Gemeinderat in
Auftrag gegebenen Tiefbaumaßnahmen haben ein Kostenvolumen von rund 80.000 Euro.
26.000 Euro kostet eine Rohrverbindung im Nachtwaidweg in der Nähe des
Vogelparks. Die Firma Hauck aus Neckarbischofsheim erhielt als wirtschaftlichste
Bieterin den Zuschlag.
Weitere 40.000 Euro erfordert die Sanierung eines Kanalteilstücks zwischen
Nachtwaidweg und Hockenheimer Straße. Über eine öffentliche Ausschreibung war
die Firma Boger GmbH aus Wurmberg ausgewählt und mit der Ausführung der Arbeiten
beauftragt worden.
Die Kosten für beide zuvor aufgezeigten Maßnahmen werden von einer Versicherung
übernommen.
Ein flach liegender Schmutzwasserkanal auf der Rückseite der Schiller-Schule
muss ebenfalls dringend saniert werden. Der Hausanschluss ist teilweise
durchwurzelt und zeigt bereits Muffenversätze auf. An einer Stelle ist die
Rohrwand gebrochen. Die Firma Erles GmbH aus Meckesheim wird den Auftrag in den
Pfingstferien erledigen. Für die Leistung muss die Gemeinde etwa 14.000 Euro
aufbringen.
Nicht verbrauchte Haushaltsansätze übertragen
Vom Gemeinderat förmlich festzustellen war die Übertragung von Haushaltsresten
aus dem Jahr 2006. Bürgermeister Klein erinnerte daran, dass die im
Haushaltsjahr veranschlagten Finanzmittel nach dem Haushaltsgrundsatz der
zeitlichen Bindung nur für das jeweilige Haushaltsjahr gelten würden. Da die
Gemeindehaushaltsverordnung aber die Möglichkeit einräume, nicht verbrauchte
Ausgabenansätze ins nächste Haushaltsjahr zu übertragen, wolle man dies auch
tun. Damit stünden diese Mittel ohne nochmalige Veranschlagung im Haushaltsplan
2007 zur Verfügung. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die im
vergangenen Jahr nicht ausgegebenen Mittel auf dieses Jahr zu übertragen.
Auf der Ausgabenseite beläuft sich die Summe der noch nicht ausgeschöpften
Mittel auf 1,568 Mio. Euro. Davon betroffen sind insbesondere die Neuanschaffung
eines Löschfahrzeuges für die Freiwillige Feuerwehr (229.000 Euro), der Neubau
des Oberlin-Kindergartens (92.000 Euro), die Gebäudesanierung in der Hauptstraße
25 (212.000 Euro), allgemeine Maßnahmen der Ortskernsanierung (127.000 Euro),
Grunderwerbe (397.000 Euro) und schließlich Straßenmodernisierungen (364.000
Euro).
Haushaltsreste wurden aber auch auf der Einnahmeseite gebildet, denn immerhin
werden noch 990.000 Euro erwartet. So steht für den Umbau des Feuerwehrhauses
noch ein Landeszuschuss von 101.000 Euro aus, außerdem Zuschüsse für das
Löschfahrzeug (86.000 Euro), den Neubau des Oberlin-Kindergartens (87.000 Euro),
die Ortskernsanierung (376.000 Euro) und für Straßenmodernisierungen 90.000
Euro. Die zweitgrößte Position auf der Einnahmenseite ist eine nicht in Anspruch
genommene Kreditermächtigung für Grunderwerbe in Höhe von 250.000 Euro.
Spenden für buntes Pferd
Die Annahme von Spenden ist seit Herbst vergangenen Jahres für die
Öffentlichkeit transparenter. Alle Spenden von mehr als 100 Euro müssen in
öffentlicher Sitzung bekannt gegeben und die Annahme vom Gemeinderat bestätigt
werden. Dieses mal waren es 1.000 Euro, die ein Reilinger Ehepaar für den Ankauf
eines Kunstpferdes für die Friedrich-von-Schiller-Schule zur Verfügung gestellt
hat.
Wie bereits berichtet, gehörten Schülerinnen und Schüler der
Friedrich-von-Schiller-Schule zu den ausgewählten Schulen, die ein lebensgroßes
Kunstpferd bemalen durften, das dann während der Europameisterschaften in
Mannheim dort zu sehen sein wird und anschließend käuflich erworben werden kann.
„Bekommen wird für 1.000 Euro eines der Pferde, das unsere Schüler bemalt
haben?“, lautete die Frage aus der Ratsmitte. „Wohl nicht“, meinte Bürgermeister
Walter Klein, denn die Kosten für ein Pferd seien auf 2.500 Euro festgelegt.
„Aber es können ja gerne Spenden hinzukommen .......!“, meinte augenzwinkernd
Bürgermeister Klein.
Mitteilungen des Bürgermeisters
Die Gemeinden der Verwaltungsgemeinschaft wollen zusammen mit der
Polizeidirektion Heidelberg im kommenden Jahr eine Sicherheitswoche durchführen.
Im Vorfeld wird im letzten Jahresquartal 2007 eine repräsentative Umfrage unter
den Einwohnern stattfinden.
Hinweisen konnte der Bürgermeister auch auf die Benefiz-Radtour der
Christiane-Eichenhoffer-Stiftung. Sie führt am Freitag, 13. Juli nach Reilingen.
Die Initiatoren werben für Spenden zur Unterstützung einer Aktion für
krebskranke Kinder.
Die Möglichkeit Fragen an die Verwaltung zu richten, nutzte zum Sitzungsende
lediglich der Gemeinderat. Thema war wieder einmal der Zustand des unbebauten
Geländes in der Hauptstraße 84 und auch die Vorstellung des Energiekonzeptes bot
noch Anlass zu Wortmeldungen.
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