Öffentliche Gemeinderatssitzung am 15. Oktober 2007
Erholungsfunktion und ökologischen Wert des Waldes hervorgehoben
Mit
700 ha Waldfläche, das sind 42,8 % der Gemarkung, zählt Reilingen zu den
waldreichsten Gemeinden im Rhein-Neckar-Raum. Wegen seiner Standortgunst und der
regionalen Waldgeschichte besteht der Gemeindewald heute in weiten Teilen aus
Kiefern. Durch entsprechende Unterbaumaßnahmen sowie Förderung anderer Baumarten
wie Douglasie, Buche oder Eiche wurden aber in den vergangenen Jahren erste
Schritte in Richtung Mischwald und Verbreiterung der Baumartenpalette
unternommen. Bei einer gemeinsamen Waldbegehung unter der fachkundigen Leitung
von Oberforstrat Sebastian Eick und dem zuständigen Revierförster Richard Mertel
konnten sich die Reilinger Gemeinderäte jüngst selbst ein Bild vom Zustand des
Gemeindewaldes machen.
Am Montagabend stand nun der Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2008 zur
Verabschiedung auf der Tagesordnung. Das Kreisforstamt Neckargemünd als
Nachfolgeeinrichtung des bisherigen Forstamtes in Schwetzingen hatte das
Zahlenwerk erstellt. Es wurde von Bürgermeister Walter Klein den Zuhörern,
darunter eine große Abordnung der örtlichen Jäger, zu Beginn der öffentlichen
Sitzung vorgestellt. Auffallend war dabei, dass zum ersten Mal seit vielen
Jahren ein Überschuss von rund 5.600 Euro aus dem Bewirtschaftungsplan zu
erwarten ist. „Ich kann mich nicht entsinnen, wann wir in den letzten
Jahrzehnten einmal eine so hohe Einname aus dem Gemeindewald hatten“, so ein
sichtlich erfreuter Bürgermeister.
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Als Grund nannte er vor allem den gestiegenen Holzpreis, denn so seien für den
Verkauf von Brenn-, Stamm- und Industrieholz voraussichtlich 36.600 Euro zu
erwarten. Die Bewirtschaftungskosten würden mit 31.500 Euro aber ähnlich hoch
liegen wie in den vergangenen Jahren. Allein für die Holzernte und –aufbereitung
seien rund 16.000 Euro anzusetzen.
Über Jahrhunderte hinweg galt der Wald als „Sparkasse“ von Herrschaften,
Adelshäusern und Kommunen. Einerseits lieferte er Bau- und Brennholz, diente als
Viehweide, andererseits bot er insbesondere Erholungssuchenden ein lauschig
grünes Dach. Wer einen Wald aber heute nur nach der Maßgabe bewertet, wie viel
Holz sich darin schlagen lässt, verrät keine höhere Einsicht als die Bauern des
Mittelalters, die den Wert der Wälder lediglich danach bemaßen, wie viele
Schweine von den Eicheln satt wurden. Die Funktion des Waldes sei inzwischen
viel umfassender, so Walter Klein, der an dessen Nutz-, Schutz- und
Erholungsfunktion erinnerte. Als Wasserspeicher und Luftfilter sei der Reilinger
Gemeindewald von lokaler und regionaler Bedeutung. „Der Waldboden filtert und
reinigt das Wasser, so dass wir nachweislich mit das beste Trinkwasser im ganzen
Land haben“. Und das Sammeln von Beeren und Pilzen würden gerade in dieser
Jahreszeit viele Besucher und Erholungssuchende in den Wald locken. Im Bereich „Reilinger
Eck“ mit seinen Dünenfeldern seien zudem schutzwürdige Waldbereiche als
ausgewiesener Schonwald unter Schutz gestellt worden.
Sprecher aller Fraktionen betonten ebenso wie schon der Bürgermeister zuvor den
ökologischen Wert und die Erholungsfunktion des Gemeindewaldes. Peter Geng
(Freie Wähler) machte deutlich, dass es bei der kommunalen Waldbewirtschaftung
weniger um das Geldverdienen gehe, es aber zu begrüßen sei, wenn der
Gemeindewald nicht zum Zuschussbetrieb werde. Daher bleibe nur zu hoffen, dass
die positive Entwicklung auch weiterhin anhalte. Jens Pflaum (FDP) und Karl
Bickle (SPD) würdigten die Bedeutung des Waldes für die Naherholung und schlugen
übereinstimmend vor, zukünftig jedes Jahr eine Waldbegehung mit Vertretern der
Forstverwaltung durchzuführen. Ohne Gegenstimme wurde schließlich der
Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2008 vom Gemeinderat angenommen.
Bestehender Konzessionsvertrag soll vorzeitig aufgelöst werden
Die
Gemeinde Reilingen wird den seit 1992 mit der EnBW bestehenden
Stromkonzessionsvertrag vorzeitig auflösen. Dies beschloss der Gemeinderat mit
großer Mehrheit. Damit besteht die Möglichkeit, schon im kommenden Frühjahr den
Abschluss eines neuen Konzessionsvertrages öffentlich auszuschreiben.
Zu Beginn des Tagesordnungspunktes hatte Bürgermeister Walter Klein zunächst
darauf hingewiesen, dass die EnBW Regional AG als Stromversorgungsunternehmen in
der Gemeinde ein eigenes Leitungsnetz unterhalte. Ein Vertrag zwischen dem
Energieversorger und der Gemeinde räume der EnBW seither das Recht zum Bau und
Betrieb der Leitungen in Reilingen ein. Als Gegenleistung erhalte die Gemeinde
eine Konzessionsabgabe. Das jährliche Aufkommen hieraus liege derzeit bei rund €
200.000 bis 220.000.
Die EnWB, so der Bürgermeister weiter, biete nun der Gemeinde die vorzeitige
Auflösung des bestehenden Vertrages zum 28. Februar 2010 an. Damit habe man die
Möglichkeit, das Verfahren zur öffentlichen Ausschreibung eines neuen
Stromkonzessionsvertrages auf das Frühjahr 2008 vorzuziehen. „Mit der
vorzeitigen Auflösung des bestehenden Vertrages und der damit verbundenen
frühzeitigen Ausschreibung haben wir schon heute die Möglichkeit, einen
langfristigen, neuen Konzessionsvertrag zu erhalten“, so Walter Klein
zusammenfassend.
Mit einem gewissen Unbehagen reagierte ein Teil des Gemeinderates auf die
Ausführungen des Bürgermeisters. So stellte FDP-Sprecher Jens Pflaum fest, dass
eigentlich kein Grund vorliege, den bestehenden Vertrag vorzeitig zu kündigen.
Er schlug vor, mit einer Auflösung zu warten, um dann von der Liberalisierung
des EU-Strommarktes zu profitieren. Für die SPD-Fraktion stellt Dieter Rösch
fest, dass die EnBW die vorzeitige Kündigungsmöglichkeit nicht bieten würde,
wenn sie davon keine Vorteile hätte. „Wir sollten die EnBW-Motive klarer auf den
Tisch gelegt bekommen“.
Dies war dann zugleich auch der Anlass für den für Reilingen zuständigen
EnBW-Kommunalbetreuer Willi Parstorfer, die Haltung seines Unternehmens, mehr
noch aber Sinn und Zweck des Angebotes zu erläutern. Zunächst sprach er davon,
den Fristablauf vieler Konzessionsverträge mit Städten und Gemeinden in
Baden-Württemberg „entzerren“ zu wollen. „Da wir natürlich weiter in die
Versorgungssicherheit auch der Gemeinde Reilingen investieren wollen, brauchen
wir zudem Planungssicherheit“. Schließlich gehe es landesweit um eine
Investitionssumme von immerhin einer Milliarde Euro. Und da nach den rechtlichen
Vorschriften die Konzessionsabgabesätze für jeden Anbieter gleich und nicht
verhandelbar seien, würden schließlich für Reilingen „keinerlei Nachteile“
entstehen. Mit einem neu abzuschließenden Konzessionsvertrag sichere die EnBW
der Gemeinde die höchstzulässige Konzessionsabgabe von derzeit 1,32 Cent je
verbrauchter Kilowattstunde im Ort zu.
Außerdem erinnerte Willi Parstorfer die Ratsmitglieder daran, dass sein
Unternehmen inzwischen auf eigene Kosten alle Straßenbeleuchtungen in der
Spargelgemeinde ausgetauscht hätte, die älter als 20 Jahre gewesen seien. Wegen
einer weitergehenden Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf energiesparendes
Gelblicht und der Erdverlegung von Freileitungen bestünden bereits erste
Kontakte zur Gemeindeverwaltung.
Als letztes Argument führte der EnBW-Vertreter an, dass ein neuer Vertrag mit
einer Laufzeit von 20 Jahren auch der Kommune finanzielle Planungssicherheit
gebe. In all seinen Ausführungen zeigte sich der EnBW-Vertreter zuversichtlich,
auch in den kommenden Jahrzehnten der Stromversorger für Reilingen zu sein. „Ein
anderer Anbieter und Mitwettbewerber müsste uns dann nämlich zuerst das
komplette Leitungsnetz abkaufen“.
Für zwölf Gemeinderäte und Bürgermeister Klein waren die Erläuterungen so
schlüssig, dass sie der vorgeschlagenen vorzeitigen Aufhebung des
Konzessionsvertrages zustimmten. Zwei Gemeinderäte sprachen sich dagegen aus,
drei enthielten sich der Stimme.
Waghäusel plant Sondergebiet Einkaufszentrum
Stellung zu beziehen hatte der Gemeinderat zu einem Planvorhaben der
Nachbargemeinde Waghäusel. Der dortige Gemeinderat hat beschlossen, den
Bebauungsplan „Sondergebiet Einkaufszentrum“ zu ändern. Ziel des
Planänderungsverfahrens ist es, für die zum Betrieb der
Einzelhandelseinrichtungen nicht mehr benötigten Flächen sinnvolle
Nachfolgenutzungen möglich werden zu lassen. Die zulässigen Verkaufsflächen
sollen unverändert bleiben. Die Änderung beschränkt sich auf die zulässigen
Betriebsformen.
Die planerischen Belange der Gemeinde Reilingen sah das Gremium nicht berührt.
Insoweit wurde der Entwurf des Bebauungsplanes lediglich zur Kenntnis genommen.
Nichtöffentliche Ratsentscheidungen
In
der letzten nichtöffentlichen Zusammenkunft am 17. September hat sich der
Gemeinderat mit Nutzungsmöglichkeiten des Nebengebäudes Hauptstr. 25
beschäftigt. Entschieden wurde, das alte Tanklöschfahrzeug der Freiwilligen
Feuerwehr an einen privaten Interessenten weiterzuveräußern. Zugestimmt wurde
dem Abschluss von drei Modernisierungsvereinbarungen. Die Personalplanung für
das kommende Haushaltsjahr war Gegenstand der Tagesordnung. Einverstanden war
der Gemeinderat schließlich mit dem Ankauf eines neuen Holders für den Bauhof.
Das seitherige, zehn Jahre alte Gerät ist defekt und eine Reparatur
unwirtschaftlich.
Zum Neubau eines Lebensmittelmarktes konnte der Bürgermeister auf Nachfrage aus
dem Gemeinderat noch nichts Konkretes berichten. Intensiv geführte Verhandlungen
mit dem künftigen Betreiber würden noch eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. |