Öffentliche Gemeinderatssitzung am 12. November 2007
Bebauungsplan "Sondergebiet Einzelhandel" als Satzung beschlossen
Die planungsrechtlichen Voraussetzungen für den Neubau eines Lebensmittelmarktes
mit fast 1.200 Quadratmeter Verkaufsfläche im Reilinger Ortskern sind jetzt
gegeben. Nach "gründlicher Abwägung der öffentlichen und privaten Belange
untereinander und gegeneinander" nahm der Gemeinderat während seiner
öffentlichen Sitzung am 12. November einstimmig den Bebauungsplan "Sondergebiet
Einzelhandel" als Satzung an. Der Bebauungsplan legt die Rahmenvorgaben für den
Neubau eines größeren Einkaufsmarktes an Stelle des bisherigen HL-Marktes
(Rewe-Markt) in der Hauptstraße fest. Mit dem Erhalt der wohnraumnahen
Versorgung will die Gemeinde einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des
Ortskerns leisten.
Baumaßnahmen im Sanierungsgebiet können weiter gefördert werden
Unter der Sitzungsleitung von Bürgermeisterstellvertreterin Sabine Petzold
(Bürgermeister Walter Klein und dessen erster Stellvertreter Bernhard Krämer
durften als unmittelbar Betroffene nicht an diesem Tagesordnungspunkt
teilnehmen) verlängerte im weiteren Verlauf der Sitzung das Gemeindeparlament
ohne Gegenstimme die Laufzeit der Richtlinien zur Förderung von privaten
Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen, sowie Abbrucharbeiten im Bereich
der Ortskernsanierung "Reilingen II". Damit gelten die bereits seit dem 8.
November 2004 bestehenden Fördermöglichkeiten unverändert auch die nächsten drei
Jahre weiter.
Kanalreinigung und Kanaluntersuchung vergeben
Wieder unter der gewohnten bürgermeisterlichen Sitzungsleitung vergab der
Reilinger Gemeinderat schließlich den Auftrag zur Reinigung des Kanalnetzes
sowie eine umfassende Kanaluntersuchung im Rahmen der so genannten
Eigenkontrollverordnung an ein Spezialunternehmen in Germersheim. Diese Arbeiten
kosten die Spargelgemeinde in den kommenden drei Jahren 83.174 Euro. Der
teuerste der 14 Anbieter verlangte für die gleiche Arbeit übrigens 267.710 Euro,
was nicht nur die Ratsmitglieder, sondern auch die Zuhörer doch schon
verwunderte. Die vorherige Kostenschätzung des zuständigen Ingenieurbüros hatte
bei 167.711 Euro gelegen.
Kirchliche Kindergärten erhalten höheren Zuschuss
Vorbildliche Betreuungsangebote auch für Kinder unter drei Jahren
Einen Großteil des Sitzungsabends nahm sich der Reilinger Gemeinderat Zeit, um
sich intensiv mit den Angeboten der Kinder- und Jugendbetreuung in der Gemeinde
zu beschäftigen. Auch wenn an einigen Punkten Korrekturen bei der Kostenstruktur
vorgenommen wurden, kann zusammenfassend festgehalten werden, dass die Gemeinde
Reilingen in Sachen Betreuungsangebote für Kinder vorbildlich ist und unter
vergleichbaren Kommunen eine Vorreiterrolle in der ganzen Region einnimmt. Dies
bedeutet aber nicht nur, dass das vielfältige Angebot an Kindergartenplätzen
stimmig ist. Auch auf dem Gebiet der Kleinkinderbetreuung können bereits heute
genügend Plätze zur Verfügung gestellt werden. So stehen für die derzeit 229
Kinder zwischen drei und 6,5 Jahren 266 Plätze in den kirchlichen und freien
Kindergärten zur Verfügung. Und obwohl noch kein allgemeiner und einklagbarer
Rechtsanspruch der Eltern auf einen U3-Betreuungsplatz – also für Kinder unter
drei Jahren – besteht, stehen in Reilingen bereits 47 Plätze zur Verfügung.
Damit habe, so Bürgermeister Walter Klein, die Gemeinde bereits das Soll für den
Stichtag ab dem 1. Oktober 2010 erreicht. Spätestens zu diesem Zeitpunkt müssen
nämlich für 20 Prozent aller Kinder zwischen 0 und drei Jahren entsprechende
Angebote vorgehalten werden. In Reilingen wären dies rund 40 Plätze. Ab 2013
soll es dann einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für 35 Prozent der
U3-Kinder geben. "Wir sind auch hier auf einem guten Weg, diese Vorgaben
frühzeitig zu erreichen", so ein zuversichtliches Gemeindeoberhaupt.
Dass die vielfältigen Angebote der Gemeinde aber auch viel Geld kosten, machte
Walter Klein den Ratsmitgliedern als auch den Zuhörern der öffentlichen Sitzung
deutlich. Allein die kirchlichen Kindergärten hätten im Jahr 2006 einen Zuschuss
von fast 506.000 Euro erhalten. Und da die Kirchen in ihrer finanziell
schwierigen Situation auch den verbleibenden Eigenanteil an den
Kindergartenkosten nicht mehr bewältigen können, stimmte der Reilinger
Gemeinderat bei zwei Enthaltungen mit großer Mehrheit einem Antrag der Kirchen
zu, den seit 2004 bestehenden Zuschuss von 89 Prozent auf die nicht gedeckten
Betriebsausgaben noch einmal zu erhöhen. So wird das nach Abzug der
Elternbeiträge und weiterer Betriebseinnahmen verbleibende Defizit der drei
kirchlichen Kindergärten zukünftig zu 90 Prozent von der Gemeindekasse, also aus
allgemeinen Steuermitteln, gedeckt werden. Dies bedeutet für den Reilinger
Gemeindehaushalt eine Mehrbelastung von rund 8.000 Euro.
Der private, bei der Bedarfsplanung aber anerkannte Kindertreff erhält 63
Prozent der Betriebsausgaben, sowie 53 Prozent des danach noch verbleibenden
Defizits als Zuschuss. Und dem Reggio-Montessori-Kinderhaus überweist die
Gemeindekasse jährlich einen Zuschuss von 1.320 Euro für jedes dort
untergebrachte Kind aus Reilingen.
Eine kommunale Mitfinanzierung gibt es aber auch bei der U3-Betreuung. So erhält
des Projekt "Nestflüchter" des Kindertreffs pro Jahr 3.060 Euro für jedes Kind
aus Reilingen, jedoch maximal 36.720 Euro jährlich. Das Kinderhaus des Vereins
zur Förderung der Reggio-Montessori-Pädagogik wird entsprechend mit 5.280 Euro
pro Jahr und Kind unterstützt. Und die Betreuung der Zweijährigen im
Kindergarten St. Anna ist der Gemeinde Reilingen 4.380 Euro jährlich wert.
Aus Landesmitteln erhält die Gemeinde derzeit rund 250.000 Euro als Ausgleich
für die Unterstützung von Betreuungsangeboten für Kinder im Alter bis zu sechs
Jahren.
Steigende Nachfrage bei den Betreuungsangeboten für Schulkinder
Gesichert sind in der Gemeinde aber auch die Betreuungsangebote für die
Schulkinder. Wie der Bürgermeister mitteilte, seien in der Kernzeitbetreuung
derzeit 76 Kinder angemeldet, die von fünf Mitarbeiterinnen vormittags in der
Friedrich-von-Schiller-Schule betreut würden. Dort wird es für diese Kinder
einem Wunsch der Eltern entsprechend zukünftig auch ein gemeinsames Mittagsessen
geben. Dies gilt auch für die 19 Hortkinder, die anschließend zur
Hausaufgabenbetreuung weiter in der Schule bleiben und auch dort ihre
anschließende Freizeit spielerisch gestalten können.
Die Nachfrage nach Hortplätzen ist ebenso steigend wie die Nachfrage nach einer
Ferienbetreuung für Schulkinder. Hierbei kann zwischen einer Vormittags- oder
Ganztagsbetreuung in den Fastnachts- und Osterferien, sowie während drei Wochen
in den Sommerferien gewählt werden.
In diesem Zusammenhang teilte Bürgermeister Klein dem Gemeinderat mit, dass es
durch eine Umstrukturierung gelungen sei, die bisherige Begrenzung auf 30
Betreuungsplätze aufzuheben. "Wir mussten hier einfach reagieren, denn Reilingen
erlebt bei der Ferienbetreuung einen regelrechten Boom."
Weitere Spenden zum Kauf einer Großplastik
Der Gemeinderat hat schon seit einiger Zeit über die Annahme von Spenden,
Schenkungen und ähnlichen Zuwendungen in öffentlicher Ratssitzung zu
entscheiden. Ohne Gegenstimme wurden mehrere Einzelspenden in Höhe von insgesamt
5.100 Euro sowie Sachspenden mit einem Volumen von 1.135,25 Euro angenommen, die
für den Kauf einer Großplastik für die Friedrich-von-Schiller-Schule bestimmt
sind. Für den Ankauf eines Kunstpferdes für die Schiller-Schule lag das
Spendenangebot bei 785 Euro.
Nichtöffentliche Ratsentscheidungen und Anfragen
In der letzten nichtöffentlichen Zusammenkunft am 15. Oktober hat sich der
Gemeinderat mit der Neuverpachtung der Jagdbögen auf Gemarkung Reilingen
beschäftigt. Ingenieurverträge wurden zum Ausbau des Sandweges und zur
Modernisierung der Gemeindwohnhäuser abgeschlossen. Der Gemeinderat stimmte der
Übernahme einer Bürgschaft für ein LKB-Darlehen ebenso wie einer
Ordnungsmaßnahme im Sanierungsgebiet zu.
Anfragen aus dem Gemeinderat beschäftigten sich mit dem Video eines
Beschleunigungrennes auf der L 554 in Richtung Kirrlach, das im Internetportal
Youtube eingestellt war, mit der Rentnerhütte am Heidelberger Weg und dem neuen
Gemeindelogo.
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