Öffentliche Gemeinderatssitzung am 18. Februar 2008
Zur zweiten öffentlichen Zusammenkunft des Gemeinderates 2008 fanden sich
rund ein Dutzend Zuhörer im Bürgersaal ein.
Bebauungsplanverfahren „Alte Friedhofstraße/Schulstraße“ ruht
Grundstückseigentümer nicht einig
Insgesamt sechs Entwurfsvarianten gibt es bisher zum Bebauungsplan "Alte
Friedhofstraße/Schulstraße" Die beiden jüngsten Varianten wurden mit den
betroffenen Grundstückseigentümern, wie Bürgermeister Walter Klein informierte,
ausführlich erläutert. Allerdings seien die jeweiligen Interessen der Eigentümer
entlang der Alten Friedhofstraße und der Schulstraße gegenläufig.
Bürgermeister Klein schlug deshalb vor, die Angelegenheit ruhen zu lassen,
bis ein Konsens bei den Grundstückseigentümern gefunden worden sei. Bis zum
Jahresende soll die Angelegenheit ruhen, war die mehrheitliche Meinung des
Rates, wobei man hofft, dass die Grundstückseigentümer in Gesprächen an einem
runden Tisch vielleicht selbst zu einer Lösung finden können.
Zur Kenntnis genommen wurde auch der Bebauungsplan „Sondergebiet
Einkaufszentrum“ der Stadt Waghäusel. Die Globus Fachmärkte wollen ihr Areal um
eine gewerbliche Baufläche für den Verkauf von Türen, Fenstern und Wintergärten
sowie einen PKW-Verkauf mit Ausstellungsfläche erweitern.
Sandweg wird saniert
Weitere Parkplätze am Friedhof
Der Sandweg dient neben der landwirtschaftlichen Nutzung und der Erschließung
der Aussiedlerhöfe einem dortigen Gewerbebetrieb als Verbindungsstraße zum
regionalen Verkehrsnetz.
Diplom-Ingenieur Simon Schuster vom Sinsheimer Planungsbüro Willaredt legte
die Vorschläge vor, die man nach Begutachtung der Situation zusammengestellt
hatte. Um nicht höhere Fahrgeschwindigkeiten zu begünstigen, schlug Simon
Schuster vor, die bituminös befestigte Fahrbahnbreite des Sandweges auf 3,80
Meter festzulegen. Die Gesamtbreite wird dann durch zwei Randstreifen mit
jeweils 0,60 Metern hergestellt. Diese Randstreifen sind optisch von der
Hauptfahrbahn getrennt und dienen Ausweichvorgängen. Die seitliche Deckschicht
besteht aus Schottermaterial, das aus Stabilitätsgründen mit einem Bindemittel
vermengt wird.
Der Bereich der Brücke sei noch, so Dipl.-Ing. Simon Schuster, in Ordnung, so
dass dieser Bereich ausgespart bleiben könnte. Die geschätzten Kosten für den
Ausbau des Sandweges dürften bei knapp 207.000 Euro liegen.
Hinzu kommt die Gestaltung des neuen Parkraumes am Friedhof. Die 47
Stellplatzflächen sollen auf der Westseite mit einem betongrauen
Rasenfugenpflaster befestigt werden, die Einteilung der Stellplätze erfolgt über
ein anthrazitfarbenes oder rotes Beton-Quadratpflaster.
Geplant ist auch ein neuer Haupteingang von Richtung Gemeinde her. Dieser
führt dann direkt zur Trauerhalle hin.
Die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 121.000 Euro, zusammen mit den
Baunebenkosten und der Sanierung des Sandwegs ergibt sich die Gesamtsumme von
knapp 360.000 Euro. Im Vermögenshaushalt sind für das laufende Jahr bereits
400.000 Euro eingestellt. Fördergelder aus dem Ausgleichsstock sind bereits
beantragt.
Diese Veränderungen beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung. Während alle
Fraktionen dem Ausbau des Sandweges zustimmten, votierte die FDP-Fraktion gegen
den neuen Friedhofsparkplatz und den neuen Eingang.
Einig war man sich auch darüber, gleich "Nägel mit Köpfen" zu machen. Die
Ausschreibung soll bereits im März erfolgen. Als Ausführungszeitraum wurde die
Zeit vom 15. September bis 15. November festgelegt. Dann ist nicht nur längst
die Spargelzeit vorüber, sondern sind auch die Großveranstaltungen auf dem
Reitsportgelände abgeschlossen.
Die Umleitungswege während der Bauphase von September bis November werden
dann über den Heidelberger Weg und Wirtschaftswege führen.
Zukunftsinvestitionen in erneuerbare Energien
„Strom direkt von der Sonne“ - ein faszinierender Gedanke und
erfreulicherweise alles andere als Utopie. Sondern durchaus Realität, denn mit
Hilfe der Photovoltaik- anlagen kann die Kraft der Sonne genutzt werden.
Innerhalb von einem Jahr kann beispielsweise auf einer Süddachfläche von 40
Quadratmetern etwa soviel Strom erzeugt werden, wie ein Vier-Personen-Haushalt
im gleichen Zeitraum verbraucht.
In Reilingen hat man sich nun entschieden, ein positives Signal zu setzen:
"Wir hoffen und sind davon überzeugt, dass wir hier eine Vorreiterrolle für die
Bürger Reilingens einnehmen", zeigte sich der sozialdemokratische
Fraktionssprecher Dieter Rösch auf der jüngsten Gemeinderatssitzung überzeugt.
Sie hatte den Antrag eingebracht, Solarenergieanlagen auf gemeindeeigene Gebäude
anzubringen.
Bürgermeister Walter Klein hatte eingangs ausgeführt, dass es grundsätzlich
drei Möglichkeiten zur Umsetzung von Photovoltaikanlagen auf gemeindeeigenen
Dachflächen gebe. Einmal könne man die Flächen an einen gewerblichen Betreiber
vermieten. Weiterhin gebe es das Bürgerbeteiligungsmodell. Hier könne eine
Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet werden, die dann Eigentümerin und
Betreiberin der Anlage wird, wobei sich Bürger über ihre persönlichen
Beteiligungen einbringen könnten.
Für Reilingen, so war man sich am Ratstisch einig, kommt die Eigeninvestition
durch die Gemeinde in Frage. Durch die hoch subventionierte Vergütung der
erzeugten Strommengen nach dem Energieerzeugungsgesetz ergibt sich über eine
Laufzeit von 20 Jahren ein Überschuss im Betriebsergebnis, und dies auch bei
Fremdfinanzierung, wie Bürgermeister Klein ausführte.
Diplom-Ingenieur Bernhard Machauer vom Büro PSP erläuterte Einzelheiten. Er
stellte klar, dass Hauptschule, Grundschule und das Feuerwehrgerätehaus sich
optimal für eine solche Anlage eignen.
Zustimmung seitens seiner Fraktion signalisierte CDU-Gemeinderat Rudi Askani.
Jens Pflaum (FDP) nannte dieses Vorhaben begrüßenswert, stellte zudem die Frage
in den Raum, ob ein Modell der Bürgerbeteiligung nicht zusätzlich geprüft werden
solle.
Diplom-Ingenieur Machauer sah dies als problematisch an, zumal in einem
solchen Fall eine Verwaltung überfordert wäre, sich auf die Suche nach
Interessenten zu machen. Bei einem Bürgerbeteiligungsmodell wäre der Weg zumeist
anders, so Machauer, da komme dann eine Vereinigung, die sich bereits
zusammengefunden hat, auf eine Gemeinde zu und bitte um die Zuverfügungstellung
eines oder mehrerer geeigneter Dächer. FW-Sprecher Friedrich Feth betonte die
Notwendigkeit der Eigeninvestition der Gemeinde. Schließlich benutze man
Allgemeinflächen und wenn nach etwa 12 oder 13 Jahren Erträge fließen, sei dies
nur selbstverständlich, dass davon auch wieder die Allgemeinheit profitiere. Bei
der Abstimmung herrschte schließlich Einigkeit. Schulen und Feuerwehrgerätehaus
werden nach positiver statischer Prüfung eine Photovoltaikanlage erhalten. Eine
offizielle Ausschreibung für die notwendigen Leistungen wird erfolgen.
Nicht verbrauchte Haushaltsansätze übertragen
Vom Gemeinderat förmlich festzustellen war die Übertragung von
Haushaltsresten aus dem Jahr 2007. Bürgermeister Klein erinnerte daran, dass die
im Haushaltsjahr veranschlagten Finanzmittel nach dem Haushaltsgrundsatz der
zeitlichen Bindung nur für das jeweilige Haushaltsjahr gelten würden. Da die
Gemeindehaushaltsverordnung aber die Möglichkeit einräume, nicht verbrauchte
Ausgabenansätze ins nächste Haushaltsjahr zu übertragen, wolle man dies auch
tun. Damit stünden diese Mittel ohne nochmalige Veranschlagung im Haushaltsplan
2008 zur Verfügung. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat dafür aus, die im
vergangenen Jahr nicht ausgegebenen Mittel auf dieses Jahr zu übertragen.
Auf der Ausgabenseite beläuft sich die Summe der noch nicht ausgeschöpften
Mittel auf 222.000 Euro. Davon betroffen sind insbesondere das Sportgelände
Nachwaid (30.000 Euro), Vereinszuschüsse (13.000 Euro) und Maßnahmen der
Ortskernsanierung (167.000 Euro).
Haushaltsreste wurden aber auch auf der Einnahmeseite gebildet, denn immerhin
werden noch 375.000 Euro erwartet. So steht für den Umbau des Feuerwehrhauses
noch ein Landeszuschuss von 30.000 Euro aus, außerdem Zuschüsse für die
Ortskernsanierung (100.000 Euro). Die größte Position auf der Einnahmenseite ist
eine nicht in Anspruch genommene Kreditermächtigung für Grunderwerbe in Höhe von
245.000 Euro.
Bezugsgebühren für das Amtsblatt werden erhöht
Der Nussbaum-Verlag hat die Erhöhung der Abonnentengebühr für das Amtsblatt "Reilinger
Nachrichten" auf 11,90 € pro Halbjahr ab 01. Juli 2008 angekündigt.
Heizkonzept Schul- und Sportzentrum schlussgerechnet
Mit dem Aufbau einer Nahwärmeversorgung hatte sich die Gemeinde im Jahr 2007
vorgenommen, einen wesentlichen Beitrag zur Verbrauchsreduktion bei den beiden
größten öffentlichen Einrichtungen, den Fritz-Mannherz-Hallen und der
Schiller-Schule zu leisten. Diese Maßnahme ist zwischenzeitlich schlussgerechnet.
Der Kostenfeststellungsbetrag beläuft sich auf insgesamt 175.095,75 Euro und
liegt damit über dem Kostenanschlag. Allerdings waren die Erd- und
Elektroarbeiten sowie die Kosten für die Veröffentlichung des
Ausschreibungstextes darin nicht berücksichtigt. Die Gemeinde hat bei dieser
Maßnahme Fördermittel aus dem Ausgleichstock in Höhe von 40.000,-- Euro
erhalten.
Nichtöffentliche Ratsentscheidungen und Anfragen
Am 22. Juni des Jahres 1980 wurde der damals gerade 31-jährige Karl Bickle
erstmals als Gemeinderat vereidigt. Ununterbrochen gehört Karl Bickle seither
der Fraktion der Sozialdemokraten im Reilinger Gemeinderat an. Längst ist Bickle
zum "dienstältesten" Mitglied am Ratstisch geworden. Gesundheitliche Gründe
veranlassten ihn jetzt, um seine Entbindung von dem Ehrenamt zu bitten. Im
nichtöffentlichen Teil der Januarsitzung stimmte der Gemeinderat zu, jetzt gab
Bürgermeister Klein diese Entscheidung öffentlich bekannt. In der
Gemeinderatssitzung am 10. März wird Karl Bickle offiziell verabschiedet werden.
In der letzten nichtöffentlichen Sitzung hatte sich der Gemeinderat mit
Anträgen auf Grundstückserwerb und mit der Fortschreibung des
Flächennutzungsplanes der Verwaltungsgemeinschaft Hockenheim befasst. Außerdem
gab Bürgermeister Klein bekannt, dass eine unvermutete Kassenprüfung im Dezember
2007 keine Beanstandungen ergab.
Nachfragen in der Frageviertelstunde galten dem Ruftaxiverkehr nach Walldorf
und der Sicherheitsumfrage vom Oktober 2007. Deren Auswertung wird im Frühjahr
abgeschlossen sein.
Fotos: svs (1), K. Dietrich (2) |