Öffentliche Gemeinderatssitzung am 09. Juni 2008
Photovoltaikanlage kommt auf öffentliche Gebäude
Nach zwei Jahrzehnten Überschuss im Betriebsergebnis
Die Gemeinde Reilingen möchte mit einem gutem Vorbild vorangehen und mit
Hilfe von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden direkt von der Sonne
"Strom abzapfen". Einstimmig beschloss der Gemeinderat während seiner jüngsten
öffentlichen Sitzung die Installation entsprechender Module auf den Dächern des
Feuerwehrgerätehauses sowie der Friedrich-von-Schiller-Schule.
"Wir hoffen, hier eine Vorreiterrolle für die Bürger unserer Gemeinde
einzunehmen", zeigte sich Bürgermeister Walter Klein zuversichtlich, dass noch
weitere Haushalte oder Unternehmen diesem Beispiel folgen werden. Schließlich
sei es ja auch ein faszinierender Gedanke, mit Hilfe von Photovoltaikanlagen die
Kraft der Sonne zu nutzen. "Innerhalb von einem Jahr kann auf einer
Süddachfläche von 40 Quadratmetern etwa soviel Strom erzeugt werden, wie ein
Vier-Personen-Haushalt im gleichen Zeitraum verbraucht."
Aber die Investitionen sind nicht ganz billig und auch die
Umweltverträglichkeit ist, zumindest was die Produktion der Module angeht, noch
immer umstritten. Dies machten auch die dem Gemeinderat vorgelegten Zahlen
deutlich, denn immerhin muss die Gemeinde Reilingen fast 452.000 Euro
aufbringen, um die Aufstellung von rund 900 Quadratmeter Sonnenkollektoren zu
finanzieren.
Durch die nach dem Energieerzeugungsgesetz derzeit hoch subventionierte
Vergütung der erzeugten Strommengen werde es, so Klein, über eine Laufzeit von
20 Jahren betrachtet, einen finanziellen Überschuss im Betriebsergebnis geben.
"Und dies selbst bei einer Fremdfinanzierung."
Ob diese auch notwendig wird, ist derzeit noch offen. Sicher ist nur, dass im
aktuellen Gemeindehaushalt rund 93.000 Euro für das Projekt zur Verfügung
stehen. Um die überplanmäßige Ausgabe finanzieren zu können, sind Einsparungen
bei verschiedenen Investitionen für 2008 vorgesehen, außerdem werden Mittel der
Rücklage, dem "Sparbuch" der Gemeinde, entnommen. Und wenn dann noch eine
Finanzierungslücke offen sein sollte, wird auch die angedachte Kreditaufnahme
notwendig. Liefern wird die Solarenergieanlagen die im Nachbarort Kirrlach
ansässige Wirsol AG. Vorteil derer Anlagen ist auch, dass sie nicht als
Sondermüll entsorgt werden müssen.
Trotz der starken Nachfrage nach hochwertigen Photovoltaiksystemen hatte das
Unternehmen, das zu den führenden Solarstromspezialisten europaweit gehört, das
wirtschaftlichste Angebot abgegeben. Mitbewerber waren teilweise um bis zu
130.000 Euro teurer. Nach Aussage von Bürgermeister Walter Klein soll die
Installation der Module in den Sommerferien beginnen und die Arbeiten vor allem
im Bereich der Schulen bis zum Unterrichtsbeginn im September abgeschlossen
sein.
Rathaus wird innen renoviert
Zur Sanierung des Rathauses wurden Maler- und Tapezierarbeiten in Auftrag
gegeben. Die eingereichten Angebotssummen lagen zwischen 39.985,96 und 87.822,35
Euro. Den Zuschlag erhielt entsprechend der gesetzlichen Vorgaben der günstigste
Anbieter, die Albrecht Malerbetrieb GmbH aus Mannheim. Die Gemeindeverwaltung
war nach den Kostenschätzungen des beauftragten Architekturbüros zunächst von
einem Kostenaufwand von etwas mehr als 74.000 Euro ausgegangen.
Punktlandung bei der Sanierung Hauptstraße 25
Nach diesen unerwarteten Einsparungen stimmte auch die Kostenfeststellung der
Sanierung des Gemeindewohnhauses in der Hauptstraße 25 die Ratsmitglieder
heiter. Schließlich wurde der Kostenanschlag in Höhe von 433.337,22 Euro nur um
5.779,68 Euro überschritten, was wiederum auf die zunächst nicht geplante
komplette Erneuerung der Außenanlage und Fassadenarbeiten am Nebengebäude
zurückzuführen war. Bürgermeister Klein zufrieden: "Eine echte Punktlandung!"
Ja zur Grillhütte - aber nur wo?
Einig ist man sich im Reilinger Gemeinderat quer durch alle Fraktionen, dass
die Gemeinde dringend eine neue Grillhütte benötigt. Wo diese aber stehen, mehr
noch aber, wie diese aussehen und welchen Zweck sie erfüllen soll, darüber ist
man am Ratstisch nicht einer Meinung. Gleich zu Beginn der Diskussion hatte
Bürgermeister Walter Klein verdeutlicht, dass zunächst Klarheit über die
gewünschte Nutzung und deren Umfang bestehen müsse, um den künftigen Standort
einer neuen Grillhütte beurteilen zu können. Daran schließe sich die Frage an,
ob die bestehende "offene" Anlage auf dem bisherigen Waldfestplatz erhalten und
lediglich ein Umbau erfolgen oder sie gänzlich ersetzt werden solle.
Übereinstimmend stellten die Ratsmitglieder fest, dass der Waldfestplatz am
Heidelberger Weg in die Jahre gekommen sei und dringender Sanierungsbedarf
bestehe. Außerdem bestünde eine hohe Nachfrage zur privaten Nutzung einer
Grillhütte. Die Gemeindeverwaltung hatte ermittelt, dass allein im vergangenen
Jahr über 20 Mal die Grillhütten in Neulußheim oder Hockenheim von Familien,
Gruppen oder Vereinen belegt gewesen seien. Auf dem Waldfestplatz im
Gemeindewald hätten zur gleichen Zeit sechs Waldfeste stattgefunden, außerdem
wurde der Bereich zehn Mal für private Veranstaltungen sowie einmal für einen
Waldgottesdienst genutzt.
Nachdem der Bürgermeister bereits in seiner Stellungnahme den bisherigen
Standort als optimal dargestellt hatte, sprach sich auch Jens Pflaum (FDP) für
eine Kombination von Grillhütte und Waldfestplatz am jetzigen Standort aus.
Denkbar, so der FDP-Sprecher, sei auch eine Verlegung des Waldfestplatzes etwa
150 Meter in Richtung Reilingen. Ebenfalls für die Beibehaltung des bewährten
Standortes sprach sich Rudi Askani von der CDU-Fraktion aus. Der Bau einer
Grillhütte sei eine Investition in die Zukunft. Daher appellierte er an alle
Ratsmitglieder, ein interfraktionelles Ergebnis zu suchen – und zu finden.
Ganz anders dagegen der Vorschlag der Freien Wähler, die einen Neubau einer
Grillhütte östlich des Geländes des Reitervereins in Richtung Wald vorschlugen.
Nach Meinung von Friedrich Feth sei die Grillhütte als zusätzliches Angebot zum
Waldfestplatz zu sehen – insbesondere für private Feiern und interne
Vereinsfeste. Er machte deutlich, dass an der zukünftigen Grillhütte nur
ausnahmsweise Veranstaltungen mit öffentlichem Verkauf stattfinden sollten und
zu keiner Konkurrenz für die örtliche Gastronomie werden dürfe.
Nachdem der Vorschlag der SPD-Fraktion, die Grillhütte gegenüber vom
Schützenhaus hinter den bestehenden Gebäuden entlang des Alten Rottwegs zu
errichten, am Ratstisch nicht mehrheitsfähig war, stellte Dieter Rösch fest,
dass man mit dem Vorschlag der Freien Wähler das "kleinere Übel" unterstützen
wolle. Wichtig sei für die Sozialdemokraten, so deren Fraktionsvorsitzender
weiter, dass der Weg zur neuen Einrichtung ohne Hindernisse sei. Gerade ältere
Menschen hätten immer wieder Schwierigkeiten mit der Überquerung der Brücke über
die L 723 (B 39).
Nach längerer Diskussion stimmten alle Ratsmitglieder dem Vorschlag der Freien
Wähler, die Reilinger in den Entscheidungsprozess mit einzubeziehen, zu. Mit
einer Umfrage im Amtsblatt soll zunächst der Bürgerwillen erfragt werden. Dann
wird man die Planungen konkretisieren und die Kosten sowie Zuschussmöglichkeiten
ermitteln.
Planerische Belange nicht berührt
Zwei Bebauungsplanverfahren aus den Nachbargemeinden bereiteten keine
Probleme und wurden ohne weitere Aussprache mit einem positiven Votum bedacht.
Die planerischen Belange der Gemeinde Reilingen sah das Gremium durch die
Bebauungsplanverfahren „Hockenheimer Flur I“ der Gemeinde Altlußheim und „2. und
3. Gewann Biblis“ der Stadt Hockenheim nicht berührt.
Kommunaler Web-Auftritt wird neu gestaltet
Die Gemeinde betreibt seit 1998 eine eigene Internetseite. Diese lag bisher
beim Nussbaum-Verlag, der seinen Webserver zwischenzeitlich einstellen will. Die
Verwaltung hatte dies zum Anlass genommen, Angebote von auf Gemeinden
spezialisierte Internetagenturen einzuholen. Dabei soll künftig nicht nur der
Speicherplatz angemietet, sondern auch ein sg. Redaktionssystem des Anbieters
genutzt werden. Damit hoffen Verwaltung und Internetarbeitskreis, strukturelle
Probleme im derzeitigen Angebot zu beheben. Bei einer Enthaltung und einer
Gegenstimme beschloss der Gemeinderat, dass die Fa. Komm.on.line als
wirtschaftlichster Bieter künftig den Internetarbeitskreis beim Relaunch der
Homepage unterstützt.
Unwetter am 30. Mai
Zum Abschluss der öffentlichen Gemeinderatssitzung dankte Bürgermeister Klein
der Freiwilligen Feuerwehr Reilingen, den auswärtigen Feuerwehren, dem THW und
den weiteren Helfern für die Bewältigung der Folgen der Unwetterkatastrophe am
30. Mai. Innerhalb kurzer Zeit waren über 60 l / qm niedergegangen. Für solche
Regenmengen sei das Kanalnetz nicht ausgelegt. Die Nothilfeeinrichtungen in der
alten Kläranlage und dem Wasserwerk hätten aber funktioniert.
Auf Nachfrage erklärte Bürgermeister Klein, dass die Ausrüstung der Feuerwehr
für solche Katastrophen bis 2009 ergänzt werde. Aus dem Rat wurde angeregt, dass
die Feuerwehr Listen über Firmen führt, bei denen entsprechendes Material auch
kurzfristig ausgeliehen werden könne. In den Reilinger Nachrichten solle eine
Serie mit bautechnischen Tipps, wie man sich vor Hochwasser schützen kann,
publiziert werden.
Die Kosten für die angebotene Sonder-Sperrmüllabfuhr werden in die Müllgebühren
der AVR eingerechnet. Der Gemeindeverwaltung entstehen dadurch keine Kosten.
Anfragen
Auf Nachfrage bezifferte Bürgermeister Klein die Pro-Kopf-Verschuldung incl.
Eigenbetriebe und KWG derzeit auf rund 750 Euro. Dem steht ein Vermögen von ca.
3.500 Euro gegenüber. Eine Bewohnerin des „Viehtriebs“ berichtete, dass nach der
Bekämpfung der Maikäfer im Staatswald Untere Lußhardt ein großes Bienen–,
Wespen- und Schmetterlingssterben eingesetzt habe. Auf die Befliegungsaktion
hatte die Gemeinde keinen Einfluss, so Bürgermeister Klein, da ausschließlich
Wald in Landesbesitz betroffen sei. Nach Auskunft der Forstverwaltung werde
derzeit die Ursache des Bienensterbens untersucht.
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