Öffentliche Gemeinderatssitzung am 14. Juli 2008
Jahresrechnung 2007 mit einem Rekordergebnis/Überschuss im
Verwaltungshaushalt von 1,7 Millionen Euro
So viele strahlende Gesichter und gut gelaunte Gemeinderatsmitglieder dürfte
es im Ratssaal wohl selten gegeben haben wie am Montagabend. Und das nicht wegen
der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause, sondern wegen der Rekordergebnisse,
mit denen das Haushaltsjahr 2007 abgeschlossen werden konnte. "Bei abgerechneten
Einnahmen von rund 13 Millionen Euro und Ausgaben von 11,3 Millionen Euro
schließt der Verwaltungshaushalt mit einem Überschuss von 1,7 Millionen Euro",
teilte Bürgermeister Walter Klein zu Beginn seiner Ausführungen mit. "Diese hohe
Zuführungsrate sei ein einmaliger Rekord in der Geschichte unserer Gemeinde".
Mit einem Plus von annähernd 1,6 Millionen Euro zwischen Planung und Ergebnis
habe man zudem die beste Ergebnisverbesserung erreicht. Zurückzuführen sei dies,
so der Bürgermeister weiter, vor allem auf den Anstieg der Gewerbesteuer auf
1,56 Millionen Euro. "Die Reilinger Gewerbebetriebe haben im abgelaufenen Jahr
soviel Gewerbesteuer bezahlt wie noch nie". Damit würden sie einen
unverzichtbaren Beitrag zur Finanzierung der vielfältigen und immer
umfangreicher werdenden Aufgaben der Gemeinde leisten, so Walter Klein. Dies
gelte für den Ausbau und Instandhaltung der Infrastruktur ebenso wie für
kulturelle Aktivitäten, die Vereinsförderung oder die ständig wachsenden
Aufgaben im Bereich der Kinderbetreuung. "Dafür müssen wir unseren örtlichen
Unternehmen, Firmen und Handwerksbetrieben besonders danken", so der
Bürgermeister, der hoch erfreut zugleich mitteilte, dass das
Gewerbesteueraufkommen auch 2008 außerordentlich hoch sei: "Bis zur heutigen
Sitzung liegt der Betrag bereits bei 1,6 Millionen Euro".
Nicht unerwähnt ließ Klein aber auch, dass neben der Gewerbesteuer auch die
stark angewachsenen Anteile an der Einkommenssteuer sowie die Mehreinnahmen bei
den Schlüsselzuweisungen (zusammen rund 4,9 Millionen Euro) zum Rekordergebnis
beigetragen hätten. Bei all der Freude über den Jahresabschluss 2007 müsse aber
auch erkannt werden, dass das gute Ergebnis im Jahr 2009 zu geringeren
Zuweisungen und höhere Umlagezahlungen führen wird. "Insofern ist ein Teil des
guten Jahresergebnisses bereits heute schon wieder gebunden".
Dennoch ermögliche die hohe Zuführungsrate vom Verwaltungshaushalt eine
Eigenfinanzierungsquote bei den geplanten Investitionen von 77,46 Prozent.
Dieses zweite beachtliche Ergebnis des zurückliegenden Rechnungsjahres habe dazu
geführt, dass die zur Finanzierung der Investitionen (rund 1,4 Millionen Euro)
eingeplanten Kredite nicht in Anspruch genommen werden mussten. Zudem konnte auf
die außerplanmäßige Entnahme aus der Rücklage beim Kauf der ehemaligen
Schlossmühle verzichtet werden. Walter Klein: "Die Schlossmühle wurde
ausschließlich mit eigenen, im Jahr 2007 erwirtschafteten Mitteln finanziert".
Als dritten herausragenden Punkt der Jahresrechnung 2007 nannte der
Bürgermeister die unerwartete Zuführung zur Allgemeinen Rücklage, also dem
"Sparbuch" der Gemeinde. So seien zum Jahresende 2007 exakt 795.764,05 Euro
übrig gewesen, die der Rücklage überwiesen werden konnten. "Unsere Rücklage hat
sich damit innerhalb eines Jahres auf jetzt 1,56 Millionen Euro mehr als
verdoppelt".
Und da auch bei den kommunalen Eigenbetrieben und der KWG Reilingen mbH keine
neuen Kredite aufgenommen werden mussten, sank zudem die Verschuldung der
Gemeinde von 5,9 auf 5,4 Millionen Euro. Damit beträgt die Pro-Kopf-Verschuldung
derzeit 763 Euro (gegenüber 826 Euro im Vorjahr).
Diesen Verbindlichkeiten steht ein Gemeindevermögen von über 54 Millionen Euro
gegenüber. Pro Einwohner sind dies 7.617 Euro - und damit das Zehnfache
gegenüber der Verschuldung.
Bei diesem außergewöhnlichen Rechnungsergebnis war es natürlich keine Frage,
dass die vorgelegten Zahlen die Zustimmung aller Ratsmitglieder bekamen.
Lediglich bei der Abstimmung über das Jahresergebnis der Kommunalen
Wohnungsbaugesellschaft enthielt sich die FDP-Fraktion der Stimmen.
Neue Investitionen mit Augenmaß und Voraussicht angehen
Die Stellungnahmen der vier Fraktionen am Ratstisch waren allesamt positiv
und geprägt von dem unerwartet guten Ergebnis der Jahresrechnung 2007. Zugleich
zeigten die Fraktionssprecher aber auch mögliche Schwächen auf oder betrachteten
die eine oder andere Zahl etwas kritischer.
Von einer Jahresrechnung, wie sie wohl noch niemand am Ratstisch erlebt haben
dürfte, sprach Dieter Rösch. Der Vorsitzende der SPD-Fraktion machte aber
zugleich deutlich, dass nach berechtigten Momenten des Schwärmens aber wieder
eine rationale Betrachtungsweise die Oberhand gewinnen müsse.
Besonders erfreulich aus Sicht der SPD-Fraktion sei die Aufstockung der
Allgemeinen Rücklage auf über 1,5 Millionen Euro. Diese habe sich damit
verdoppelt und verringere zugleich den Kreditbedarf in den kommenden Jahren.
Zudem sei die Gemeinde erstmals wieder in der Lage, über umfangreiche
Investitionen nachzudenken. "Wir sollten uns aber gerade jetzt durch die
derzeitig hervorragende Haushaltslage nicht euphorisieren und blenden lassen",
mahnte Dieter Rösch. Dem Gemeinderat stehe es vielmehr gut an, mit dem gleichen
Augenmaß und der gleichen Voraussicht neue Investitionen sorgfältig anzugehen.
"Wir können nicht davon ausgehen, dass die derzeitige Dynamik der Wirtschaft
dauerhaft erhalten bleibt".
Reilingen habe von der guten konjunkturellen Lage im Land für seine
Verhältnisse überdurchschnittlich profitiert, stellte FDP-Sprecher Jens Pflaum
fest. "Beim ehrlichen Betrachten des Zahlenwerkes müssen wir jedoch feststellen,
dass die Gemeinde nicht allzu viel dazu beitragen musste". Vielmehr seien nicht
nur die Einnahmen um 13 Prozent gestiegen, sondern auch die Ausgaben hätten sich
um vier Prozent erhöht. "Hier müssen zukünftig stärkere Anstrengungen
unternommen werden, den Ausgabenblock nicht weiter ansteigen zu lassen". Besser
sei, so das liberale Ratsmitglied weiter, diese wieder zurückzufahren. Die FDP
mache sich dafür stark, die guten Zeiten jetzt dafür zu nutzen, den Reilinger
Schuldenberg von über fünf Millionen Euro abzubauen. Immerhin habe sich der
Schuldenstand je Einwohner in den letzten drei Jahren von 777 auf 762 Euro nur
unwesentlich verbessert. Mit einem Appell an die Verwaltung, für die
Haushaltsplanungen 2009 realistischere Zahlen zu Grunde zu legen und sich auf
die primären Kernaufgaben einer Gemeindeverwaltung zu konzentrieren, beschloss
Pflaum seine Ausführungen.
Bei den vorgelegten Zahlen dürfe, so Friedrich Feth für die Fraktion der
Freien Wähler, von einem "überragenden Rechnungsergebnis 2007, das keine Wünsche
offen lässt" gesprochen werden. Der Überschuss und die Zuführungsrate würden die
Zielvorgabe seiner Fraktion von 10 Prozent mit tatsächlichen 13 Prozent "weit
übertreffen". Genauer betrachtet seien inzwischen alle Stellungnahmen und
Bemerkungen zum Gemeindehaushalt 2007 Makulatur. Das Rechnungsamt müsse sich
fragen lassen, wie man im Gemeinderat an eine zeitnahe und verlässliche Planung
rankomme. Denkbar sei, so der Vorschlag der Freien Wähler, zukünftig eine
vorsichtige Planung mit verschiedenen Varianten, sowie eine
realistisch-optimistische Variante als Zielplanung aufzustellen. Dank der
Reilinger Unternehmen, der, so Feth, "Lokomotive des Rekordergebnisses", habe
man nun auch die Chance, die Bürger am guten Rechnungsergebnis teilhaben zu
lassen.
Rudi Askani wies für die CDU-Fraktion darauf hin, dass trotz eines guten
Finanzpolsters mit diesem besonnen und weitsichtig umgegangen werden müsse.
Gerade in Zeiten, in denen sich die Dinge in immer kürzeren Zeitabständen
verändern würden, sei man damit gut beraten. Alles in allem aber zeigte sich der
Christdemokrat mit dem Rechnungsergebnis sehr zufrieden: "Einen komfortablen,
wenngleich auch unerwartet hohen Überschuss festzustellen, und somit im Bereich
des Verwaltungshaushaltes ein Traumergebnis zu erzielen, lässt uns wohl alle
tief durchatmen". Auf die Reilinger Unternehmen dürfe man besonders stolz sein,
da sie zu einem großen Teil zu diesem warmen Geldregen verholfen hätten. "Hier
wird ertragreich gewirtschaftet, was uns auch für die Zukunft hoffen lässt", so
Rudi Askani.
Jahresverlust 2007 der kommunalen Wasserversorgung höher als erwartet
Im weiteren Verlauf der öffentlichen Gemeinderatssitzung musste Bürgermeister
Walter Klein eingestehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung bei der
kommunalen Wasserversorgung den – wenn auch einzigen – Wermutstropfen bei den
gesamten Abschlüssen des Vorjahres darstelle. "Das Wirtschaftsjahr ist leider
nicht so verlaufen, wie wir uns das gedacht und geplant hatten". Anstelle eines
eingeplanten Jahresverlustes von 2.500 Euro müsste nun ein Verlust von rund
23.000 Euro verkraftet werden. "Zusammen mit dem letztjährigen negativen
Ergebnis sind nun Verlustvorträge von annähernd 86.000 Euro nach 2008
vorzutragen", bedauerte der Bürgermeister. Als Gründe für diese Entwicklung
nannte er einen deutlich geringeren Wasserverbrauch als in den Vorjahren. Diese
aus ökologischer Sicht begrüßenswerte Situation sei betriebswirtschaftlich
"natürlich eindeutig negativ zu bewerten". Außerdem hätten, so Klein weiter, im
Reilinger Ortsnetz zahlreiche Wasserschieber ausgetauscht werden müssen. Positiv
habe sich letztendlich aber ausgewirkt, dass ein eingeplanter Kredit nicht
benötigt wurde. So hätten bei den Zinsaufwendungen über 11.000 Euro eingespart
werden können.
Abschließend stellte der Bürgermeister schließlich fest, dass der
Kalkulationszeitraum für die zum 01.10.2001 reduzierte und seit damals konstante
Wassergebühr zum Jahresende 2008 abläuft. Rechtzeitig vorher werde eine neue
Gebührenkalkulation zeigen müssen, in welcher Höhe eine Gebührenanpassung
notwendig wird. "Auch nach einer eventuellen moderaten Gebührenerhöhung werden
wir noch immer im vorderen Drittel beim Ranking der Städte und Gemeinden des
Rhein-Neckar-Kreises liegen", so Walter Klein zuversichtlich. Derzeit ist
Reilingen die viertgünstigste Gemeinde bei den Wassergebühren im gesamten
Landkreis.
Geringer Gewinn beim Eigenbetrieb Abwasser
Analog zu den Wenigereinnahmen bei den Wassergebühren lagen auch die
Abwassergebühren wegen der geringen Menge im vergangenen Jahr um 23.000 Euro
hinter den Planerwartungen. "Anstelle des geplanten Gewinns von 21.000 Euro zum
Ausgleich der vorhandenen Verlustvorträge konnte lediglich ein Gewinn von 5.300
Euro erreicht werden". Als weiteren Grund für den Rückgang der Einnahmen nannte
Bürgermeister Klein die steigende Zahl der Gebührenbefreiungen für die
Gartenbewässerung. So hatten im vergangenen Jahr 312 Reilinger Gartenbesitzer
diese Möglichkeit in Anspruch genommen, was einem Gebührenausfall von rund
11.500 Euro entspreche. "Trotz der Gewinnabweichung können wir aber bei der
Abwasserbeseitigung von einem planmäßigen Vollzug innerhalb des
Mehrjahreszeitraums der Gebührenkalkulation reden", erteilte Klein einer
erneuten Gebührenerhöhung eine klare Absage. Zum 01.01.2007 hatten die Gebühren
bereits um 20 Cent auf 1,85 Euro je Kubikmeter erhöht werden müssen.
KWG als Muster-GmbH
Mit den Abschlusszahlen der Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft beschloss der
Bürgermeister seine Ausführungen. Als "Muster-GmbH" habe die KWG nun bereits im
vierten Jahr in Folge einen Gewinn erwirtschaftet. Somit stünden dem kommunalen
Unternehmen 347.000 Euro an erwirtschafteten Mitteln zur Verfügung. Damit sei
die KWG finanziell "grundsolide ausgestattet" und bereit für weitere
Zukunftsaufgaben. Hier nannte Klein die gerade anstehende Rathausdachsanierung
(bei der das über 100 Jahre alte Schieferdach erneuert werden muss) oder den
bevorstehenden Bau eines Lebensmittelmarktes in der Hauptstraße.
Abschluss des Prüfungsverfahrens
Die Beanstandungen der Allgemeinen Finanzprüfung für die Jahre 2002 bis 2005
sind mittlerweile erledigt. Diese Information gab der Bürgermeister im weiteren
Sitzungsverlauf. Das Kommunalrechtsamt des Rhein-Neckar-Kreises habe der
Verwaltung den Abschluss des Prüfungsverfahrens bestätigt.
Verbessertes Betreuungsangebot
Der Kindertreff e.V. stockt sein seitheriges Betreuungsangebot auf. Für die
waldorf- orientierte, altersgemischte Kindergartengruppe soll künftig zusätzlich
von montags bis donnerstags nachmittags von 14.30 bis 16.30 Uhr eine Spielgruppe
eingerichtet werden. „Pädagogisch ist diese Nachmittagsspielgruppe als Feld-,
Wald- und Wiesenerlebnisgruppe konzipiert“, erläuterte Bürgermeister Walter
Klein. Die Kinder seien sehr häufig im Wald unterwegs und hätten auf dem Gelände
des Kleintierzuchtvereins eine eigene Parzelle.
Das ergänzende Angebot wird von der Gemeinde mit den seitherigern
vertraglichen Konditionen mitfinanziert, so das einstimmige Votum des
Gemeinderates. Konkret bedeutet das etwa 6.500 Euro Mehrkosten für die Gemeinde.
Bisher waren schon 56.000 Euro jährlich für die altersgemischten Gruppen bereit
gestellt worden.
Auch für Kinder unter drei Jahren möchte der Kindertreff sein seitheriges,
auf den Vormittag beschränktes Angebot erweitern. Eine U3-Gruppe mit zehn
Plätzen für 10 bis 12 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren soll künftig sich
am Nachmittag zur Verfügung stehen. Daran gedacht ist zudem, die Öffnungszeiten
der beiden Nestflüchtergruppen auf sechs Stunden täglich, somit von seither 25
auf jetzt insgesamt 30 Wochenstunden zu erhöhen.
„Nach den Empfehlungen der Verordnung zum Kindertagesbetreuungsgesetz wird
die Gemeinde in diesem Fall ihren seitherigen Zuschussbetrag von 255 Euro auf
365 Euro erhöhen und maximal 43.800 Euro an Fördergeldern zahlen“, so der
Bürgermeister nach der einstimmigen Entscheidung des Gemeinderates.
Entgeltfreiheit für Geschwisterkinder
Seit dem Kindergartenjahr 2007/08 übernimmt die Gemeinde einen Betrag von 48
Euro für jedes Zweitkind ab drei Jahren, das einen örtlichen Kindergarten
besucht. Künftig wird dieser Förderbetrag auch für Geschwisterkinder unter drei
Jahren aufgebracht. Auf diese Regelung, die zum 01. September diesen Jahres
wirksam werden soll, verständigte sich der Gemeinderat. Auf rund 6.000 Euro
schätzt die Verwaltung den jährlichen Mehraufwand. Der Zuschussbetrag wird
unmittelbar über den jeweiligen Träger der Betreuungseinrichtung abgerechnet.
Fassadenanstrich für das Riegler-Haus
Das Franz-Riegler-Haus erhält auf der Ost- und Westseite einen neuen
Fassadenanstrich. Mit den Malerarbeiten beauftragt der Gemeinderat die Reilinger
Firma Hößler GmbH. Aus der Gemeindekasse müssen hierfür rund 26.500 Euro
aufgebracht werden. Im Verlauf einer beschränkten Ausschreibung hatte sich der
Reilinger Malerbetrieb als wirtschaftlichster Bieter ergeben.
Schiller-Schule mit neuem Rektor
Noch eine wichtige Personalentscheidung gab der Bürgermeister zum Ende des
öffentlichen Sitzungsteils bekannt. Die Friedrich-von-Schiller-Schule steht zum
01. August unter neuer Leitung. Bekanntlich geht mit Schuljahresende der
seitherige, langjährige Rektor Uwe Wolf in den Ruhestand. Das
Regierungspräsidium Karlsruhe hat zu seinem Nachfolger den seitherigen Konrektor
der Rauenberger Mannaberg Schule, Falk Freise, bestellt.
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