Öffentliche Gemeinderatssitzung am 15. September 2008
Aus finanzieller Sicht ein erfolgreiches Wirtschaftsjahr
Das Wirtschaftsjahr 2008 verläuft für die Gemeinde Reilingen aus finanzieller
Sicht erfolgreich. Dies teilte Bürgermeister Walter Klein während der jüngsten
Gemeinderatssitzung am Montagabend im Bürgersaal des Rathauses mit.
Es bleibe aber abzuwarten, ob sich die äußeren Rahmenbedingungen wie deutlich
höhere Schlüsselzuweisungen und ein höherer Anteil am Gesamtgemeindeanteil an
der Einkommenssteuer ebenso entwickeln werden wie im vorangegangenen Jahr.
Damals konnten im Zeitraum zwischen Finanzzwischenbericht und Jahresabschluss
unerwartet hohe Zuweisungen verbucht werden. "Sollte dies 2008 wiederum der Fall
sein, wird die im heute vorgelegten Finanzzwischenbericht prognostizierte
Ergebnisverbesserung noch deutlicher ausfallen", so Walter Klein. Ob allerdings
das Rekordergebnis 2007 wieder erreicht werde, sei jedoch derzeit "sehr
fraglich".
Die aktuellen Veränderungen stellte Gemeindekämmerer Ulrich Landwehr den
Ratsmitgliedern im einzelnen vor. So könne derzeit allein bei der Gewerbesteuer
mit einer Mehreinnahme von rund 750.000 Euro gerechnet werden. Insgesamt gehe
man derzeit von Mehreinnahmen von etwa 875.000 Euro aus, so Landwehr. Dieser
Betrag müsse aber um die höheren Ausgaben relativiert werden. Obwohl diese mit
rund 311.000 Euro angesetzt seien, bleibe ein Überschuss im Verwaltungshaushalt
von 564.000 Euro.
"Daher wird sich aus heutiger Sicht zum 31. Dezember 2008 die eingeplante
Zuführung an den Vermögenshaushalt um diesen Betrag auf rund 952.000 Euro
erhöhen". Das Ergebnis des Jahres 2007 habe als Rekordergebnis in der Reilinger
Geschichte bei 1,732 Millionen Euro gelegen.
Den Vermögenshaushalt ansprechend machte der Gemeindekämmerer deutlich, dass
die voraussichtliche Ergebnisverschlechterung ausschließlich auf die
Nichtinanspruchnahme der eingeplanten Kreditaufnahme zurückzuführen sei.
Landwehr: "Bei einem Rücklagenstand zum 31. Dezember 2007 von 1,56 Millionen
Euro kann das dadurch entstehende Defizit aber problemlos ausgeglichen werden".
Als erfreulich wertete er im weiteren Verlauf seiner Ausführungen die
Entwicklung der Verkäufe kommunaler Grundstücke. So konnten bisher drei weitere
Bauplätze im Neubaugebiet Holzrott IV verkauft werden.
Straßensanierung wird deutlich teuerer als erwartet
Auf Reilingen kommen in der nächsten Zeit richtig teuere
Instandsetzungsarbeiten von Straßen, aber auch von Abwasser- und Wasserleitungen
zu. Dies machte während der öffentlichen Gemeinderatssitzung am Montagabend im
Bürgersaal des Rathauses eine den Ratsmitgliedern vorgelegte Entwurfsplanung für
den Bereich der Friedens-, Kant- und Robert-Koch-Straße deutlich. Zunächst hatte
Bürgermeister Walter Klein die Anwesenden über den "gravierend schlechten
Straßenzustand" informiert und auf die dringende Notwendigkeit der
Straßenbauarbeiten hingewiesen.
Die anschließenden Ausführungen des mit den Planungsarbeiten beauftragten
Fachingenieurs vom Büro WSW & Partner GmbH aus Kaiserslautern, das seit Jahren
für die Gemeinde Reilingen tätig ist und die Situation vor Ort am besten kennt,
sorgten dann ob der Kosteneinschätzung für Betroffenheit am Ratstisch: Die im
Vermögenshaushalt 2008 für die Straßensanierung vorgesehen 218.000 Euro reichen
nämlich bei weitem nicht aus. "Nach unseren aktuellen Berechnungen wird sich die
Baumaßnahme auf 763.000 Euro verteuern", so der in der Sitzung anwesende
Fachingenieur Dieter Wild. Und rechnet man noch die zusätzlichen Kosten für die
Kanalerneuerung und –sanierung (323.600 Euro) sowie den Austausch der
Wasserleitungen hinzu, so wird die Gemeinde für die gesamten Arbeiten rund 1,18
Millionen Euro für die Instandsetzung der drei Straßen aufbringen müssen.
Und dass man für dieses Geld keine Luxusarbeiten vergeben wird, machten die
erläuternden Ausführungen der Planer deutlich. Demnach sei es vorgesehen, die
Fahrstreifen wie bisher in Asphaltbauweise auszuführen, für die Gehwege sei
Betonsteinpflaster angedacht. Zudem wolle man die Fahrbahnränder der Straßen mit
Rundbordsteinen einfassen. Und um besser in die Grundstücke einfahren zu können,
werde im Bereich der Ein- und Ausfahrten ein Tiefbordstein entlang der
Grundstücksgrenze gesetzt und niveaugleich abgesenkt.
Die Fahrbahnbreite wolle man, so Dieter Wild, mit 6,8 Meter ebenso unverändert
beibehalten wie die vorhandene verkehrsregelnde und wegweisende Beschilderung.
Bestehen bleibe aber auch die Beleuchtung. Wegen der zahlreichen unterirdischen
Versorgungsleitungen seien auf der gesamten Länge von 630 Metern der
auszubauenden Straßen zudem keine Begrünungsmaßnahmen vorgesehen. Begründet
wurde die deutliche Verteuerung der Straßenbauarbeiten mit einer Erneuerung des
gesamten Straßenoberbaus. Bei der Baugrunduntersuchung hatten die Experten
nämlich festgestellt, dass der Untergrund nicht ausreichend tragfähig sei. Damit
müsse ein kompletter Bodenaustausch vorgenommen und ein neuer, etwa 60
Zentimeter starker Straßenuntergrund eingebracht werden.
Und wenn man schon einmal die Straßenbereiche aufgräbt, sollen auch die
"erheblichen Schäden" am Kanalnetz behoben werden. Geht man von einer
Kanalerneuerung in der Robert-Koch- und Friedensstraße aus, die auch eine
Erhöhung der Weite von DN 300 auf DN 400 mit sich bringen wird, sowie einer
Kanalsanierung in der Kantstraße, dann dürften die Kosten für die drei Straßen
rund 323.600 Euro betragen, so Dipl. Ingenieur Simon Schuster vom Planungsbüro
Willaredt aus Sinsheim. Gehandelt werden muss auch wegen der inzwischen über 50
Jahre alten Trinkwasserleitungen aus Guss. Hier müsse man, so der Experte, mit
einem Sanierungsaufwand von rund 94.500 Euro rechnen. Wegen der fehlenden Mittel
im Haushaltsplan 2008 könne, so Bürgermeister Klein, mit den Arbeiten in diesem
Jahr nicht mehr begonnen werden.
Der Gemeinderat sprach sich dafür aus, die fehlenden Gelder im kommenden Jahr
bereit zu stellen. Zudem werde sich die Verwaltung um Fördergelder aus dem
Ausgleichsstock des Landes Baden-Württemberg bemühen. Sicher sei aber, so die
Erklärungen des Bürgermeisters, dass es für die Arbeiten am Kanal- und
Wassernetz keine Zuschüsse geben wird. Außerdem machte Walter Klein deutlich,
dass für die Anlieger der betroffenen Straßen keine Kosten entstehen würden. "Es
sei denn, die Anwohner wollen ihren eigenen Hausanschluss ab Grundstücksgrenze
ebenfalls erneuern." Die nicht zuschussfähigen Kosten für die Sanierung des
Mischwasserkanals müssten jedoch in die zukünftige Kalkulation der Wasser- und
Abwassergebühren mit einfließen. Die gesamten Arbeiten im Bereich der Friedens-,
Kant- und Robert-Koch-Straße dürften, wenn die Finanzierung gesichert ist, somit
im kommenden Frühjahr beginnen und etwa sieben Monate dauern.
Desolater Zustand der Weitsprunganlage
Eigentlich sollte im Gemeinderat darüber beraten und entschieden werden, ob
die Weitsprunganlage auf dem TBG-Sportplatz im Süden der Gemeinde wieder in
einen wettkampffähigen Zustand versetzt werden kann. Wegen noch offener Fragen,
insbesondere zur Finanzierung der Maßnahme, beließ es Bürgermeister Walter Klein
aber dabei, den Gemeinderat zunächst lediglich über das Vorhaben zu informieren.
Der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Friedrich Feth, zog daraufhin seinen
vorherigen Geschäftsordnungsantrag zurück, die Beratung und Beschlussfassung zu
diesem Thema von der Tagesordnung abzusetzen.
Die vom Ing.-Büro WSW & Partner vorgestellte Entwurfsplanung sieht vor, die
vorhandenen zwei Anlaufbahnen und drei Sprunggruben durch drei neue Anlaufbahnen
mit jeweils 51 Meter Länge und eine große Sprunggrube zu ersetzen. „Je nach
Ausführungsvariante erwarten wir einen Kostenaufwand von 36.000 bis zu 40.000
Euro“, so Dipl.-Ing. Dieter Wild. Im diesjährigen Vermögenshaushalt steht gerade
mal die Hälfte dieses Betrages, nämlich 20.000 Euro zu Verfügung. Gemeinsam mit
dem Verein will deshalb die Verwaltung nach tragfähigen Lösungsmöglichkeiten
suchen.
Bebauungsplan „Orterweiterung West“ wird überarbeitet
Weitgehend einig war sich der Gemeinderat über eine grundlegende
Fortschreibung der Inhalte des Bebauungsplanes „Ortserweiterung West“. Die
Leitplanung aus dem Jahr 1966 war bis 1977 mehrfach in verschiedenen
Teilbereichen geändert und somit recht unübersichtlich geworden. Außerdem haben
sich, so Dipl.-Ing. Christoph Bökenbrink vom beauftragten Planungsbüro WSW &
Partner, die Anforderungen an einen derartigen Plan mittlerweile gravierend
verändert. Nicht zu vergessen auch die vielfach geänderten gesetzlichen Vorgaben
und Nachverdichtungswünsche der dortigen Grundstückseigentümer.
Der Gemeinderat hatte deshalb schon im Frühjahr das Kaiserslauterner
Planungsbüro beauftragt, die vorhandenen Planungen zusammenzuführen und
grundlegend zu überarbeiten. Dipl.-Ing. Christoph Bökenbrink konnte zur
Ratssitzung die wesentlichen Grundzüge der neuen Konzeption vorstellen. Dabei
ging er insbesondere auf die Zielvorgaben und die künftigen Inhalte des
Planwerks ein. Angesprochen wurden beispielsweise der Ausschluss von Tankstellen
und Vergnügungsstätten, eine moderate Erweiterung der Grund- und
Geschossflächenzahlen oder die Aufnahme von Höhenbegrenzungen. Grundsätzlich
zulässig sollen künftig Dachgauben sein. Auch der verständliche Wunsch der
dortigen Bewohner auf eine behutsame Nachverdichtung des Areals soll
berücksichtigt werden. Auch das Thema Lärmschutz, insbesondere entlang der
Landesstraße 546, wird ein Thema dieses Planfeststellungsverfahrens sein.
„Als Bebauungsplan der Innenentwicklung kann die Planänderung im
beschleunigten Verfahren abgewickelt werden“, so Bökenbrink. Eine
Umweltverträglichkeitsprüfung werde nicht notwendig, wie auch auf ein besonderes
Monitoring verzichtet werden könne.
Das vom Gemeinderat akzeptierte Planwerk wird demnächst zur Einsicht offen
gelegt und das übliche Beteiligungsverfahren der Träger öffentlicher Belange
eingeleitet.
Sanierung der Diebelsbrücke beauftragt
In Auftrag gegeben hat der Gemeinderat die Betonerhaltungsarbeiten zur
Sanierung der Diebelsbrücke. Es ist das letzte Brückenbauwerk auf Reilinger
Gemarkung, das noch auf seine Sanierung wartet. Für die Sanierungsarbeiten
müssen rund 30.000 Euro aufgebracht werden. Im Verlauf einer öffentlichen
Ausschreibung hatte sich die Firma Modem Bau aus Bretten als wirtschaftlichster
Bieter herausgestellt. Mit der Arbeitsausführung muss kurzfristig begonnen
werden, damit noch vor Wintereinbruch ein Abschluss sichergestellt ist.
Häckselplatzzufahrt und Schwarzer Weg erhalten neue Verschleißdecke
Auf Widerstand der SPD-Fraktion stieß die anstehende Entscheidung zur
gemeinsamen Vergabe der Verkehrswegearbeiten am Schwarzen Weg und der Zufahrt
Häckselplatz. Nach Einschätzung von SPD-Sprecher Dieter Rösch habe der geplante
Ausbau der Häckselplatzzufahrt eher negative Auswirkungen auf die
Verkehrssicherheit. Eine Einbahnstraßenregelung sei dort völlig ausreichend.
Dieser Auffassung wollte sich die Ratsmehrheit nicht anschließen und gab grünes
Licht für den geplanten Straßenausbau.
Mit den Tiefbauarbeiten wurde die Firma Emil Eckert GmbH aus Reichartshausen
beauftragt. Sie hatte sich im Verlauf einer öffentlichen Ausschreibung als
wirtschaftlichster Bieter ergeben. Die Kosten belaufen sich für beide Maßnahmen
auf rund 27.000 Euro.
Zugkonstruktion der Trennvorhänge nicht mehr verkehrssicher
Die Verkehrssicherheit der Zugkonstruktion der Trennvorhänge in der
Fritz-Mannherz-Sporthalle ist nicht mehr gegeben. Sie muss daher erneuert
werden. Die Firma BTB Bayerischer Trennvorhangbau GmbH aus Weiden in der
Oberpfalz wird demnächst die notwendigen Arbeiten ausführen. Auf die Gemeinde
kommen maximal Kosten von rund 35.000 Euro zu. Sollte ein örtliches Unternehmen
in der Lage sein, die mit ausgeschriebenen Elektroarbeiten günstiger
auszuführen, könne sich, so die Mitteilung des Bürgermeisters, dieser Betrag
noch etwas verringern.
Energiesparende Heizungsanlage
Eine neue Heizungs- und Brauchwassererwärmungsanlage mit Brennwerttechnik
erhalten die Gemeindewohnhäuser in der Graf-Zeppelin-Straße 1 und Wilhelmstraße
20. Die Umrüstungsarbeiten übernimmt die Firma Jochen Götzmann aus St. Leon-Rot.
Hierfür muss die Gemeinde rund 29.000 Euro aufbringen. Der Vergabeentscheidung
des Gemeinderats war eine öffentliche Ausschreibung vorausgegangen.
Bebauungsplanverfahren zur Kenntnis genommen
Die Reilinger Interessen werden durch ein Bebauungsplanverfahren
„Gewerbegebiet Kaigartenallee“ der Stadt Waghäusel nicht berührt. Der
Planentwurf war daher vom Gemeinderat lediglich zur Kenntnis zu nehmen.
Der Bebauungsplan regelt die Bebauung des ehemaligen Munitionsdepot-Areals.
Weitere Spende
Eine weitere Spende durfte die Gemeinde dieser Tage einnehmen. Für Kunst und
Projekte der Klassen 9 und 10 der Schiller-Schule stellte das Hilfswerk des
Lionsclub Hockenheim 1.000 Euro zur Verfügung. Der Spendenannahme gab der
Gemeinderat die nach eigens erlassenen Richtlinien geforderte Zustimmung.
Anfragen aus Gemeinderat
Nach der Sommerpause nutzte der Gemeinderat die erste Gelegenheit, eine ganze
Anzahl von Anfragen an die Verwaltung zu richten. Sie galten dem Thema
Altlastenuntersuchung, der noch ausstehenden Beschäftigung eines
Schulsozialarbeiters, der Sperrung der Häckselplatzzufahrt an Rennwochenenden,
dem Betrieb des ehemaligen Montessori-Kindergartens bis hin zur Störung einer
Bestattungsfeier. Erfahren durften die Sitzungsbesucher, dass der Großbrand im
Reilinger Gewerbegebiet am 20. August bislang Kosten von rund 181.000 Euro
verursacht hat, die vollständig von der Gemeinde aufzubringen sind. Interessant
für die Nutzer der Nahverkehrsverbindung nach Walldorf auch die Information,
dass die Gespräche zur Einrichtung einer ständigen Buslinie nach Walldorf einen
guten Verlauf nehmen, verbindliche Aussagen aber zum derzeitigen Zeitpunkt immer
noch nicht möglich sind.
|