Öffentliche Gemeinderatssitzung am 13. Oktober 2008
Zur Kostendeckung notwendig
Wasserbezugspreis um 15 Prozent angehoben
Auf die Reilinger Haushalte kommen mit Beginn des neuen Jahres höhere
finanzielle Belastungen zu. Der Gemeinderat beschloss während seiner
öffentlichen Sitzung im Bürgersaal des Rathauses am Montagabend ohne
Gegenstimmen, die Wassergebühren von bisher 0,87 Euro auf 1,00 Euro zuzüglich
gesetzlicher Mehrwertsteuer je Kubikmeter Wasser zu erhöhen. Für einen
durchschnittlichen Haushalt bedeutet dies nach Auskunft von Bürgermeister Walter
Klein eine jährliche Mehrbelastung von etwa 22,00 Euro. Nach der Gemeindeordnung
sei man eigentlich gehalten, bei der Wasserversorgung als wirtschaftlichem
Unternehmen einen „angemessenen Ertrag“ zu erwirtschaften. Dieser gesetzlichen
Empfehlung sei man in der Vergangenheit regelmäßig nicht gefolgt. Klein: „Wir
haben in unserer Eigenbetriebssatzung eine Gewinnerzielungsabsicht grundsätzlich
ausgeschlossen, müssen aber dafür die volle Kostendeckung bei den Wassergebühren
umsetzen“. Je nach Verbrauchsgebührenkalkulation müsste das Wassergeld
entsprechend erhoben werden.
Der Bürgermeister erinnerte daran, dass die zum 01. Januar 2001 vorgenommene
Reduzierung der Wassergebühren von 0,92 auf 0,87 Euro hätte bis Ende 2008
durchgehalten werden können. Da aber der Wasserverbrauch rückläufig gewesen und
auch für das laufende Jahr nicht mit einem Verbrauchsanstieg zu rechnen sei,
könne für 2008 nicht mit deutlichen Mehrerlösen gerechnet werden.
Die vom Zweckverband zwischen Januar und August bezogene Wassermenge liege zwar
um 16.300 Kubikmeter über der Bezugsmenge des Vorjahres, aber in dieser
Verbrauchszahl sei mit drei Millionen Liter auch das Löschwasser für den
Großbrand im Reilinger Industriegebiet enthalten, sowie der Wasserverlust eines
lange Zeit unentdeckten Wasserrohrbruchs im Gartengelände am Friedhof mit
immerhin 18.400 Kubikmeter.
„Nach dem geltenden Grundsatz der vollen Kostendeckung bleibt uns daher
nichts anderes übrig, als ab dem 01. Januar 2009 den Wasserpreis in Reilingen
zunächst bis Ende 2010 zu erhöhen“, so der Bürgermeister.
Für die SPD-Fraktion bedauerte Dieter Rösch, dass jetzt einer jener Fälle
eingetreten sei, wo die Bürger für ihr ökologisches Verhalten am Wasser zu
sparen, „bestraft“ werden. Um aber die tatsächlichen Kosten zu decken, gebe es
keine andere Möglichkeit als die Erhöhung der Wassergebühren. „Bei den
vorliegenden Daten können wir einfach nicht anders handeln“, bat Rösch die
Reilinger Bürger um Verständnis.
Auch für die FDP-Fraktion gebe es keine andere Möglichkeit, als der
15-prozentigen Gebührenerhöhung zuzustimmen, erklärte Jens Pflaum. Eine solche
Entscheidung in der heutigen Zeit zu treffen sei nicht einfach, aber die
entstehende Unterdeckung müsse ausgeglichen werden.
Für die Freien Wähler erinnerte Friedrich Feth noch einmal daran, dass die
Gemeinde bereits seit Jahren immer nur die tatsächlichen Kosten für die
Wasserversorgung ohne einen Cent Gewinn weitergeben würde. Daher sei die jetzt
zu treffende Entscheidung vernünftig und bürgernah. Schließlich würden die
Gebühren auch gesenkt, wenn es die Kalkulation zulasse.
Ähnlich auch die Auffassung von Rudi Askani von der CDU-Fraktion: Es sei
besser, rechtzeitig zu kalkulieren und zu reagieren, als später nachbessern zu
müssen. So könne der Bevölkerung aktuell anstatt eines „großen Brockens“ nur
eine geringe Erhöhung weitergeben werden. „Dies ist unseren Bürgern auch besser
vermittelbar“, so Askani.
Abwassergebühr bleibt konstant
Zufrieden zeigten sich die Ratsmitglieder dagegen mit der vorgelegten
Kalkulation der Abwassergebühren für die Jahre 2009 und 2010. Da diese von einer
unveränderten, kostendeckenden Gebühr von 1,85 Euro pro Kubikmeter ausgeht, gab
es bei diesem Tagesordnungspunkt keinen weitergehenden Handlungsbedarf.
Verwaltungsgebühren nur geringfügig anzupassen
Seit der Neufassung des Kommunalabgabengesetzes 2005 müssen die
Verwaltungsgebühren in regelmäßigen Abständen überprüft werden. Eine
Neukalkulation hat ergeben, dass lediglich bei sechs Amtshandlungen eine
geringfügige Gebührenanhebung von 50 Cent bis 1,00 Euro notwendig wird. Im
wesentlichen bleiben die Gebührensätze damit unverändert.
Der genaue Wortlaut der vom Gemeinderat einstimmig beschlossenen
Änderungssatzung mit Gebührenverzeichnis kann der heutigen Amtsblattausgabe
entnommen werden.
Jahresvertragsarbeiten in Auftrag gegeben
Entschieden hat der Gemeinderat über die Vergabe von zwei
Jahresvertragsarbeiten. Zum einen war das Zerkleinern und der Abtransport von
Häckselgut in den Jahren 2009 und 2010 in Auftrag zu geben. Über eine
öffentliche Ausschreibung war die Firma KHS Holzaufbereitung GmbH aus Remchingen
als wirtschaftlichster Bieter ermittelt worden. Sie bietet die Leistung für 7,14
Euro brutto je Kubikmeter Häckselgut an. Der Kubikmeterpreis liegt um 24 Cent
über dem seitherigen Kostensatz und wird damit die Betriebskosten für den
Häckselplatz ab dem kommenden Jahr etwas verteuern.
Die Firma Walter Sailer aus Sandhausen wird auch in den kommenden zwei Jahren
die regelmäßig wiederkehrenden Unterhaltungsarbeiten an Straßen und Gehwegen im
Rahmen eines Zeitvertrages ausführen. Sie hatte im Verlauf einer öffentlichen
Ausschreibung das wirtschaftlichste Angebot abgegeben. Der Gesamtwert der
auszuführenden Arbeiten liegt bei jährlich rund 35.000 Euro.
Planerische Belange nicht berührt
Im Regelfall sind Reilinger Interessen bei der Vorlage von Bauleitplänen aus
Nachbargemeinden nicht berührt. So auch bei dem nach dem Baugesetzbuch
aufeinander abzustimmenden Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbandes
Heidelberg-Mannheim und dem Bebauungsplan für die Grundstücke Hauptstraße 59 bis
63 der Gemeinde Altlußheim.
Feuerwehrkommandant Florian Petzold abberufen
Zum Ende des öffentlichen Sitzungsteils entsprach der Gemeinderat noch dem
Antrag des Feuerwehrkommandanten Florian Petzold, ihn aus beruflichen Gründen
und einer damit verbundenen Abwesenheit von seinem Amt zu entbinden. Bis zur
Neuwahl des Kommandos wird der stellvertretende Kommandant Mike Supper die
Reilinger Feuerwehr leiten und die Geschäfte führen.
Anfragen aus dem Gemeinderat
Die gegenwärtigen Schwerpunkte der Ratstätigkeit kommen in der
obligatorischen Frageviertelstunde zum Ausdruck. Angesprochen wurden die
anstehenden Arbeiten zum Austausch des Antriebs der Trennvorhänge in der
Fritz-Mannherz-Sporthalle. Hinweise galten dem schlechten Zustand des Wegebelags
entlang dem ehemaligen Munitionsdepot. Informationen gab die Verwaltung zum
Stand der geplanten Baulanderschließung „Fröschau/Wörsch“ und zur Zukunft des
kleingärtnerisch genutzten Areals entlang des Sandweges.
Besorgt zeigte sich auch der Reilinger Gemeinderat über die Folgen der
weltweiten Finanzkrise. Hier konnte Bürgermeister Klein fürs erste beruhigen.
Die Gemeinde habe ihr Geld stets nur zur Verbesserung ihrer Infrastruktur
eingesetzt, keineswegs aber spekulative Geldanlagen getätigt.
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